© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/01 19. Oktober 2001

 
Leserbriefe

Zu: „Freiheit für die einen ist Sklaverei für die anderen“; Interview mit Suzanna Arundhati Roy, JF 42/01

Unterschiedliche Grundsätze

Vielen Dank für das ausgezeichnete Gespräch mit Arundhati Roy. Da stimmt jedes Wort. Dabei ist, was Frau Roy sagt, von einer bemerkenswerten Zurückhaltung; der von den USA ausgehende Terror ließe weit deutlichere Worte zu.

Wer nicht denkt wie die Amerikaner, der wird rücksichtslos bombardiert. Mit der bekannten Zielgenauigkeit wie in Serbien. Was scheren die Amerikaner zehntausend Tote? Treffend, daß Frau Roy Hiroshima und Nagasaki erwähnte und daß hinzugefügt wurde „Dresden“. Die USA haben sich schon damals nicht um die Genfer Konvention und die Haager Landkriegsordnung gekümmert; sie tun es heute weniger denn je.

Paul F. Wagner, Lörrach

 

 

Zu: „Entstaatlichung“ von Hans-Helmuth Knütter, JF 41/01

Illusion Staatsdirigismus

Na, endlich bringt jemand mal dieses Thema. Die Rechte ist tatsächlich zu etatistisch: Vater Staat wird es schon richten, wenn nur die richtigen Politiker am Ruder sind. Aber das ist eine Illusion: Alle Politiker und Beamten verfolgen eigene Ziele, mehren den eigenen Nutzen. Die Hoffnung auf Staatsmänner, die ausschließlich dem Gemeinwohl verpflichtet sind, wird sich niemals erfüllen, so honorig einzelne auch sein mögen. Der Staat ist keineswegs eine sittliche Veranstaltung, ganz im Gegenteil. Das politische System muß dem Rechnung tragen. Demokratie ist aus dem Widerstand des Bürgertums gegen Staatseingriffe entstanden.

Mittlerweile ist das Gegenteil eingetreten: Wahlgeschenke an organisierte Interessen der Gesellschaft führen zu einem wachsenden Staatsdirigismus, wobei ausgerechnet die Kernbereiche des Staates, wie innere und äußere Sicherheit, vernachlässigt werden, weil hierdurch keine bestimmten Gruppen begünstigt werden, sondern die Allgemeinheit. Dem ist nur durch eine funktionale Beschränkung der Staatsmacht zu begegnen: In welche Bereiche der Staat hereinregieren darf, muß gesetzlich festgelegt werden. In den anderen hat er nichts zu suchen, so groß die Mehrheiten auch sein mögen.

Warum eigentlich kein Nachtwächterstaat, auch wenn dieser Begriff negativ bestzt ist? Die Durchsetzung des Gemeinwohls, also des Wohles der Nation, erfordert jedenfalls ein Zurückdrängen des Staates. Wir brauchen zwar einen starken Staat, aber keinen fetten. Lassen wir uns die Nation nicht durch den Staat vermiesen.

Dirk Fischer, Monheim am Rhein

 

 

Zu: „Verratenes Bankgeheimnis“ von Bernd-Thomas Ramb, JF 41/01

Ansichten in Klartext

Endlich wird gnadenlos gegen den Terrorismus vorgegangen: Wenn erst das Bankgeheimnis aufgehoben ist, kann der pfiffige deutsche Verfassungsschutz der CIA Amtshilfe leisten. Alles per Computerabfrage: B wie Ben, mit Wildcard im Bankenfeld, versteht sich.

Geschieht den Terroristen ganz recht, wenn sie jetzt Messer und Flugtickets von ihrem deutschen Stipendium bezahlen oder die nächstgelegene Moschee anpumpen müssen. Schade, daß die Glatzen keine Konten in der Schweiz haben, sonst hätte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können.

Auch das bevorstehende e-mail-Verschlüsselungsverbot ist ein bedeutender Schlag gegen das Verbrechen: zwingt er doch die Terroristen, ihre Absichten im Klartext anzukündigen. Fazit: Wenn man schon die einwandernden Islamistenströme nicht kontrollieren will, so doch wenigstens die auswandernden Gelder.

Axel Kappatsch, Per e-mail

 

Das Vertrauen ist aufgebraucht

Nun wissen wir es also ganz genau: Die Mächtigen im Staate wollen das Bankgeheimnis lockern. Nicht etwa, weil die Staatskassen leer sind und man gern Steuerhinterziehern besser auf die Schliche kommen möchte. Dies offen zu benennen wäre politisch unangenehm, denn man weiß ja nicht, ob das der deutsche Normalbürger so einfach schluckt, wenn er mit Steuerhinterziehern in einen Topf geworfen würde. Die nächsten Wahlen lassen grüßen ...

Das Vertrauen in die Politikerkaste ist aufgebraucht. Sie greifen uns immer tiefer in die Tasche, bei Steuergeldverschwendung folgen keine Sanktionen, jetzt lügen sie uns auch noch an. Nicht zu reden davon, daß sie sich selbst sehr gut bedienen, aber ein Konzept für Wirtschaftsentwicklung und gegen Arbeitslosigkeit haben sie nicht. Wir sollten ihnen die rote Karte zeigen.

Dr. Norbert Naumann, Berlin

 

 

Zu: „Schlag gegen Rot-Grün“ von Christian Vollradt, JF 40/01

Verhinderungsring gesprengt

Unsere etablierten Politiker und Meinungsmacher müssen durch das Ergebnis aus Hamburg ja wohl wirklich konsterniert sein - daß in Deutschland so etwas wie reale Demokratie stattfinden konnte. Und das, obwohl man alle Register zwecks Verhinderung gezogen hatte. Ob sich so etwas wiederholen könnte? Es wäre zu schön, um wahr zu sein.

Gunther Albers, Hamburg

 

 

Zu: „Polarisierung an der Weichsel“ von Carl Gustaf Ströhm und Jörg Fischer, JF 40/01

Kein Wort verloren

Ich bin ein begeisterter und langjähriger Leser Ihrer Zeitung. Enttäuscht war ich allerdings über Ihre Artikel zu den Parlamentswahlen in Polen: Kein Wort über das Abschneiden der Deutschen in der Sejm-Wahl. Gerade darauf hatte ich eigentlich gehofft.

Dominic Wörmann, Hattenhofen

 

 

Zu: „Tragödie des Westens“ von Dieter Stein, JF 39/01

Omen für globale Katastrophen

Dieser Aufsatz ist einer der besten Beiträge zu der aktuellen Debatte um die Rolle der USA in der heutigen Welt, wozu das Interview mit Peter Scholl-Latour weitere wichtige Gedanken beisteuert! Den interessierten Zeitgenossen sei dringend ans Herz gelegt, das folgende Buch des renommierten US-Politikwissenschaftlers Prof. Chalmers Johnson zu lesen: „Ein Imperium zerfällt. Wann endet das amerikanische Jahrhundert?“

Die im Klappentext beigefügte Notiz liest sich wie ein Kommentar aus diesen Tagen:

„Der Original-Titel dieses Buches ’Blowback‘, also Rückstoß - ein von der CIA geprägter Begriff - bezeichnet die unbeabsichtigten Folgen der amerikanischen Außenpolitik. Chalmers Johnson stellt in seinem kritischen Buch anschaulich die Gefahren dar, die dem selbsternannten Weltpolizisten USA aus seiner auf militärische Macht und wirtschaftliche Dominanz ausgerichteten Strategie erwachsen. Von Fehlverhalten amerikanischer Soldaten in Okinawa und anderen Militärbasen rund um den Globus bis hin zur Rolle der Vereinigten Staaten in der asiatischen Finanzkrise, von der fatalen Parteinahme erst für, dann gegen Saddam Hussein bis hin zur Balkanpolitik Washingtons. - Johnson legt schonungslos offen, wie die fehlgeleitete imperialistische Politik der USA den Boden für künftige regionale wie globale Katastrophen bereitet. Johnsons Buch entlarvt den viel zitierten Mythos der Globalisierung als ein Deckmäntelchen, unter dem die Vereinigten Staaten mit Hilfe ihrer überlegenen Militärmacht und ihrer enormen Finanzkraft die Integration der globalen Wirtschaft betreiben - und zwar nach ihren Vorstellungen und zu ihren Bedingungen. Für den Autor ist klar: Versäumen es die USA, ihre Rolle in der Welt nach dem Kalten Krieg zu definieren, gleichgültig ob in Südostasien oder im westlichen Verteidigungsbündnis, werden die Amerikaner - als Einzelne wie als Nation - in nicht allzu ferner Zukunft einen hohen Preis bezahlen müssen.“

Dr. Heinz Christoph Gödeke, Hamburg

 

Unzureichende Legitimation

Muß man nicht gerade jetzt, auch im Interesse der Amerikaner selbst, wichtige Fragen stellen? So jene, ob sich der Weltvorherrschaftsanspruch weiter aufrechterhalten läßt, ob die Oktroyierung des angloamerikanischen Wirtschaftssystems auf die ganze Welt mit allen Folgen für andere Kulturen und Lebensweisen einfach fortgesetzt werden kann. Muß man im weiteren die Zerstörung der Nationen und die Schwächung der Gemeinwohl- und Ordnungsfunktionen des Staates quasi nur als Oppositionskosten einer vorgeblich objektiv notwendigen Globalisierung verbuchen?

Hinzu kommt, daß die US-Regierungen in der Vergangenheit nicht nur die Taliban unterstützten, sondern weltweit immer dann, wenn es den eigenen Interessen diente, jedes noch so mörderische und terroristische Regime protegierten.

Eine Allianz gegen den internationalen Terror bedarf zu seiner Legitimation ganz neuer, mutiger politischer und ökonomischer Schlußfolgerungen, anderer Werte und Selbstverständnisse.

Dr. Harald Braun, Woltersdorf

 

 

Zu: „Die Grausamkeit der Moralisten“ von Franz Uhle-Wettler, JF 39/01

Problematisches Wohl

Wohl niemand kann behaupten, daß deutsche Soldaten bei dem gesetzwidrigen Überfall auf Jugoslawien und anderen auswärtigen Einsätzen gemäß ihrem Eid „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer verteidigt“ haben. Anders sieht es für den ersten Teil des Soldateneides aus. Unsere fremdgesteuerten Bundespolitiker können dreist immer behaupten, daß nur sie wissen, inwieweit solche Einsätze dem Wohl der Bundesrepublik dienen und deshalb gefälligst auszuführen sind. Gleiches kennen wir aus dem Krieg, wo Einwände von Truppenführern gegen z. B. Durchhaltebefehle mit ihrer Unkenntnis der jeweils übergeordneten Lage niedergebügelt wurden, was nicht zuletzt auch zum Untergang der 6. Armee in Stalingrad führte.

Die Frage der Öffentlichkeit bei ersten deutschen Toten auf dem Balkan oder sonstwo, ob deren Tod vom Grundgesetz gedeckt war, wäre von verantwortungsbewußten Politikern vorher zu stellen und mit einem klaren ’Nein‘ zu beantworten.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Gefühlter Amerikanismus“ von Baal Müller, JF 39/01

Erinnerung an die Vergangenheit

Wenn der sinnlos ermordeten Menschen mit Kerzen gedacht wird, finde ich das richtig. Vielleicht sollten aber auch noch solche Kerzen aufgestellt werden, die an die Toten von Dresden und anderen deutschen Städten erinnern. Kurz vor Kriegsende wurde in Deutschland unbeteiligte Zivilbevölkerung zu Hunderttausenden durch amerikanische Flugzeuge völlig sinnlos ermordet.

Erwine Lehming, Köln

 

 

Zu: „Sei klüger als dein Feind“ von Franz Alt, JF 39/01

Gewichtige Unterscheidung

In der Bibel heißt es nicht etwa: „Du sollst nicht töten“, sondern „Du sollst nicht morden“. Das Hebräische kennt für diese gewichtige Unterscheidung - die nicht selten selbst von seriösen Publikationsorganen mißachtet wird - zwei verschiedene Begriffe. „Morden“, d.h. die rechtswidrige Tötung heißt „rasach“, die Vollziehung der gesetzlich vorgeschriebenen Hinrichtung wird als „quatal“ bezeichnet. In einem für heutige Begriffe erschreckend großem Umfang wird für zahlreiche Verstöße gegen das Gesetz die Todesstrafe zwingend vorgeschrieben. Im Buch Genesis heißt es unmißverständlich: „Wer Menschenblut vergießt, durch Menschen soll sein Blut vergossen werden.“ (9, 6) Im Buch Exodus lautete die Vorschrift: „Wer einen anderen schlägt, so daß er stirbt, soll mit dem Tode bestraft werden.“ (24, 17) Menschenraub zwecks Versklavung (Ex 21, 16) ist ebenso wie Götzendienst (Ex 22, 19), Ehebruch (Lv 20, 10), Gotteslästerung (Lv 24, 15), Inzest (Lv 20, 11), Prostitution einer Priestertochter (Lv 21, 9) mit der Hinrichtung zu sühnen.

Ebenso sieht der Koran für Verstöße gegen die Weisungen Mohammeds die Todesstrafe vor: „Siehe der Lohn derer, welche Allah und seinen Gesandten befehden und Verderben auf der Erde betreiben, ist nur der, daß sie getötet oder gekreuzigt oder an den Händen und Füßen wechselseitig verstümmelt oder aus dem Lande vertrieben werden.“ (Sure 5, 33)

Und der Islam-Spezialist Professor Adel Th. Khoury erinnert in seinem Buch „Was ist los mit der islamischen Welt?“ daran, daß der Islam unter Androhung der Todesstrafe den Abfall vom islamischen Glauben verbietet. (S. 92) Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Mit Amateurtheologie, wie sie Herr Alt betreibt, wird man allzu häufig nur Verwirrung stiften.

Pater Lothar Groppe, Bad Pyrmont

 

 

Zu: „Eine Nation auf der Suche nach sich selbst“ von Andreas Mölzer und „Die Rigaer erfüllen ein Vermächtnis“ von Paul Leonhard, JF 38/01

Ursachen verkannt

Weder in der kurzen Aufstellung geschichtlicher Daten noch in den Artikeln findet sich ein Hinweis auf das wichtigste Ereignis in der Geschichte der Letten und ihrer baltischen Nachbarn: den Hitler-Stalin-Pakt, der die drei Völker der bolschewistischen Sklaverei auslieferte. Immerhin hat dieses widerliche Schurkenstück nicht nur Hunderttausenden Letten, Esten und Litauern Leben und Freiheit gekostet; es hat den Nationalsozialisten auch dazu gedient, das in Jahrhunderten gewachsene Deutschtum in Riga wie im gesamten Baltikum ein für allemal auszulöschen.

Unrichtig ist die Bemerkung Andreas Mölzers bezüglich der Aversionen gegen lettische Legionäre. Nicht daß sie gegen die Rote Armee kämpften, wird ihnen vorgeworfen, sondern daß einzelne Verbände im Auftrag der SS zahllose Morde an der eigenen Bevölkerung, an russischen Kriegsgefangenen und deutschen Staatsbürgern begangen haben. So wurden im November und Dezember 1941 mehr als 25.000 Einwohner Rigas liquidiert, um einen ganzen Stadtteil als Ghetto für deutschen Juden freizumachen. Als wenig später der erste Transport mit Familien aus Kassel dort eintraf, lagen viele Leichen noch in den Straßen und Häusern. Ähnliche Mordaktionen fanden auch in anderen Städten Lettlands statt.

Heinz Kluss, Wachtberg

 

 

Zu den Fernsehbildern von jubelnden Palästinensern als Reaktion auf den Anschlag auf das WTC

Plumpe Manipulierung

Diese jubelnden Palästinenserkinder habe ich im Fernsehen der BRD bereits vor vier Monaten in einem anderen Zusammenhang gesehen; aber auch am Tage nach den fürchterlichen Anschlägen von New York und Washington wurden dem unkritischen deutschen Zuseher diese „verwerflichen Reaktionen“ nochmals und immer wieder von der empörten anderen Seite vorgeführt. Das ist leicht nachzuprüfen. Aber wer sollte das zugeben?

Dr. Günther Hennig, Flensburg

 

 

Zu den Ursachen des Terrorismus in der Nahost-Region

Alle religiösen Quellen beachten

Eine der Ursachen für den Terrorismus, eine Quelle des Hasses, ist der sogenannte „Nahost-Konflikt“. Israel sieht sich nun einmal als auserwähltes, besseres Volk: „Unsere Schriften zeigen klar und deutlich, daß ein Nichtjude, ein Goy, nicht vertrauenswürdig ist... Unter gar keinen Umständen dürfen wir je einem Araber trauen“, bekennt Rabbi Abraham Avidan, Oberstleutnant und Mitglied des israelischen Generalstabs.

Mit einigem Recht beginnt man sich im Westen nun für den Koran zu interessieren. Warum beschäftigt sich niemand mit dem Talmud der Juden? Man würde dort jede Menge menschenverachtende und rassistische Gesetze finden.

Walter Koren, Glanz 


Zum Kriegsbeginn

Mein Sohn, geh’ nicht!

Mein Sohn, geh’ nicht in den Krieg, denk’ an Deine Urgroßmutter! Sie starb im Bombenhagel, das wird heute in rot-grünen Kreisen als Befreiung bezeichnet. Mein Sohn, geh’ nicht in den Krieg, denk’ an Deinen Großvater! Er hatte im Krieg die Städte des Ruhrgebiets und der französischen Kanalküste mit der Flak gegen feindliche Bomberströme zu verteidigen sich bemüht. Als man ihm dies später zum Vorwurf machte, war er zu alt, um sich zu wehren.

Mein Sohn, geh’ nicht in den Krieg, denk’ an Dich! Heutige politische Führer pflegten bis vor kurzem Soldaten als Mörder zu bezeichnen. Willst Du öffentlich als Mörder beschimpft werden? Mein Sohn, geh’ nicht in den Krieg, denk’ an Deinen Fahneneid! Sollst Du jetzt tatsächlich die Freiheit Deutschlands verteidigen oder nur Politiker, die Angst um Ihr Leben in für Terroristen wichtigen Stätten haben?

Wilhelm Steffen, per e-mail


 
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