© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/01 09. November 2001

 
Leserbriefe

Zu: „Die CDU in der Falle“ von Alexander Barti und „Sturz ins Bodenlose“ von Thorsten Thaler, JF 44/01

Das Volk fehlt zusehends

Auf jeden Fall und unbestreitbar ist die CDU jetzt an einem Wählerstimmenanteil von 18 Prozent näher dran als die FDP. Einer zur Bevölkerungspartei gewordenen CDU, ehemals Volkspartei, fehlt mehr und mehr das Volk. Da die CDU angesichts ihrer Ein- und Zuwanderungsvorstellungen sich ebenfalls ein anderes Volk wünscht, können gleich die authentischen Originalvertreter dieser Zielvorstellungen gewählt werden. Und bei der SED-PDS hätte man überdies wohl die Gewähr, daß z.B. der Mehrheitsrest der Berliner Wasserwerke nicht verantwortungslos durch Spekulation verscherbelt würde, abgesehen vom Effekt einer Protestdemonstration.

Manfred Wandtke, Düsseldorf

 

Bekannte Verschweigepraxis

Ihre genannten Gründe über das schlechte Abschneiden der rechtskonservativen Republikaner sind absolut unzureichend.

Der entscheidende Grund ist die Verschweigepraxis des Medienkartells!

Ein paar Beispiele: Zu Gesprächsrunden wurden maximal die Kandidaten von Liste 1 bis 4 und 6 eingeladen! Die REP, Liste 5, wurden nie eingeladen!

  Bei Berichten zu den bestehenden Bezirksverordnetenversammlungen, wo die REP in fünf vertreten waren, wurde den REP der Platz, der ihnen zusteht, verweigert. Außerdem wurde der TV-Wahlspot vom SFB abgelehnt, und das mit einer merkwürdigen Begründung. Denn das, was der SFB bemängelte, war dem Gericht egal! 

Karsten Zemke, Berlin

 

 

Zu: „Die CDU in der Falle“ von Alexander Barti, JF 44/01

Nicht in der Lage

Die CDU duldet, wie sie oft genug bewiesen hat, rechts neben sich keine andere Partei. Sie muß dann, um diejenigen Anhänger und Wähler, die solch eine rechte Partei in Deutschland zweifellos haben würde, an sich zu binden, selbst eine rechte Partei sein oder zumindest das Bestreben an den Tag legen, es zu werden.

Tut sie das aber nicht, sondern versucht sie, links das zu gewinnen, was sie rechts verliert, wird sie scheitern. Ein solches Vorgehen erschiene nämlich stets als das, was es auch ist, eine von der Gier nach Posten und Pfründen und der Angst vor Kritik getragene, typisch bürgerliche, dümmlich-servile Anbiederei an die leider Herrschenden. Wie sich allerdings beispielsweise in Berlin wieder gezeigt hat, ist die CDU jedoch weder Willens noch in der Lage eine rechte Partei zu sein, im Gegenteil.

Frank Stritzl, Frankfurt

 

Worte endlich wahrmachen

Herr Schily sollte seinen Bundeskanzler irgendwo hintreten, damit der seine Worte vom 20. Juli 1997 endlich wahr macht: „Wir dürfen nicht mehr so zaghaft sein bei ertappten ausländischen Straftätern. Wer unser Gastrecht mißbraucht, für den gibt es nur eins: Raus und zwar schnell“.

Hans Rantz, Stolberg

 

 

Zu: „Griffe kloppen am Schreibtisch“ von Dieter Stein, JF 44/01

Kritische Solidarität

Das Wort der uneingeschränkten Solidarität mit den USA erinnert schal an die unverbrüchliche Freundschaft mit dem Bruderland UdSSR. Richtig ist meines Erachtens kritische Solidarität. Diese gebietet es, weil die USA tatsächlich unser Bruder ist. Die Angelsachsen stammen aus dem heutigen Schleswig-Holstein und Jütland. Gemeinsam mit Deutschen haben sie entscheidend die USA bevölkert.

Darüberhinaus ist Deutschland mit den USA, Westeuropa (bis Kroatien und Estland), Australien und Neuseeland ein Kulturkreis, der von (West-)Rom, katholischer Kirche und deren protestantischen Abspaltungen geprägt ist. Zwischen diesen Ländern gibt es Unterschiede (wie auch zwischen Bayern und Brandenburg), wobei man mal hier mal dort dies oder jenes besser finden mag. Aber nur innerhalb dieses Kulturkreises kann ich so leben, wie ich leben möchte; am deutlichsten zeigt sich dies im Zusammenleben mit dem „anderen Geschlecht“.

Somit ist es mein Interesse, diesen unseren Kulturkreis zu verteidigen gegen eine schleichende Islamisierung. Dem Islam fehlt die Aufklärung; Trennung von Religion und Staat ist die Ausnahme. Daß Anschläge gegen Ziele in Deutschland geplant sind, kann man nicht ausschließen, aber fest steht, daß es allein in Berlin die auf „La Belle“, „Mifgash“ und „Mykonos“ aus islamischer Richtung gab. Kritische Solidarität heißt als Journalist auch die USA zu kritisieren, aber wissen, zu wem man im Zweifel gehört.

Jens Geissler, Berlin-Karow

 

Geostrategisches Projekt

Im Fischer Weltalmanach 1998 ist unter dem Stichwort „Afghanistan“, Sonderbeitrag „Die Taliban“, zu lesen: „ ... Pakistan und die USA verfolgen in dieser Region seit längerem das geostrategische Projekt, einen stabilen Korridor zu schaffen, der Handelsverbindungen und Zugang zu den großen Öl- und Erdgasvorkommen und Erzlagerstätten der zentralasiatischen Republiken gewährt ... Westliche Investoren, u.a. der Ölkonzern Unocal, haben Vorleistungen in Milliardenhöhe erbracht, um das Vorhaben einer Pipeline voranzubringen, die von Zentralasien durch Afghanistan an den Indischen Ozean und nach Pakistan führen soll.“ (Karte mit den geplanten Pipelines im Text).

Bin Laden sei Dank, obwohl bis heute kein Beweis für den Terroranschlag von seiner Hand vorliegt, wurden Vorwände gefunden, die Taliban niederzubomben, Afghanistan dann zu besetzen und schließlich „das geostrategische Projekt“ zu realisieren. Aber laut Bush jun. handelt es sich um „einen Kreuzzug“ unter dem Motto „Unendliche Gerechtigkeit“.

In der Ausgabe 2002 des Fischer Weltalmanachs fehlt der oben genannte Artikel. 

Josef August Neuberger, Höhenkirchen

 

Vorwand erfolgreich gefunden

Mich irritiert immer wieder der permanente Vergleich der Anschläge auf das WTC bzw. Pentagon mit dem damaligen Anschlag der japanischen Luftwaffe auf Pearl Harbour in unseren Medien.

Nun weiß jeder halbwegs historisch gebildete Mitbürger, daß der letztere Angriff durch eine für Japan lebensbedrohende Seeblockade durch die US-Kriegsmarine geradezu herausgefordert wurde. Obwohl durch Abhörung des japanischen Funkverkehrs Ort und Zeit des Anschlags genau bekannt waren, opferte Roosevelt aus kalter Berechnung 3.500 Marinesoldaten, um die amerikanische Öffentlichkeit endlich kriegsbereit zu stimmen.

Zu meinem großen Erstaunen las ich nun im Spiegel vom 29. September 2001, daß die USA bereits im Juli 2001 das pakistanische Militärregime über Angriffspläne gegen Afghanistan zur Sicherung der unermeßlichen Öl- und Gasreserven Zentralasiens und des Kaspischen Meeres unterrichteten. Bei der regen Verflechtung dieses Regimes mit den Taliban und dieser wiederum mit bin Laden hätte man diese Kriegserklärung dem letzteren auch gleich persönlich überbringen können.

Nun verstehe ich aber den Vergleich mit Pearl Harbour viel besser.

Rainer Bussenius, Berlin

 

 

Zu: „Krieg und Frieden“ von Jörg Fischer, JF 44/01

Hochgepäppelte Genossen

Die PDS hat sich als Antikriegspartei geoutet und das wird von den Medien durchaus nicht verschwiegen. Andere Parteien werden dafür in den Dreck gezogen oder sie werden totgeschwiegen. Offensichtlich haben die Strippenzieher der Politik ein Interesse daran, die PDS hochzupäppeln. Mit der Globalisierung und weiterer Polarisierung des Reichtums und der Armut bekommen kommunistische Interessen wieder Zulauf.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: „Auge um Auge“ von Michael Wiesberg, JF 44/01

Vorsicht mit Diffamierungen

Die USA meinen berechtigt zu sein, andere Staaten, die sich nicht ihren Vorstellungen unterwerfen wollen, als Schurkenstaaten bezeichnen zu können. Mit welchen Augen dürfen die, die sich noch eines klaren Verstandes bewußt sind, die USA und Israel sehen? Wer selbst im Glashaus sitzt - nur zu erinnern an Dresden, Nagasaki und Hiroshima - sollte vorsichtiger mit Diffamierungen umgehen.

Horst H. Geisel, Duisburg

 

 

Zur Meldung: „Nooke: Kritik an Kirche wegen Stasi-Verstrickung“, JF 44/01

Oktroyierte Weltanschauung

Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche war insbesondere in den fünfziger Jahren noch sehr gespannt. In Aufzeichnungen der SED-Kreisleitungen ist überliefert, daß aufrechte Pfarrer gegen das Oktroyieren der materialistischen Weltanschauung, gegen die Abschaffung des Religionsunterrichtes in staatlichen Schulen und gegen den Zwang zur Jugendweihe kämpften. Nicht zuletzt traten sie, wie übrigens damals die übergroße Mehrheit der eingesperrten Zonenbewohner, konsequent für die deutsche Wiedervereinigung ein. Über solche Pfarrer wird in meinem Buch „Ohne Gott und Sonnenschein“ berichtet, auch in Band 2. Der Titel geht übrigens auf die antireligiöse Propaganda-Losung der SED „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein“ zurück.

Jürgen Gruhle, Nauendorf

 

 

Zu: „Nach dem jüngsten Gericht“ von Kai Zirner, JF 44/01

Mangel an Sensibilität

Mehr als unbehaglich stimmen mich die Redewendungen Kielmannseggs: „Der deutsche Osten - es gibt ihn nicht mehr - er ist in einem wirklich Jüngsten Gericht der Geschichte untergegangen ...“. Hier kehrt wieder jemand aus Mangel an Sensibilität, vielleicht auch nur aus Gedankenlosigkeit, eines der dunkelsten Kapitel unserer Zeit einfach unter den Teppich. Löst man so ein Problem?

Die Vertreibungsgeschichte von Millionen Deutschen zwischen Ostpreußen und den Sudetenländern und darüberhinaus bis in die großen Siedlungsgebiete in Ungarn, Rumänien und Jugoslawien wird so zum Gottesgericht erklärt. Dies erschüttert mich. Wir können die Tragödie nicht ungeschehen machen, aber wir müssen alles tun, um endlich durch Wahrhaftigkeit im Umgang mit unseren Nachbarvölkern zu einem dauerhaften, partnerschaftlichen Verhältnis zu kommen.

Willi Cerull, Hamburg

 

 

Zur großen Leserumfrage, JF 44/01

Neue wichtige Ressorts

Aus meiner Sicht erschiene die JUNGE FREIHEIT mit der Einführung folgender neuer Ressorts gut beraten: Geopolitik, Staatspolitik, Rechtspolitik und Eurasien.

Die Geopolitik repräsentiert eine in Deutschland chronisch vernachlässigte Schlüsselwissenschaft zur Erfassung weltpolitischer Gegebenheiten und zur eigenständigen Formulierung einer stringenten Außenpolitik. Staatspolitische Überlegungen werden vom Verbandsegoismus der Parteien zunehmend verschüttet.

Die riesige eurasische Landmasse definiert sich als einheitlicher geographischer Kontinent, der nur durch kulturelle Gegebenheiten künstlich in die Kontinente Europa und Asien unterteilt wird. Zur Wahrung der eurasischen Kulturen ist eine zunehmende politische „Vereinigung“ dieses Großkontinents unverzichtbar. Denknotwendige Vorstufe hierfür wäre die Schaffung eines eurasischen Bewußtseins. Ein solches zu etablieren, wäre die fruchtbare Aufgabe einer Eurasien-Seite. 

ANDREAS WISUSCHIL, MÜNCHEN

 

 

Zu: „Schlacht der Lügen“ von Michael Wiesberg, JF 43/01

Gleicher als die anderen?

Über den Vergleich Bush-bin Laden der berühmtesten und erfolgreichsten indischen Schriftstellerin Arundhati Roy zu ihrer Aussage: „Ich hoffe, ich habe ein Tabu gebrochen“, ist der Tagesthemen- Moderator Ulrich Wickert beinahe aus seiner Erfolgskurve geflogen. Frau Roy hat die Städte Hiroshima, Nagasaki und sogar Dresden genannt. Sie kennt sich in der Geschichte scheinbar besser aus als viele Deutsche.

Verwunderlich ist für mich nur, daß der Moderator Ulrich Wickert über die Wiedergabe von Aussagen der Autorin Roy härter abgeurteilt wird als der Nobelpreisträger Günter Grass über die Aussage: „Die israelische Besiedlung ist eine kriminelle Handlung“. Sind die einen doch gleicher als die anderen?

Erich Seibel, Neukirchen

 

 

Zu: „Das Geheimnis bewahren“ von Thorsten Thaler, JF 40/01

Unterwürfige Anbiederung

Die Aussagen des Kardinals Scheffczyk bewegen die allermeisten Christen überhaupt nicht mehr. Anders dagegen die unterwürfige Anbiederung der römisch-katholischen Bischofskonferenz an den Islamismus. Dieser gebietet aber nur den Muselmanen untereinander Friedfertigkeit . Gegen alle „Ungläubigen“ (Christen, Juden, Heiden) fordert er dagegen offen - oder durch die korangemäße Takiya (Täuschung) verhüllt - Aggressivität. Der Koran, in 5,8,9 über die Christen: „Bekämpft die Nichtgläubigen, die in eurer Nachbarschaft wohnen“, „darum haut ihnen die Köpfe ab“, „Diese von Allah verfluchten Leute. Allah schlage sie tot.“

Nun macht auch noch Kardinal Meißner die Christen ratlos, wenn er sagt, daß der islamische Terror in New York und Washington „nur in Gottesverachtung begründet sein kann“. Gut so. Doch welchen Geist meint er? Den „allmächtigen und barmherzigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist“? Die Muselmanen verfluchen aber diesen; sie sehen die Anschläge keineswegs als Mißachtung ihrer Gottheit an!

Die Hirten verwirren ihre Noch-Schafe und die Muselmanen freut‘s!

Dr. Alfred W. Kumm, Bonn

 

 

Zu: „Religionsfreiheit mit Folgen“ von Lennart Lopin, JF 40/01

Rückfall ist nicht hinnehmbar

Muslimische Religionsführer bemühen sich zur Zeit besonders, ein friedliches, den Nächsten liebendes Bild ihrer Religion darzustellen. Enthalten ist das schon. Die Praxis sieht jedoch, wie beim Christentum auch, anders aus; durch das Mitwirken radikaler Koranausleger und Gläubige, die fanatisch diesen Köpfen folgen.

Bei Muslimen und Christen hat man es einerseits jeweils mit frommen, friedlichen „Gutmenschen“ zu tun und andererseits mit Fundamentalisten - aus denselben Religionen heraus. Darin liegt die Schwierigkeit für eine Überwachung.

Unsere Kultur, die sich selbst nur noch gelegentlich gegen Restbestände der archaischen Religion, des Christentums, zur Wehr setzen muß, wird hier erneut mit einer Situation aus der Zeit vor der eigenen Aufklärung konfrontiert. Ein Rückfall ist nicht hinnehmbar.

Bodo Wallasch, Wolfenbüttel

 

 

Zur Berichterstattung der JF über das Attentat in den USA und seine Folgen

Einseitige Schuldzuweisungen

Islamistische Fanatiker begehen eine Wahnsinnstat, die etwa 5.000 Unschuldige das Leben kostet. Soweit die Fakten. Die JF jedoch sieht das so: Es handele sich um „Rückstoßeffekte“ der schurkigen US-Außenpolitik, getragen von hehren Exponenten einer Widerstandsbewegung gegen die ach so brutale US-Weltherrschaft.

Es gehört schon eine reichlich pathologische Wahrnehmung dazu, um Extremisten, die tote Zivilisten bejubeln - solange es nur „Ungläubige“ sind -, praktisch als eine Art etwas radikalere Globalisierungsgegner aufzufassen. Es ist weiterhin mindestens naiv anzunehmen, daß Deutschland von Attentaten dieser Art verschont bliebe, wenn es nur die US-Toten besonders demonstrativ im Stich ließe. Dieses Attentat war definitiv ein Anschlag des fundamentalistischen Islam auf den gesamten Westen im Sinne eines Heiligen Krieges gegen die Ungläubigen. Deswegen tun nun tiefgreifende Zurüstungen eher not als larmoyante Schuldzuweisungen innerhalb des eigenen Kulturkreises. Wenn außerdem die eigene Jugend sich lieber mit Cola und Hamburgern als mit richtiger Kultur umgibt, so ist es unfair, diese eigenen Verfallserscheinungen den USA als Kulturimperialismus vorzuwerfen.

Bei aller berechtigten Kritik an der US-Machtpolitik gilt: Solange mir niemand eine maßvollere, zuverlässigere und vor allem uns Deutschen zugewandtere Weltmacht präsentieren kann, gebe ich den USA den eindeutigen Vorzug.

Philipp Kalk, Berlin


 
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