© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/01 21. September 2001

 
Neue Aufgabe
von Klaus Kunze

Hinter dem Rücken konservative Zeitungen auswertender Verfassungsschützer geschah es. Künftig werden wir keine Stümper mehr brauchen, die in jedem Moslem nur einen friedlichen Mitbürger und in jedem Patrioten einen Nazi sehen. Ein fachlich kompetenter Verfassungsschützer müßte mehr können als ein Pawlow’scher Hund, der automatisch bellt, wenn verdächtige Reizwörter fallen. Der VS nennt 32.000 Islamisten in Deutschland. Scholl-Latour spottete dazu, wer die denn gezählt haben wolle? Auch der Vorsitzende des Muslimen-Rates in Deutschland, Elyas, wehrte ab: Islamischer Fundamentalismus und Terrorismus hätten ihren primären Grund in „Ungerechtigkeiten“. Islamwissenschaftler stimmen überein, daß der Islam nicht mehr und nicht weniger zum Morden neigt als etwa das Christentum. Daß Töten verboten ist, hinderte Christen bekanntlich jahrhundertelang nicht an Ketzerverbrennungen und Kreuzzügen. Jeder beliebige Wert und jede gute Idee läßt sich exzessiv und fanatisch übertreiben.

Wir brauchen Verfassungsschützer, die erkennen, wo fanatisierende Islamisten zu einer Bedrohung unserer Sicherheit werden. Sie werden sich erheblich fortbilden müssen. Wenn Konservative vor islamischem Fundamentalismus warnten und die Schließung von sogenannten Koranschulen forderten, galten sie amtlich als rechtsextremistisch: Angeblich bekämpfen sie Pluralismus und Religionsfreiheit. Heute will Minister Schily dasselbe, wenn er das Privileg für Religionsvereine aus dem Vereinsgesetz streichen will.


 
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