© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/01 07. September 2001

 
Meldungen

Bestatter sind „Sprachpanscher 2001“

DORTMUND. Mit dem neu- geschaffenen Begriff des „Funeralmasters“ haben die deutschen Bestatter den fragwürdigen Titel „Sprachpanscher 2001“ errungen. Der Verein Deutsche Sprache kürte am Freitag den Bundesvorsitzenden des Bestatterverbandes, Wolfgang Zocher, zum Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs. Der Verband nennt seine Bestattermeister seit acht Monaten nur noch „Funeralmaster“, die Totengräber treffen sich alljährlich zur Messe „Eternity“ (Ewigkeit) und sprechen von „peace box“ statt Sarg. „Mit der Einführung des ’Funeralmasters‘ hat die Denglisch-Welle in Deutschland ihren lächerlichen Höhepunkt erreicht“, sagte der Vorsitzende des Vereins, Walter Krämer, zur Begründung. In der Urkunde würdigt der Verein Zochers „bemerkenswerte Fehlleistungen im Umgang mit der deutschen Sprache“ und „das würdelose Anbiedern an den amerikanischen Kulturkreis“. Mit dem Titel „Sprachpanscher“ zeichnen die knapp 13.000 Mitglieder des 1997 in Dortmund gegründeten Vereins Deutsche Sprache Personen oder Firmen aus, die „auf besonders augenfällige Weise die deutsche Sprache und Kultur mit überflüssigen Imponier-Anglizismen mißhandelt haben“.

 

Reich-Ranicki kritisiert Harald Schmidt

BERLIN. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat dem Fernseh-Entertainer Harald Schmidt Unmenschlichkeit vorgeworfen und ihn mit nationalsozialistischen Uniformen in Verbindung gebracht. In einem Interview der Tageszeitung Die Welt reagierte der 81jährige damit auf Äußerungen Schmidts zur Einstellung der TV-Sendung „Das Literarische Quartett“. Dem Magazin Der Spiegel hatte Schmidt vergangene Woche gesagt, er hätte es gut gefunden, wenn das „Literarische Quartett“ erst mit dem unerwarteten Ableben eines Mitglieds während der Sendung beendet worden wäre. „Das wäre auch sehr literarisch gewesen: Deckel zu und alle Fragen offen.“ Reich-Ranicki ist den Angaben zufolge überzeugt, daß dieser Todeswunsch auf ihn, den weitaus Ältesten im Quartett, gemünzt war. Reich-Ranicki: „Gegen Harald Schmidt freilich habe ich nie auch nur ein einziges Wort geschrieben. Als ich diese Worte Schmidts las, sah ich ihn in einer Uniform, in einer schwarzen.“ Reich-Ranicki war nach der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg im Warschauer Ghetto interniert. Harald Schmidt war der Welt zufolge zu einer Stellungnahme nicht bereit.

 

Storm-Tagung: Neue Biographie vorgestellt

HUSUM. Der literaturwissenschaftliche Austausch steht im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung der Theodor-Storm-Gesellschaft an diesem Wochenende im nordfriesischen Husum. Den Auftakt bildet am Freitag eine Feierstunde im Hotel „Altes Gymnasium“, bei der eine neue Biographie des Dichters vorgestellt wird. Theodor Storm (1817-1888), dessen Name eng mit Husum verbunden ist, war seit 1867 Amtsrichter, später Amtsgerichtsrat in der Nordseestadt, für die er den Begriff der „grauen Stadt am Meer“ prägte. Die Storm-Gesellschaft gehört mit über 1.500 Mitgliedern zu den größten literarischen Vereinigungen in Deutschland. Ihre alljährlichen Tagungen sind Treffpunkt einer internationalen Storm-Gemeinde. Dabei werden auch neue wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt.


 
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