© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/01 17. August 2001

 
UMWELT
Verbraucherschelte
Volker Kempf

Die Umweltorganisation Greenpeace ist seit nunmehr 30 Jahren im Einsatz für die Umwelt tätig. Mit spektakulären Aktionen wurde gegen die Zerstörung der natürlichen Umwelt protestiert. Der Einsatz für die Wale war immer wieder notwendig. Protestiert wurde stets gegen umweltsündige Unternehmen oder politische Institutionen. Verbündete waren dabei stets die Verbraucher.

Doch Verbraucher haben wie Wirtschaft und Politik auch Macht, die sie mißbrauchen, und zwar gegen die Umwelt. Von daher war die Verbrüderung mit Rücksicht auf Spendeneinnahmen immer wieder verlogen - um nicht zu sagen: ein Ablaßhandel. Mit ihrem Einkaufsverhalten und sonstigem Lebensstil wirken die Verbraucher auf Wirtschaft und Politik ein, so daß sie zu dem werden mußten, wogegen sie mitunter dann mit Greenpeace protestieren. Das bemerkte auch ein Interviewer der aktuellen Greenpeace-Nachrichten für Förderer. Der neue Greenpeace-Chef Gerd Leipold wird gefragt: „Greenpeace war immer gut bei Attacken gegen Politik und Industrie. Die Verbraucher waren hingegen tabu. Dabei nutzen die wenigsten grünen Strom oder fahren Bus und Bahn. Ist es nicht Zeit für Verbraucherschelte?“ Leipolds Antwort: „Vielleicht brauchen wird manchmal mehr Mut zu unpopulären Positionen. Wir hätten als Verteidiger der Ökosteuer und höherer Energiepreise die Leute an ihre Verantwortung für die nächste Generation erinnern müssen. Es ist traurig, wie die Idee der Ökosteuer ruiniert worden ist, weil sie nur mit teurem Sprit gleichgesetzt wird.“

Wer sich auf eine solche Machtprobe mit den eigenen Förderern einläßt, dem gebührt Respekt. Doch so schnell wird Greenpeace Wohnhäusern und Autos nicht aufs Dach steigen. Warten wir es ab.


 
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