© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/01 28. September 2001

 
Das Geheimnis bewahren
Kirche: Kardinal Scheffczyk sieht den Glauben stark gefährdet
(tha)

Der Begriff vom „Heilsmysterium“ ist nach Ansicht von Leo Kardinal Scheffczyk im heutigen Sprachgebrauch fremd geworden, „weil man mit dem Glauben kein Geheimnis mehr verbindet“. Das sagte der Kardinal bei einem Vortrag vor dem Initiativkreis katholischer Laien und Priester in der Erzdiözese Hamburg vergangenen Freitag. Die „Einzigkeit“ und Universalität der Kirche sei ein „unvergleichliches Gnadengeschenk“. Sie bleibe aber auch ein Geheimnis, das von vielen nicht mehr erkannt und deshalb abgelehnt werde. „In einer langsam religionslos werdenden westlichen Welt muß aber dieses Geheimnis der Kirche immer neu verteidigt und zu Bewußtsein gebracht werden“, sagte der Kardinal.

Aus der Kontroverse, die seit Veröffentlichung der Erklärung „Dominus Iesus“ am 5. September 2000 entstanden ist (JF 38/00), zog der Münchner Dogmatiker die „ernstzunehmende Konsequenz, daß der Glaube in der heutigen Kirche stark gefährdet ist“. Die von Kardinal Ratzinger verfaßte Schrift der Glaubenskongregation zur Klärung des Selbstverständnisses der römisch-katholischen Kirche, in der Relativismus und Pluralismus als Gefahren für den Glauben bezeichnet werden, hatte auch wegen der Aussage, die evangelischen Gemeinschaften seien „nicht Kirchen im eigentlichen Sinne“, in der Ökumene für Streit gesorgt. Wie der Initiativkreis mitteilte, sieht die katholische Kirche in den protestantischen Glaubensrichtungen ein falsches Eucharistieverständnis und eine ungültige Bischofsweihe.

Scheffczyk äußerte Unverständnis über „zum Teil stark emotional gehaltene Einwände“. In der Erklärung werde nur die bekannte Lehrmeinung der Kirche dargelegt, wie sie zuletzt durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) bekräftigt worden sei. 


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen