© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    40/01 28. September 2001

 
Aufgebackenes
Kino: „American Pie 2“ von James B. Rogers
Claus-M. Wolfschlag

Im Sommer 1999 wurde die Teeny- - Komödie „American Pie“ zu einem großen Publikumserfolg und avancierte zum Kult-Film. Die Kasse stimmte, und schon allein dieser Umstand rechtfertigte die Überlegung, einen zweiten Teil abzudrehen. So gelang es Universal Pictures, das gesamte Schauspielerensemble des alten Originals noch einmal zusammenzutromeln. Die dargestellten Figuren sollten auf diese Weise wiedervereint und „einen Schritt weiter“ in Richtung Erwachsenendasein geschickt werden.

Aber wo liegt die Absicht, der Anspruch derartiger Hollywood-Produktionen? Man kann es unschwer erkennen: Bestimmend ist hierbei allein der Unterhaltungswert. Unterhaltung füllt Kinosäle, bringt Geld in die Kassen der Produzenten, die dann wieder neue Unterhaltung herstellen können. Der ewige Kreislauf des Mammon.

So ist denn auch die in zehn Wochen in Südkalifornien abgedrehte Geschichte von „American Pie“ für ein breites jugendliches Publikum angelegt: Nach einem Jahr am College feiern die alten High-School-Freunde ihr Wiedersehen im Sommer. Und weil schon des einen Vater erzählte, daß dessen schönstes Erlebnis in der Jugendzeit der gemeinsame Strandurlaub mit Freunden gewesen sei, beschließen die Jugendlichen es den Alten gleichzutun. Wenn schon vorher berechenbar scheint, wann das Leben seine besten Zeiten ausschüttet, so muß es sich ja lohnen, auf die erfahrenen Alten zu hören und jeder Jugendrebellion des Eigensinns Einhalt gebieten.

Doch worum geht es für die Jungen in diesem Alter vor allem und eigentlich nur? Um Sex natürlich. Und dabei hat jeder seine kleinen Problemchen. Der ungeschickte Jum (Jason Biggs) ist mit kaum etwas anderem beschäftigt, als sich auf die Ankunft seiner Bekannten Nadia (Shannon Elizabeth) vorzubereiten, da er sich von ihr die heißeste Nacht seines Lebens verspricht. Kevin (Thomas Ian Nicholas) wiederum glaubt, immer noch viel für seine Ex-Freundin zu empfinden, obwohl diese nur noch eine platonische Freundschaft mit ihm anstrebt. Der gutherzige Oz (Chris Klein) ignoriert seine magnetische Wirkung auf Frauen, da er sich monogam zu seiner momentan in Europa weilenden Freundin Heather (Mena Suvari) bekennt. Dem aggressiven Aufreißer Stiffler (Seann William Scott) hingegen geht es nur darum, so viele „Bräute“ wie nur möglich aufzureißen, während der esoterisch veranlagte Finch (Eddie Kaye Thomas) in Verehrung für Stifflers Mutter schwelgt.

Aus diesen Figuren und ihren Bestrebungen heraus entwickelt sich „American Pie 2“ durchgehende Situationskomik, die sich aus dem ungeschickten Umgang der Protagonisten mit ihren eigenen Gefühlen, Wünschen, ihrer Körperlichkeit speist. Manch einer mag sich an die eigene Jugendzeit erinnert fühlen, mancher eher nicht, Drehbuchautor Adam Herz erläuterte hierzu: „Freundschaft ist der essentielle Bestandteil von ’American Pie‘. Der Humor liegt in den Freundschaften, die wir alle schließen, während wir erwachsen werden, in der ersten Liebe, bei den Freunden, die dabei waren, als man sich zum kompletten Narren gemacht hat, Freunde, die man niemals verlieren will. Die Charaktere in ’American Pie 2‘ sind die gleichen Menschen, die wir aus dem Original kennen, nur ein bißchen älter, und sie beginnen zu verstehen, wie schwer es sein kann, Freundschaften zu erhalten.“

Trotz der größeren Reife, die durch die Alterung der Hauptfiguren bearbeitet werden sollte: Die Spritzigkeit des Originalfilms erreicht diese Fortsetzung nicht. Aber vielleicht ist der langsame Verlust des Elans ja auch ein Zeichen von Reifung.


 
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