© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    30/01 20. Juli 2001

 
Kolumne
Umvolkung
Andreas Mölzer

"Umvolker", das sind solche, die Umvolkung, Ethnomorphose, eine Veränderung der ethnisches Struktur eines Landes also, betreiben oder zumindest propagieren. Solcherlei Leute sind derzeit in und um Deutschland rudelweise unterwegs. Ihnen genügt nicht, daß zwischen Maas und Oder ohnedies längst eine multikulturelle Gesellschaft entstanden ist, daß in den größeren Städten längst Ausländer-Ghettos und Zuwanderer-Viertel existieren, mit all ihren sozialen und kulturellen Problemen. Sie wollen es auch noch dekretiert haben: Deutschland soll sich ganz offiziell als Einwanderungsland bekennen.

Jene Kommission, die in den vergangenen Wochen und Monaten unter der CDU-Linksauslegerin Rita Süssmuth tagte, hat jüngst ihre Ergebnisse vorgelegt. Deutschland sei ein Einwanderungsland, es müsse sich zumindest eine Quote von 50.000 Zuwanderern pro Jahr verordnen. Diese Zuwanderung habe gefälligst in einem ausländerfreundlichen Klima zu erfolgen, wobei klar sei, daß die demographischen Probleme in Hinblick auf die Sicherung des Sozial- und Pensionssystems durch die Zuwanderung nicht gelöst, allenfalls gemildert werden könnten.

Parallel zur Veröffentlichung des Süssmuth-Berichts gab es einen Bericht des Europarats, der schwere Vorwürfe gegen die Bundesrepublik Deutschland und die Deutschen erhob. Es herrsche ein Klima der Ausländerfeindlichkeit, des latenten Rassismus und gar des Antisemitismus. Insbesondere die Diskussion um die deutsche Leitkultur, die von der CDU-Spitze losgetreten worden war, nähre solchen Rassismus. Ausländerfeindlichen Gewalttaten stehe man mit einer gewissen Apathie gegenüber, und die Integration von Ausländern werde bürokratisch erschwert, die Zuwanderung insgesamt abgelehnt. Bezeichnend ist, daß die Vorwürfe des Europarats gegen ein Land gerichtet sind, daß nunmehr seit Jahr und Tag von einer rot-grünen Regierung administriert wird. Bezeichnend ist auch, daß die Zuwanderungs-Konzeptionen von CDU-Politikerinnen wie Frau Süssmuth propagiert werden. Und das in einer Situation, da die Deutschen selbst als traumatisierte und neurotisierte Nation nach wie vor im Zustand des Nationalmasochismus verharren und überdies, wie nahezu alle anderen entwickelten Industrienationen, unter rasantem Geburtenschwund leiden. Da ist "Umvolkung" – also eine bereits kurz- und mittelfristig zu erwartende Veränderung der ethnisch-kulturellen Zusammensetzung der Bevölkerung – eine nahezu unausweichliche Entwicklung.

 

Andreas Mölzer ist Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung "Zur Zeit" und Kulturberater des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (FPÖ).


 
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