© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/01 14. Dezember 2001

 
Neulich im Internet
Egal!
Erol Stern

Sicher, es ist moralisch verwerflich, daß Schüler sich neuerdings Spickzettel per SMS schicken lassen können - bei mir gab es so was nämlich nicht! Daß man in Kuba nur als Tourist ins Internetcafé darf und China 17.000 derselben schließt, kratzt mich wenig. Auch die neuen Kutten der Franziskaner- Mönche mit Handytasche sowie die Verleihung des Big-Brother-Awards (Negativ-Preis von Datenschützern) für Innenminister Schily lassen mich richtig kalt. Ein19jähriger soll seine Niere bei Ebay zur Versteigerung angeboten haben und steht dafür wegen Organhandels vor Gericht. Immerhin habe ich mir Quam.de angeschaut, die mit pseudointellektuellen Weisheiten für ihren stinknormalen Mobilfunk werben. Ja, sogar einen Internetbiergarten gibt es - drei Mal dürft Ihr raten in welchem Bundesland? Statt mich aber um solch Weltbewegendes zu kümmern, habe ich allabendlich vor dem PC gesessen und mein neues Depotkonto getestet. Natürlich erlag ich der Versuchung, mein sauer verdientes Geld in spekulativen Aktien anzulegen. Die 500 Märker, die ich dabei investierte, ließen mich in nächtlichen Phantasien von einer radikalen Umkrempelung des deutschen Aktienmarktes träumen. Wie würden Börsenprofis reagieren, wenn jemand u.a. Werte einer maroden Berliner Bankgesellschaft erwirbt? Würde diese Tat allgemeine Verwirrung und einen Anstieg der Aktien bewirken? Bisher waren meine ersten Investment-Gehversuche der Weltwirtschaft ebenso egal wie mir das derzeitige Weltgeschehen, doch meine „Sternstunde“ naht, zockt Euer EROL STERN


 
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