© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/01 30. November 2001

 
WIRTSCHAFT
Die amerikanisierte Deutsche Bank
Bernd-Thomas Ramb

Gebannt wie das Kaninchen vor der Schlange scheint die Deutsche Bank auf den kommenden Machtwechsel in der Führungsetage zu starren. Im Mai 2002 soll der designierte Nachfolger des nicht immer glücklich operierenden Vorstandschefs Breuer durch den agilen Schweizer Ackermann ersetzt werden. In der lähmenden Situation eines Vorstandsvorsitzenden auf Abruf wird vielfach der Ruf nach einer vorgezogenen Machtübernahme laut. Zumal Ackermann eine kräftige Umstrukturierung der Bankenspitze plant. Statt eines Vorstandschefs möchte er die amerikanische Leitungsvariante des CEO (Chief Executive Officer) verwirklichen. Das klingt militärisch straff und weniger nach loyalem Dienst am Altkunden.

Ackermann will die totale Profitorientierung, was prinzipiell nicht verkehrt ist. Nur das auf Gewinn ausgerichtete Unternehmen, egal ob Kondomproduzent oder Bankdiensteanbieter, hat in Zeiten zunehmend perfekter Märkte eine Überlebenschance. Dieses Streben besaß aber auch sein künftiger Vorgänger Breuer. Entscheidend ist alleine das „Wie“. Ackermann will nicht nur das feine Tuch der Bankenwelt durch die Atmosphäre der aufgekrempelten Hemden ersetzten, er plant auch strikte Zahlenvorgaben. Nur Renditen von 15 Prozent sind für ihn akzeptabel. Die Folge: Ein kräftiges Anheben der Kreditzinsen. Bescheidenere Geschäftskredite mit nur 2,5 Prozent Arbitrage sind seiner nicht würdig. Bei dieser Bankenphilosophie nimmt er billigend in Kauf, daß mittelständische Firmen und nicht mehrere Millionen Privatvermögen Besitzende gnadenlos aus der Deutschen Bank herausgekickt werden. Ob dieses Gewinnkonzept aufgeht? Andere amerikanische CEOs sind schon an geringerem Größenwahn gescheitert. Hier aber wird nebenbei der Mercedes der Banken verchryslert.


 
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