© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    38/01 14. September 2001

 
UMWELT
Das Biosiegel hilft dem Ökolandbau
Volker Kempf

Beim Griff ins Lebensmittelregal ist meist der Preis das entscheidende Kriterium für die Produktwahl. Das bedeutet, daß die Produktionsstandards, etwa von Fleisch und Milchprodukten, niedrig ausfallen. Infolgedessen gibt es Lebensmittelskandale: antibiotikaverseuchte Schweine und BSE. Daß Kunden aber durchaus geneigt sind, neben dem Preis auch die Qualität zu berücksichtigen, ließ diverse Biosiegel für ökologische Produkte aufkommen, etwa „Bioland“. Produkte mit einem solchen Siegel gibt es vor allem in Bioläden und Reformhäusern.

Damit der Marktanteil derartiger Produkte steigt, ist eine möglichst breite Verfügbarkeit auch in Supermärkten erforderlich. Daher hat die bündnisgrüne Verbraucherschutzministerin Renate Künast nun ein neues Bio-Siegel in die Welt gesetzt. Es soll alle nach der EU-Verordnung zum Öko-Landbau erzeugten Produkte kennzeichnen. Umweltverbände haben allerdings bemängelt, daß die Standards dieser Verordnung geringer sind als etwa die von „Bioland“. Die Verbraucher sähen nur, daß es sich um ein Bioprodukt handelt, und halten alles für einerlei. Aufgeklärte Verbraucher können aber wie gehabt im Reformhaus „Bioland“-Produkte erwerben. So mag der BUND dieser Tage Renate Künast ermahnen, sich in der EU für schärfere Richtlinien einzusetzen. Aber das hat Künast als eine ihrer ersten Amtshandlungen in Brüssel durchaus getan. Doch das bürokratische Gehäuse Europas ist stahlhart, da kann auch bei gutem Willen nur ein weiches Bio-Siegel herauskommen; das ist besser als keines, weshalb der Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung (VgtM) gar eine Solidaritätsaktion mit Künast laufen hat. Eine weite Verbreitung des Öko-Landbaus ist duchraus sinnvoll.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen