© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001

 
PRO&CONTRA
Abrüstung beim Silvester-Feuerwerk?
Hans-Peter Zenner / Hans Moeller

Feuerwerkskörper verbieten? Nein - und nochmals nein: dazu machen sie zuviel Spaß. Allerdings - sie machen Lärm und Lärm kann krank machen, insbesondere können unheilbare Hörschäden auftreten. Gefahren und Schädigungshäufigkeiten von Feuerwerkskörpern werden leider weithin unterstützt.

Knall- und Explosionstraumata durch Feuerwerkskörper werden durch Impulslärm (Lärm mit Schalldruckspitzen) hervorgerufen. Kurze Schallimpulse von einzelnen Feuerwerkskörpern - gezündet in einem Abstand von zwei Metern - können Spitzenkegel von 145 bis über 160 Dezibel erreichen. Impulslärm ist gehörgefährdender als Dauerlärm. Bei einer Impulsdauer von weniger als 25 Millisekunden nimmt die subjektive Lautstärkeempfindung stark ab, da Lautstärke subjektiv aus einer Kombination von Schalldruckpegel und Zeitdauer analysiert wird. Bei Impulslärm, wie er durch Knallkörper erzeugt wird, ist das Ohr deshalb gehörschädigenden hohen Schalldruckpegeln ausgesetzt, ohne daß dies als solches empfunden oder wahrgenommen wird.

Rund 8.000 Personen erleiden in einer Nacht in Deutschland eine Innenohrverletzung durch solch ein Knall- oder Explosionstrauma - und zwar in der Silvesternacht. Während sich das Gehör in einem Teil der Fälle wieder erholt, bleibt bei mehr als 50 Prozent eine dauerhafte, unheilbare Schwerhörigkeit bestehen. Außerdem leidet eine nicht unerhebliche Zahl von Personen an dauerhaften Ohrgeräuschen (Tinnitus).

Übrigens - meist sind es junge Menschen, die verletzt werden. Sie brauchen unseren besonderen Schutz. Also: Silvester-Knaller ja - aber runter mit dem Schalldruckpegel, beispielsweise auf 95 Dezibel. Das ist immer noch sehr laut, könnte aber wahrscheinlich mehr als 90 Prozent der Schäden vermeiden. Zum Schutz der Jugend ist hier der Gesetzgeber mit einer Regelbegrenzung gefordert.

 

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans-Peter Zenner ist Direktor der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde in Tübingen.

 

 

Die ungebrochene Freude der Bevölkerung an Feuerwerk zeigt sich nicht nur an recht stabilen Umsätzen zu Silvester - Umsatzschwankungen sind hier lediglich wetter- oder beschaffungskonform.

Jedoch ist Vorsicht beim Erwerb geboten, da der illegale Import von nicht vom Bundesamt für Materialforschung (BAM) geprüften Feuerwerk aus den ehemaligen Ostblockstaaten zwar konkurrenzlos billig, aber höllisch gefährlich, gar lebensbedrohlich ist. Die Kontrolle dieses Feuerwerks, das eingestandenermaßen konkurrenzlos im Preis ist, ist ein vordringliches Anliegen der deutschen pyrotechnischen Industrie. Nur so kann sie erreichen, daß ihr Ruf in Sachen Sicherheit des Feuerwerks nicht beschädigt wird. Daher ist der Verband der pyrotechnischen Industrie auch dabei, die Euro-Normung voranzutreiben.

Die Fertigung von Groß- und Kleinfeuerwerk hat in Deutschland eine über 200jährige Tradition. Feuerwerksmeister und viele Pyrotechniker fertigen auch heute noch viele Artikel mit einem sehr speziellen Verfahren. Auch heute ist aufgrund der Sicherheitsauflagen noch sehr viel Handarbeit erforderlich.

Die meisten Unfälle in der Silvesternacht sind leider immer wieder auf unsachgemäße Handhabung des Feuerwerks zurückzuführen. Oftmals bleibt es nicht nur bei ein paar Narben; verlorenes Augenlicht, beschädigte Trommelfelle und durch Verbrennungen entstellte Gesichtshälften sind alljährlich zu beklagen.

Es gilt also, ausdrücklich die Hinweise auf den Verpackungen zu befolgen. Wenn diesen Anleitungen jeder Folge leistet, kann es zu oben beschriebenen Verletzungen kaum kommen. Insbesondere die Entfernungen zu Personen, Tieren und Gebäuden müssen beachtet werden - damit auch alle weiterhin Spaß am Feuerwerk haben können. Das gilt für Böller wie für Raketen.

 

Hans Moeller ist Leiter der Marketingabteilung und Pressesprecher von NICO-Feuerwerk in Trittau.


 
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