© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/01 19. Oktober 2001


Verlogene Friedenstauben
von Volker Kempf

Frieden, Frieden, Frieden“, rief in den achtziger Jahren eine Bewegung und artikulierte damit mehr ein Gefühl der Ohnmacht als eine Alternative. Das war gestern. Um so mehr wirkt die wiederbelebte Friedensbewegung, die am Wochenende allein in Berlin 30.000 Teilnehmer auf die Straßen brachte, auf den Beobachter wie ein Déjà-vu. Wie immer sind dabei die Amis die Dummen. Sie sind die Bösen, die die Solidarität mit den Opfern vom 11. September als Legitimation für militärische „Vergeltungsschläge“ mißbrauchen, erklärt etwa der Sprecher der Bundesschülervertretung, Sebastian Schlüsselburg.

Sicher ist es falsch, die Reaktion der Amerikaner auf das Gefühl von Rache und Vergeltung zu reduzieren. Vielmehr muß eine solche Behauptung den Verdacht der Einseitigkeit auslösen. Denn die Friedensbewegung demonstriert zwar gegen die sich verteidigenden Amerikaner, ohne sich aber nach dem 11. September auch gegen islamische Fanatiker zu rühren, die auf Expansion setzen und in Pforzheim eine Moschee sogar „Eroberung“ tauften, wie Bassam Tibi aufklärt.

Wenn da nicht jemand Narrenfreiheit genießt, wo gegen Rechts oder jetzt gegen Amis um so rascher demonstriert wird. Der blinde Fleck der Friedensbewegung ist der Multikulturalismus bzw. die multikulturelle Weltgesellschaft, die als gut gilt, weshalb die Amerikaner böse sein müssen, wenn es Probleme mit ihr gibt.


 
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