© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/01 02. November 2001

 
Leserbriefe

Zu: „Die CDU in der Falle“ von Alexander Barti, JF 44/01

In die Defensive begeben

Die Wahlergebnisse der einzelnen Wahlbezirke zeigen eine deutliche Tendenz. Im Westteil ist die PDS weitestgehend ohne Einfluß und rekrutiert sich meist aus Personen, die aus dem Osten in den Westen gezogen sind, sowie einigen unverbesserlichen Kommunisten, die es schon vor dem Mauerfall gab. Die Wahlergebnisse der SPD im Westteil der Stadt sind durch die Medienbeeinflußung durch die SPD und linksgerichtete Medien erzeugt worden. Während die „Taten der CDU“ aus der Zeit der großen Koalition hochgespielt wurden, wurden die „Taten der SPD“ verschwiegen. So wurde der Schwarze Peter der Bankenangelegenheit der CDU einfach in die Schuhe geschoben, während die Schuld eigentlich bei der amtierenden SPD-Regierung lag, denn Landowski konnte ohne Zustimmung keine Kredite, an wen auch immer, bewerkstelligen. Auf jeden Fall war die Zustimmung der SPD notwendig gewesen, die ebenfalls im Aufsichtsrat saß. Mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Selbstzerfleischungen hat die CDU sich zudem in die Defensive begeben und damit einen großen Fehler gemacht

Heinz Kuttnik, Berlin

 

 

Zu: „Schlacht der Lügen“ von Michael Wiesberg, JF 43/01

Fragwürdige Bevormundung

Pakistans Staatschef Musharraf wünscht eine Beteiligung gemäßigter Taliban an einer Regierung in Afghanistan.

Dazu Außenminister Fischer am 19. Oktober im ARD-Morgenmagazin: „Es gibt keine gemäßigten Taliban!“

Ist so eine Äußerung eines deutschen Außenministers nun zynisch oder menschenverachtend? Woher hat er sein so überzeugend geäußertes Wissen über den Charakter ihm unbekannter Menschen?

Konrad Pfaffenritter, Schwabach

 

Totalitarismus 2001

„Jetzt sind wir alle Amerikaner!“ lautete das Credo rot-grüner Koalitionäre und der vom Spaßkanzler zum Kriegskanzler mutierte Schröder verspricht brav „uneingeschränkte Solidarität“ mit den USA. Laut Frankfurter Allgemeiner Sonntagszeitung vom 21. Oktober plant die Bundesregierung sogar einen weitreichenden Einsatz der Bundeswehr. Es gehe nicht nur um eine „vertikale“ Ausdehnung des Konfliktes innerhalb Afghanistans, sondern möglicherweise um eine „horizontale“ in andere Länder (Irak?). In dieser „langfristigen, großräumigen“ Strategie werde Deutschland mit eigenen nationalen Verbänden gefordert sein. Von der sogenannten Opposition in Deutschland ist - wie zu erwarten war - selbstverständlich nichts anderes als die „uneingeschränkte Solidarität mit Amerika“ zu hören. CDU/CSU-Politiker scheinen in einen besonderen Wettbewerb zu Schröder in Sachen bedingungsloser US-Treue eingetreten zu sein. Deutsche Lebensinteressen interessieren in den C-Parteien ohnehin schon lange nicht mehr. Persönlich würde ich mich im Gegensatz zu so manch anderen Nationalen in Deutschland von Haus aus keineswegs als „antiamerikanisch“ empfinden, da ich gegenüber dem amerikanischen Volk keine Feindschaft empfinde. Was mich jedoch schockiert, war und ist die fast lückenlose Gleichschaltung bundesdeutscher Medien in einer total unkritischen proamerikanischen Haltung. War es vor einem Jahr der „Rechtsradikalismus“, der einen zum gesellschaftlich Geächteten machte, so ist es in diesen Tagen der „Antiamerikanismus“, der einem politisch das Genick brechen kann. So sieht Totalitarismus in Deutschland im Jahre 2001 aus.

Karsten Kriwat, Cremlingen

 

Zur rechten Zeit

Amerika erreichte im ersten Quartal des Jahres 2001 eine Gesamtverschuldung von 30.000 Milliarden Dollar. Jeder Privathaushalt hat mehr als eine Viertelmillion Dollar Schulden. Diese Summe entspricht 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts und ist mehr als die gesamte Güterproduktion der US-Wirtschaft. Da kommt „ein kleiner Krieg“ natürlich gerade recht.

Walter Koren, Glanz / Österreich

 

London in Geschäfte verwickelt

Jeder westliche Politiker, der etwas auf sich hält, tut so, als wollte er höchstpersönlich an der Seite Präsident Bushs das Böse in Afghanistan ausrotten. An der Spitze Englands Tony Blair. Dabei hätte der Zuhause genug zu erledigen. Ein Expertenbericht für das französische Parlament erhebt nämlich schwere Vorwürfe gegen den Finanzplatz London. Es besteht der legitime Verdacht, daß an die 40 Firmen, Banken und Einzelpersonen in die Geschäfte Bin Ladens verwickelt sind. Der Bericht spricht von stillschweigender Duldung und ausdrücklicher Unterstützung der Regierung. Ausländische Ermittler werden nicht ernst genommen und müssen bis zu drei Jahren auf eine Antwort auf ihre Amtshilfeersuchen warten. So entdeckte man u.a. 1,3 Milliarden Pfund an veruntreuten Geldern des früheren nigerianischen Diktators Sani Abacha auf den Konten 15 britischer Banken. Die Finanzaufsichtbehörde FSA durfte allerdings weder die Namen der Banken nennen noch die Gelder beschlagnahmen. Der Bericht stellt fest, die City of London, die in vielen Weltverschwörungstheorien als ein bzw. das Zentrum gilt, leide an schwer wiegenden ethischen Problemen. Sollte es Präsident Bush ernst meinen, wird er wohl die City of London bombardieren müssen. Wiederum mit Tony Blair an seiner Seite?

Stefan Birnstingl, Hitzendorf

 

 

Zu: „Wir berichten die Wahrheit“; Interview mit Ibrahim Helal, JF 43/01

Ohne weiteres empfangbar

Der angesprochene Fernsehsender al-Dschasira ist auch in Deutschland ohne weiteres empfangbar mit einem digitalen Satelliten-TV-Empfänger auf 12.111 GHz, vertikale Polarisation. Nachdem ich nicht mehr das Gefühl habe, auch nur einigermassen objektiv über den Afghanistankrieg informiert zu werden, wäre es ungeheuer wichtig, diesen Nachrichtensender nicht nur zu sehen, sondern auch sprachlich zu verstehen.

Dr. Bertram Staudenmaier, München

 

Zu: „Der zögerliche Macher“ von Carl Gustaf Ströhm, JF 43/01

Mut zur Auseinandersetzung

Edmund Stoiber ist gewiß ein Konservativer, aber er ist sich sicher im klaren über die hoffnungslose Abhängigkeit der deutschen vom amerikanischen Imperialismus und dem französischen Hegemonialdenken. Schließlich sind wir kein souveränes freies Land, das seine ureigensten Interessen politisch durchsetzen könnte, sondern immer noch ein von den ehemaligen Siegern teilbesetzter und beherrschter Staat. Unvergessen ist z.B. Stoibers schnelles Einknicken gegenüber der von Kohl durchgesetzten Abschaffung der D-Mark aufgrund des französischen Drucks im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung von West- und Mitteldeutschland.

Vermutlich fürchtet Stoiber, nicht das Format zu besitzen, die großen Fragen und Herausforderungen der Zeit, die Deutschland betreffen, schwungvoll und umfassend annehmen zu können, was wiederum die Erwartungen vieler Konservativer enttäuschen würde. Denn nur der Mut, diese schwierigen Auseinandersetzungen offen anzugehen, würde sofort ein wirksames Gegengewicht zu dem linken Zeitgeist mit all seinen Facetten bilden können und die Konservativen wirklich authentisch erscheinen lassen. Eine solche Einsicht jedenfalls würde für Stoiber und sein Zögern sprechen.

Dr. Wolfgang Kühn, Kiel

 

 

Zu „Allerweltsvogel ohne Lebensraum“ von Volker Kempf, JF 43/01

Größenunterschied

Herr Kempf schildert sehr anschaulich den vom NABU als „Vogel des Jahres 2002“ ausgerufenen Spatz. Mich wundert aber, daß er diesem Zwerg eine „Größe von 14-16 cm“ attestiert. Ich habe in meinen Knabenjahren manchen dieser damals massenhaft vorkommenden Tschilper mit dem Luftgewehr erlegt (damals völlig legal) und erinnere mich an ihre auch heute noch nachprüfbare Größe mit allenfalls 10-12 cm (mit Schwanz). Der Name „Dreckspatz“ stammt wohl nicht nur von seinen Staubbädern, sondern auch von seiner emsigen Futtersuche in den früher landesweit noch häufigen Roßäpfeln, die ihm manches unverdaute Haferkorn bescherte.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Ein Krieg um die Vormacht“ von Michael Wiesberg, JF 42/01

Wahrheit als bittere Medizin

Um die Hunger-Probleme in Afghanistan zu lösen, müssen wir schleunigst unsere Terror-Probleme lösen. Um Terror-Probleme zu lösen, senden wir Bomben und Soldaten. Niemand fragt, warum es den Terror gibt. Und falls doch, dann antwortet Bush stellvertretend für alle: „Es sind Evil-Doers, die was gegen Demokratie und Freiheit haben.“

Wer aber wirklich Probleme lösen will, muß Ursachenforschung betreiben. Ursachenforschung führt unvermeidlich nach Israel und ist daher politisch nicht korrekt, ja sogar mit dem Geschmack von Anti-semitismus jedem Friedensmenschen recht ordentlich versalzen. Ursachenforschung ist zur bitteren Medizin geworden. Da hilft nur noch Augen zu, Nase zu und trotzdem schlucken - oder ignorieren und sterben und sterben lassen.

Kurt Willrich, Australien

 

 

Zu: „Erbe der Moderne“, Ankündigung des Forumsbeitrags von Alain de Benoist, JF 42/01

Unrichtige Behauptung

Unter „Erbe der Moderne“ heißt es: „Der Siegeszug der 68er fegte die Totalitarismus-These hinweg. Niemand wagte es mehr, linke und rechte Verbrecher auf eine Stufe zu stellen.“

Das ist so nicht richtig. Allein an der Universität Bayreuth habe ich in den achtziger Jahren zwei Tagungen zum Thema Totalitarismus durchgeführt. Die Beiträge sind in Buchform erschienen. Titel: „Totalitarismus“, insgesamt vier Auflagen. Mitwirkende u.a.: Karl Dietrich Bracher, Karl Wilhelm Fricke, Manfred Funke, Eckhard Jesse, Hans-Helmuth Knütter, Martin Kriele, Klaus Motschmann, Alexander Schwan. Meine Beiträge sind betitelt: „Totalitäre Elemente im originären Marxismus“ und „Die Weltanschauung des Grundgesetzes und der Totalitarismus“.

Prof. Dr. Konrad Löw, Baierbrunn

 

 

Zu: „Im Windschatten der Weltpolitik“ von Paul Rosen, JF 42/01

Hoffnung auf Knall

So sehr ich die militärischen Vergeltungsschläge der Amerikaner verurteile, so sehr hoffe ich, daß sie einen so großen Keil zwischen die rot-grüne Regierung treiben, daß die Koalition mit einem befreienden Knall für die Bundesrepublik Deutschland zerplatzt wie ein Luftballon. Auch wenn die Führungsspitzen von SPD und Grünen noch so oft ihre Einigkeit beteuern; mit jeder Bombe, die in Afghanistan fällt; mit jedem Tag, den der Krieg länger dauert; mit jedem Zivilisten, der bei den US-Angriffen stirbt, rückt die rot-grüne Koalition ihrem Ende ein Stückchen näher, denn die Grünen hatten in der Vergangenheit vor allem das Mandat der Friedensbewegten; derer, die gegen eine Verschärfung von polizeilichen Maßnahmen, gegen jede zusätzliche Erfassung von Daten sind. Jetzt sieht die Situation anders aus. Auf der einen Seite stehen die Grün-Wähler und auf der anderen die Parteispitze. Solch einen Spagat dürfte keine Partei lange durchhalten.

Alexander Klein, Köln

 

 

Zu: „Stoiber zaudert noch“ von Paul Rosen, JF 42/01

Von Vorsitzender trennen

Die CDU ist gut beraten, sich schnellstens von ihrer erfolglosen Parteivorsitzenden Angela Merkel zu trennen, die weder politisches Format noch persönliche Ausstrahlung hat. Mit ihrer „weichen“ Politik, es allen recht machen zu wollen, wird die CDU einen Großteil der konservativen Wähler verlieren. Bei dem desolaten Zustand der rot-grünen Regierung, die u.a. bei der Steuer- und Rentenreform sowie am Arbeitsmarkt total versagt hat, hat die CDU/CSU berechtigte Chancen, die kommenden Bundestagswahlen zu gewinnen, aber nur mit anderen Führungsleuten. Und da hat nur ein einziger Politiker in der CDU die nötige Kompetenz, nämlich Roland Koch.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Fortschritt ins Grauen“ von Alain de Benoist, JF 42/01

Nicht übermäßig originell

Bei allem Respekt vor Alain de Benoist: Im Jahre 2001 Parallelen zwischen Kommunismus und Nazismus festzustellen, ist nicht übermäßig originell. Daß beide Totalitarismen verschiedene Seiten der gleichen Medaille sind, gehört heute zum Überzeugungsgut aufgeweckter Obersekundaner. Wenn er wenigstens weitere totalitäre Heilslehren einbezogen hätte, wie Europas neue Multikultur-Dogmen, den Zionismus oder den Imperialismus aus God‘s own country, die in ihrem Absolutheitsanspruch kaum nachstehen.

Auch über den Aktualitätswert solcher Betrachtungen läßt sich streiten, werden doch die Bedrohungen dieses Jahrhunderts weder von kommunistischen und schon gar nicht von nationalsozialistischen Systemen ausgehen. Vielleicht können Sie dem „Theoretiker der Neuen Rechten“ doch noch ein paar aktuellere Analysen zur europäischen Misere entlocken! 

Gilbert Morel, St. Hilaire / Frankreich

 

Zu: „Ernüchterung über Rot-Grün in Berlin“ von Volker Kempf, JF 41/01

Geringere Verluste

Der Ausstieg aus der Käfighaltung ist machbar, dies ist klar. Ob es sinnvoll ist oder ob es nur aus ideologischer Borniertheit geschehen soll, ist die Frage. Da wir einige Hühner in Auslaufhaltung haben, verfolge ich alle Untersuchungen über Hühnerhaltung mit besonderem Interesse. Dabei stellte sich heraus, daß die Kleingruppenhaltung und die Käfighaltung besondere hygienische Vorteile haben und deshalb 95 Prozent der Legehennen keine Medikamente brauchen. Bei Praxisversuchen während einer Legeperiode hatten Kleingruppen zwei Prozent, fünfstöckige Käfighaltung drei Prozent und Boden-, Freilandhaltung fast zehn Prozent Verluste. Es sind also dreimal so viele Hühner verendet. Die Auswertung von 30 privaten Bio- und Bodenhaltungsbetrieben hatten durchschnittlich 14,8 Prozent verendete Hühner verzeichnet. Hätte der Tierschutz Vorrang, müßte Boden- und Freilandhaltung verboten werden.

Friedrich Amann, Bernhardswald

 

 

Zu den letzten JF-Ausgaben allgemein

Sehr angenehme Unterscheidung

Gerade in der letzten Zeit läßt sich positiv festhalten, daß die JUNGE FREIHEIT hochinteressante und auch sehr prominente Interviewpartner wie z.B. Kurt Faltlhauser oder Peter Scholl-Latour gewinnen konnte und sich in ihrer differenzierten Kommentierung der Terroranschläge auf die USA sehr angenehm vom allgemeinen Einheitsbrei abhebt.

Peter Schwabenthan, München

 

Wie PDS-Stellungnahmen

Ich bin ein begeisterter Leser der JF. Allerdings beginnt mich der plakativ zur Schau getragene Antiamerikanismus in den vormaligen Ausgaben doch sehr zu wundern und erinnert mich fatal an die Stellungnahmen der PDS. Die USA sind ganz bestimmt keine Engel. Es darf doch aber nicht vergessen werden, daß das Regime der Taliban fanatische Mörder in blinder Nibelungentreue unterstützt und vor den Attacken deutlich von den USA gewarnt wurde. Etwas mehr differenzierte Berichterstattung zu dieser Frage würde Ihrem Blatt guttun.

Harald Dittrich, Forchheim


 
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