© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/01 14. September 2001

 
Saat des Überdrusses
Kino: „Maybe Baby“ von Ben Elton
Werner Olles

Maybe Baby“ ist die Geschichte des jungen Ehepaares Sam (Hugh Laurie) und Lucy (Joely Richardson), dem das Leben fast jeden Wunsch erfüllt hat: gutes Aussehen, beruflichen Erfolg, schnittige, schnelle Motorräder und ein abwechslungsreiches, beflügeltes Sexualleben. Das einzige, was ihnen zu ihrem Glück noch fehlt, ist das, wonach beide sich von ganzem Herzen sehnen: ein Baby.

Leider erweist sich die Erfüllung ihres Herzenswunsches verzwickter und komplizierter, als sie dachten. Trotz Ovulationstabellen, heidnischer Fruchtbarkeitsrituale, Sex an magischen Orten und absolut reizvoller Dessous scheitert ihr Fortpflanzungsprogramm daran, daß Lucy einfach nicht schwanger wird. Und selbst die professionelle medizinische Behandlung des Gynäkologen Dr. James (Rowan Atkinson) in der Welt der Sperma-Tests, Abstriche und Laparaskopien bis hin zur künstlichen Befruchtung bleibt letztlich erfolglos.

Daß bei derartigem Streß die Romantik zu kurz kommt und die Erotik immer mehr Mittel zum Zweck wird, liegt auf der Hand. So entschließt sich der zum BBC-Kinderfernsehen strafversetzte Sam, ein Drehbuch über ein Ehepaar zu schreiben, das verzweifelt versucht, ein Kind in die Welt zu setzen. Seine Frau ist zwar entsetzt über diese Idee, ihre gemeinsamen intimen Erlebnisse für seine Karriere öffentlich auszuschlachten, aber Sam kann der Versuchung nicht widerstehen und beginnt heimlich mit dem Schreiben. Schließlich benutzt er sogar Lucys Tagebuch, um neue Inspirationen zu bekommen, worauf der ausgeflippte schottische Jung-Regisseur Ewan Proclaimer (Tom Hollander) sich bereiterklärt, die Geschichte zu verfilmen ...

„Maybe Baby“ ist das Regiedebut des britischen Kultkomikers Ben Elton, der als Autor von Comedy-Sendungen zu einiger Berühmtheit gelangte. Für seinen ersten Spielfilm engagierte er eine recht schillernde Auswahl der bekanntesten komischen Talente, die das Königreich zu bieten hat: neben den Hauptdarstellern Hugh Laurie („101 Dalmatiner“, „Sinn und Sinnlichkeit“) und Joely Richardson („101 Dalmatiner“, „Der Patriot“), Rowan Atkinson („Mr.Bean“), Emma Thompson („Sinn und Sinnlichkeit“, „Viel Lärm um Nichts“) und Joanna Lumley, die in den siebziger Jahren als Mrs. Emma Peele reüssierte.

Trotz dieses geballten Aufgebots an Frohsinn bleibt einem das Lachen manchmal im Halse stecken, was allerdings weniger an der spezifischen Art des britischen Humors liegt. „Maybe Baby“ kann vielmehr als Prototyp jener Filme gelten, deren Oberflächlichkeit auch noch den geringsten Anflug von Satire zunichte macht. Streckenweise gerät der Film gar hart an die Grenzen des Geschmacks, und in keiner einzigen Szene gelingt ihm der Nachweis, daß die Menschen in einer absurden Gesellschaft auch surrealistisch zu leben gezwungen sind. Eine gute Komödie muß aber im theatralischen Sinn immer auch eine ansehnliche Tragödienfassung aufweisen können. Bei „Maybe Baby“ ist man als Zuschauer jedoch zwischen Enttäuschung und Langeweile hin- und hergerissen. Zudem kommen einem die meisten Gags auch noch recht bekannt vor.


 
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