© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/01 21. September 2001

 
Meldungen

Vor 75 Jahren: Zurück aus Kabul

BERLIN. Eine kleine deutsche Expedition war im Frühjahr 1915 dazu ausersehen, das britische Empire in Asien zum Einsturz zu bringen. Unter Führung des bayerischen Artillerieoffiziers Oskar Ritter von Niedermayer und des Diplomaten Werner O. von Hentig schlug sich die Truppe durch das von Engländern und Russen kontrollierte Persien. Nach anstrengendem Wüstenmarsch durchbrach man im August 1915 die Sperren an der afghanischen Grenze, um dann nach Kabul vorzustoßen. Dort sollten Niedermayer und Henting den Emir von Afghanistan zu einem Angriff auf Britisch-Indien bewegen, um London letztlich zum Verständigungsfrieden auf dem europäischen Kriegsschauplatz zu zwingen. Der Emir, ein Todfeind der Kolonialherren, hatte aber mit der Hilfe eines deutsch-türkischen Truppenkontingents gerechnet, und war von der kläglichen „bewaffneten diplomatischen Mission“ enttäuscht, die bei ihm eintraf. „Unter kühnsten Abenteuern“ erreichte Ritter von Niedermayer, der „deutsche Lawrence“, im September 1916 wieder türkisches Gebiet, während von Henting sich über den Pamir zurückzog und Ende 1916 nach China entkam.

 

Exakter Städtebau im Mittelalter

STUTTGART. Der Städtebau-Professor Klaus Humpert hat in einem „spektakulären Feldversuch“ den Beweis erbracht, daß auch im Mittelalter der Städtebau „exakt geplant“ wurde. Die Historiker waren bisher immer davon ausgegangen, daß die Städte nach und nach, gleichsam organisch, gewachsen sind. In seinen gut 15 Jahre dauernden Forschungen habe Klaus Humpert Beweise gefunden, die für eine komplette Planung der Ausmaße der Städte mitsamt Toren, Straßen, Kirche, Brunnen und Vorstädten sprechen. Der Städtebau im Mittelalter sei also „ein von langer Hand“ geplanter Akt gewesen. Die Fachwelt hat die Erkenntnisse Humperts „mit Skepsis“ aufgenommen.

 

Nach 50. Reise ist die Meteor wieder zu Hause

HAMBURG. Anfang September ist das Forschungsschiff Meteor nach fast zweijähriger Reise in Rendsburg eingelaufen. Das Schiff ist seit 1986 im Dienst der deutschen Hochseeforschung unterwegs und steht in einer langen Tradition meereskundlicher Forschung: Schon das Schiff für die „Deutsche Atlantische Expedition“ in den Jahren 1924 bis 1927, bei der erstmals der gesamte Südatlantik erforscht wurde, trug den gleichen Namen. Die neue Meteor hat inzwischen rund 678.000 Seemeilen zurückgelegt. Bei der Jubiläumsfahrt stand der Einfluß des Ozeans auf das Klimageschehen im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten. 21 Wissenschaftler unter Leitung von Walter Zenk vom Kieler Institut für Meereskunde erhoffen sich von den Ergebnissen eine Erweiterung der Kenntnisse über die Klimarolle des Nordatlantik.

 

Kunst stiftet keine nationale Identität

MÜNCHEN.Wenn ein Volk nicht glaube, die Wahrheit in sich selbst zu finden, so höre es auf, eine große Nation zu sein und verwandle sich in „ethnographisches Material“. Diese Aussage ist kein Beitrag zur „Leitkultur“. Sie findet sich als Zitat aus Dostojewskis „Dämonen“ in Walther K. Langs Miszelle über die künstlerische Konstruktion „national-religiöser Identität“ in Michael Nestorovs Gemälde „In russischen Landen“ (Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2/01). Es vermittle „tiefe Einblicke“ in den Zeitgeist vor Lenins Machtergreifung. Nestorows in der Slawophilie wurzelnde Malerei habe in der Kombination von Christentum und Nationalismus eine Gegenwehr gegen die Moderne gesucht, ohne daß seine vom anachronistisch-„kindlichen Glauben“ inspirierte Kunst die Auflösung nationaler Identität verhindert hätte.


 
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