© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/01 26. Oktober 2001

 
UMWELT
Weniger Hennen-Qualen
Edgar Guhde

Überraschend beschloß der Bundesrat am 19. Oktober den mittelfristigen Ausstieg aus der Käfighaltung: Neue Haltungseinrichtungen müssen mit einer Mindesthöhe von zwei Metern und einer Fläche von mindestens zwei mal 1,5 Meter sowie mit Nestern, Sitzstangen und Einstreu ausgestattet sein, pro Henne müssen 1.100 statt 550 Quadratzentimeter zur Verfügung stehen. Es gibt eine Bestandsgarantie für die Alt-Käfige bis Ende 2006 (somit fünf Jahre kürzer als in der EU) und für die „ausgestalteten Käfige“ (750 Quadratzentimeter) bis Ende 2011. Danach soll es in Deutschland - wie in der Schweiz seit Mitte der achtziger Jahre üblich - nur noch die tiergerechtere Boden-, Volieren- und Freilandhaltung geben.

Damit entsprachen die Länder der Vorlage des Verbraucherministeriums, das angesichts der „ausreichend langen Übergangsfristen einen fairen Ausgleich zwischen dem ethisch begründeten Tierschutz und den Interessen der Tierhalter“ gegeben sieht. Die Geflügelwirtschaft kritisiert die „populistische“ Entscheidung - wohl, weil laut Forsa-Umfrage die Verbraucher zu 91 Prozent die Käfighaltung ablehnen. Mit der kommenden Abschaffung der Käfighaltung nimmt Deutschland in der EU nun eine Vorreiterrolle ein, die die „ausgestalteten Käfige“ ab 2012 zur Regel machen will. Auch soll auf freiwilliger Basis durch die Einführung einer Kennzeichnungspflicht schon vor 2004 erkennbar sein, woher die Eier stammen.

Doch weiterhin wird jedes zweite, weil männliche Küken „zermust“, die „Hochleistungshennen“ nach einem Jahr getötet. Wegen der geringeren Legeleistung in den neuen Haltungen werden nun aber mehr Tiere ausgebeutet - und die neue Verordnung läßt die ebenso quälerischen Haltungen der Puten, Kaninchen oder Nerze unberührt.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen