© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/01 13. Juli 2001

 
Leserbriefe

Zu: "Wem die Stunde schlägt" von Michael Wiesberg, JF 27/01

Freiheit oder Sozialismus?

Zehn Jahre nach dem Untergang des realen Sozialismus möchte ich den alten CDU-Wahlkampf-Slogan "Freiheit statt Sozialismus" ausrufen – und bin damit heute allemal an der "political correctness" vorbei. Aber was braucht denn Deutschland in dieser Zeit wirklich? Unsere "Volksvertreter" sollten statt "... das ist gut so" lieber auf die politische Tagesordnung setzen:

Keine Beteiligung oder Tolerierung der PDS an der Macht, weil das weg von der Demokratie und hin zum Chaos führt. Die PDS ist nicht regierungsfähig, weil sie nicht mit ihrem "ideologischen Schrott" aufräumen kann und es demzufolge zu irreparablen wirtschaftspolitischen Entscheidungen führt.

Viel mehr Freiheit in Wirtschaftsfragen, weil andernfalls die dringend benötigten Reformen in Deutschland mit einer regierungshofierten PDS weiter verhindert und damit noch mehr Grundpositionen von Marktwirtschaft und Demokratie verlassen werden, was über kurz oder lang zum Untergang von Deutschland als (immer noch) starker Wirtschaftsmacht führt. Von einheitspolitischer Europasoße sind wir Dezennien weit weg, wie uns unsere französischen Freunde ständig mit der Durchsetzung ihrer Interessen vor Augen führen.

Und dieser "Sozialismus" wird also kommen, weil politische Selbstbedienungsmentalität im deutschen Staate mit politischer Naivität oder/und Verantwortungslosigkeit einhergehen. In Berlin soll nun der Hardtest gefahren werden.

Mich verwundert nicht, macht aber sehr traurig, daß Politclaqueure jeglicher Art Deutschland so herunterfahren. Zehn Jahre, nachdem der Sozialismus mit Pauken und Trompeten verschwunden ist, verkaufen unsere "Volksvertreter" eben diesen als nigelnagelneue bunte Kindertrommel – und das deutsche Volk guckt staunend zu und hat vergessen. Wo sind couragierte Persönlichkeiten, die unser Heimatland wieder auf den richtigen Kurs bringen?

Dr. Norbert Naumann, Berlin

 

 

Zu: "Alles Schmarr’n" von Moritz Schwarz, JF 27/01

Deutsches politisches Klima

Was der Politik mit Sebnitz nicht gelang, wird hier erfolgreich durchgezogen werden. Unabhängig von den wahren Geschehnissen, die wegen widersprechender Zeugenaussagen ohnehin nicht mehr feststellbar sind, und unter Mißachtung des Rechtsgrundsatzes, die Ermittlungsergebnisse im Zweifelsfalle zugunsten des Angeklagten zu lesen, wird eine rigorose Verurteilung erfolgen. So ist das Klima in Deutschland.

Johannes D. Maxger, Nürnberg

 

 

Zu: "Die Chicago-Boys formieren sich" von Wolfgang Seiffert, JF 27/01

Patriotische Alternativen

Zwar kann man den Schlußfolgerungen Seifferts nur zustimmen, wenn es um die Notwendigkeit guter Beziehungen Europas zu Rußland geht. Es gilt, Rußland zu europäisieren und den Kräften entgegenzuwirken, die aus dem Land den Wilden Osten nach dem liberal-amerikanischen Vorbild zu kreieren versuchen. Es ist aber ein häufig wiederholter Fehler, wenn man in Putin den großen Visionär und einen Freund Europas (und insbesondere Deutschlands) sieht. Als Präsident ist Herr Putin ein pures Zufallsprodukt. Er wurde von der Jelzinschen Mannschaft ausgesucht, dabei waren seine Treue und Verschwiegenheit, nicht seine Kompetenz, maßgebend. Die Art und Weise, wie er an die Macht kam, weiße Flecken in seiner Vergangenheit, (immer noch vorhandene) kriminelle Nähe zum Großkapital, großspuriges Auftreten – dies alles ist typisch für das neue Rußland. Vor dem Hintergrund eines Clowns Schirinowski, eines Kitsch-Nostalgikers Sjuganow oder eines redeunfähigen Tschernomyrdin kann der russische Präsident sogar einen Staatsmann abgeben.

Allerdings gibt es auch im heutigen Rußland durchaus intelligente und kompetente Menschen in der Politik. Die allermeisten von ihnen sitzen in der Union Rechter Kräfte (SPS). Anfang der Neunziger waren die russischen Rechten zwar ausgesprochen neo-liberal und USA-orientiert. Nach dem Desaster der (aus Washington vorgegeben) liberalen Reformen von Gaidar und nach der Wirtschaftskrise im Jahre 1998 hat sich dies aber zunehmend geändert. Genau diese Veränderung hat der Autor übersehen. Die SPS ist keine Partei, die "den Kapitalismus ’pur’ will". Sie ist auch nicht ohne weiteres mit der FDP zu vergleichen. Sie repräsentiert nämlich die russische west- und marktorientierte Intelligenzija. Die Frage, welcher Westen (USA oder Westeuropa) und welcher Markt (liberaler oder sozialer) die beste Lösung für Rußland sein sollen, wird in dieser heterogenen Partei sehr unterschiedlich beantwortet. Einen gemeinsamen Nenner gibt es aber: Antikommunismus, Privateigentum, gesellschaftlicher Pluralismus und Patriotismus. In einem Land, wo der rotbraune Chauvinismus und Rassenhaß sogar von der Parlamentstribüne aus gepredigt werden, ist der gesunde Patriotismus der Rechten eine erleichternde Abwechslung.

Paul Amann, Hamburg

 

 

Zum Aufmacher: "Gysi kommt", JF 26/01

Kein Problem mit Globalisierung

Sommer 2000 im Audimax im Greifswald, Herr Gysi als Redner einer Wahlversammlung der PDS – volles Haus: eineinhalb Stunden plaudert Herr Gysi überlegen witzig über Politik und Gesellschaftsprobleme. Dann darf gefragt werden.

Meine Frage: "Herr Gysi, Sie plaudern charmant über Gesellschaftsprobleme. Das eigentliche Problem der Menschen weltweit ist die Globalisierung. Immer weniger Menschen haben immer mehr Geld und damit Macht in den Händen. Wo bleibt in diesem Netz Platz für Selbstbestimmung der Völker und für Demokratie?"

Herr Gysi kommentierte: "In der Globalisierung sehe ich kein Problem. Globalisierung gibt es seit 300 Jahren. Wenn etwas zu groß wird, fällt es auch wieder auseinander."

Ferner vertrat Herr Gysi in der Diskussion die Ansicht, daß man als "Deutscher" nicht aus der Verantwortung d.h. "Zahl-Schuld" herausmogeln könne. Mit der "Aufarbeitung" ginge es erst los. In der DDR sei Nazi-Vergangenheit teilweise schon aufgearbeitet worden, aber in der BRD eben noch nicht. Die "Aufarbeitung" in der DDR fand wohl heimlich statt – keiner hat es bemerkt außer Herrn Gysi? Da Herr Gysi das "Erbschuld-Zahl"-Prinzip gutheißt, müßten ihn weltweit über 80 Millionen Opfer des Kommunismus moralisch und finanziell erdrücken!

Gudrun Ruröde, Syke

 

 

Zu: "Ein sterbendes Volk" von Michael Wiesberg, JF 24/01, und "Gesundschrumpfung statt sterbendes Volk" von Volker Kempf, JF 26/01

Schrumpfen erwünscht

Das Jammern über die demographische Entwicklung des deutschen Volkes und anderer meist europäischer Völker in den rechten Publikationen ist durch und durch unglaubwürdig! Man tut so, als läge einem das Schicksal der Deutschen ganz besonders am Herzen, heuchlerisch-wehleidig hegt man die Befürchtung, sie könnten bald aussterben – oder zumindest einer gar grausamen Zukunft entgegengehen, wenn sie erst einmal zur Minorität im eigenen heiligen Vaterlande geworden sind.

Die positiven Entwicklungsmöglichkeiten, die sich im Zuge der Gesundschrumpfung des deutschen Volkes ergeben würden, mit all den lebensfreundlicheren und damit menschenfreundlicheren Existenzbedingungen werden gerade von denjenigen Volks- und Völkerhassern und somit Menschenhassern fanatisch bekämpft, die vorgaukeln, sie seien antifaschistisch, antirassistisch, und die so tun, als wären sie Umweltschützer.

Wer wie die (Wirtschafts-) Konservativen weiter an die freie Marktwirtschaft und deren grenzenlose Wucherung glaubt, sagt, daß wir alle sterben wollen! Eine selektive Geburtenförderung nur für Deutsche ist dann sinnlos. Wer wie die "Anständigen" glaubt, unter dem Deckmantel der "Demokratie" und der "Menschenrechte" alle Grenzen, welcher Art auch immer, einreißen zu müssen, auch der sagt, daß wir alle sterben wollen! Das unsägliche "Netz gegen Rechts" läßt diese "Anständigen" – den Kopf voller simplifizierender Kampfparolen und Pflastersteine in der Hand – in einer geistigen Gefangenschaft zappeln und macht die Bahn frei für Hochfinanz, Banken, Kapital.

Warum ist es den sogenannten Antirassisten ein Graus, wenn die gesundschrumpfenden europäischen Völker wieder das Wasser aus dem Brunnen vor dem Tore, aus den Quellen, aus den Bächen trinken könnte? Und in und an den Flüssen, Teichen, Seen wieder angeln und baden? Die Düfte der Wiesen und Wälder riechen, den Liedern der Vögel, dem Murmeln des Wassers, dem Rauschen der Blätter, dem Säuseln des Windes lauschen? Reine Luft atmen, sauberes Wasser trinken, gesunde Lebensmittel essen. Das sind doch die primären Bedürfnisse des Menschen! Wieder eine Heimat haben! Was haben Einwanderungsprediger und Atomstromnarren anzubieten: Abgase, Lärm, Chemiegifte, Genpfuscherei, Tierquälerei, Fastfood, Gesinnungsterror, Perversitäten aller Art. Ein jämmerliches Dahinsiechen zwischen Beton, Stahl, Glas und Kunststoff. Blumen aus Plastik ...

Bernd Kelch, Zwickau

 

Einzige Möglichkeit

Auf solch ein Wort habe ich lange gewartet. Nimmt man die Sauerstoffproduktion der Gesamtflora Deutschlands zum Maßstab, dann dürften wir Deutschen die Anzahl von zwölf Millionen nicht überschreiten.

Ich halte die Gesundschrumpfung für die einzige Möglichkeit, unseren blauen Planeten auf Dauer bewohnbar zu erhalten. Jedenfalls, was wir jetzt machen, in unsere übervolle Republik noch mehr Menschen per Green Card hereinzulocken, ist unverantwortlich. Und Verantwortliche werden später, wenn die Folgen sicht- und fühlbar werden, auch nicht zur Verfügung stehen. Die Weichensteller sind dann längst tot.

Lotte Lohde, Hann. Münden

 

 

Zur Meldung: "Einwanderung als Schicksal des Wingolfs", JF 24/01

Wingolf nicht protestantisch

In Ihrer Mitteilung ist Ihnen ein Fehler unterlaufen. Der Wingolfsbund ist ein christlicher Bund, kein protestantischer, letzteres obliegt dem Wartburgkartell. Als christlicher Bund versuchen wir diese Brücke zwischen den beiden großen christlichen Konfessionen in Deutschland und Europa, der katholischen und der protestantischen, zu schlagen, wobei unsere Türen auch zur Orthodoxie offen stehen. Immer wieder müssen wir uns von der Antifa und linksextremistischen Kreisen das Etikett "protestantisch" aufdrücken lassen, womit sie uns zur Säuberung unseres Bundes von Katholiken und Orthodoxen auffordern.

Yorck Deutschler, Ingelheim

 

 

Zu: "Tausend Jahre Osterweiterung" von Rolf Helfert, JF 24/01

Visumspflicht für Russen

So einen Artikel über eine Ausstellung zu lesen, ist ja oft interessanter, als die Ausstellung selbst zu sehen.

Trotzdem befremdet mich die Begeisterung des Verfassers für den osteuropäischen Nationalismus. Wenn denn Schröder und Fischer wirklich auf den Spuren der mittelalterlichen Reichstradition wandeln, ist das nicht etwas, was uns erfreuen sollte?

Vor allem aber sollte doch gerade uns Deutschen immer bewußt sein, daß die großen Katastrophen des letzten Jahrhunderts allein durch die Nationalstaatsbestrebungen der osteuropäischen Völker verursacht wurden. Ohne die Idee, daß Tschechen (und Jugoslawen) eigentlich Russen und keine Mitteleuropäer sind, keinen Zweifrontenkrieg mit Rußland, kein Versailles und kein Jalta. Und passiert da nicht gerade etwas Wunderbares, wenn ausgerechnet die Tschechen jetzt die Visumspflicht für Russen einführen, dem panslawistischen Irrweg abschwören und mit Macht heim nach Mitteleuropa drängen?

Zum Ausgang des 20. Jahrhunderts bereinigt die Geschichte – spät, aber vielleicht doch nicht zu spät – die Irrtümer, die seine Tragik ausgelöst haben.

Günther von Jan, München

 

 

Zur Berichterstattung des JF über die Kroaten in Bosnien-Herzegowina

Kroaten nicht vergessen

Vor einigen Tagen habe ich zwei Nummern Ihrer Zeitung erhalten. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Aber besonders dankbar bin ich, daß sie uns Kroaten-Katholiken in Bosnien und Herzegowina nicht vergessen haben. Denn die Machthaber in unserem Lande haben alles in den Händen: die Macht, das Geld und die Medien. Aber mit der Gotteshilfe und mit der Liebe zur Wahrheit werden wir diese Machthaber überleben. Ihre Bereitschaft, uns zu helfen, bedeutet in der heutigen Situation in Bosnien und Herzegowina sehr viel.

Vinko Kardinal Puljic / Erzbischof von Sarajevo (Bosnien/Herzegowina)

 

 

Zum geplanten Bundeswehr-Einsatz in Mazedonien

Nein zum Doppelspiel

Nato-Truppen sollen in Mazedonien die UÇK-Terroristen entwaffnen? "Essential Harvest" (Wichtige Ernte) heißt die Mission. Da "kann Deutschland nicht abseits stehen", tönt Gerhard Schröder artig in Richtung Washington und Brüssel.

Einspruch, Herr Bundeskanzler: Wir sollten diesmal besser abseits stehen, statt giftige Früchte zu ernten! Denn einmal mehr würde die Bundeswehr sonst zum dummen "Hiwi" im undurchsichtigen Doppelspiel Amerikas. US-Soldaten beraten, verstärken und beschützen noch immer UÇK-Einheiten, wie sich jüngst beim amerikanisch eskortierten Abzug schwerbewaffneter Albaner aus dem Raum Skopje zeigte. Die USA brauchen die Untergrundkämpfer der UÇK, um den Balkan unter ihre Kontrolle zu bringen.

Sie liefern 70 Prozent ihres militärischen Geräts. Und das sollen ihnen unsere Soldaten jetzt binnen 30 Tagen abnehmen? Experten aller Parteien bezweifeln, ob der desolate Zustand der Bundeswehr eine friedliche "Operation gelber Müllsack" (Nato-Jargon) erlaubt. Was geschieht, wenn der Konflikt zwischen Albanern und Slawen eskaliert und ein kriegsmäßiger Einsatz unvermeidlich wird? Man muß weder der PDS noch der verstummten Friedensbewegung angehören, um drei Tatsachen ins Gedächtnis zu rufen:

Die Bundesrepublik Deutschland ist nicht bedroht; es gibt keinen Verteidigungsfall. Unsere Bündnispartner benötigen keinen militärischen Beistand. Einen UN-Auftrag zum Intervenieren gibt es nicht. Wir haben keinen Grund, das Kosovo-Abenteuer zu wiederholen und deutsche Soldaten für fremde Interessen auf den Balkan zu schicken! Die Einmischung der Bundesregierung hat uns in den letzten Jahren viele Milliarden gekostet. Hartverdientes Steuergeld, welches hierzulande für wichtigere Aufgaben fehlt.

Herbert Rauter, Karlsruhe

 

 

Zur Auslieferung Milosevics an das Haager Tribunal

Siegerjustiz ohne Maske

Milosevic hat zweifellos eine Menge Verbrechen auf seinem Gewissen, die einen Prozeß rechtfertigen. Und ich bin alles andere als ein Kommunistenfreund und sehr wohl der Meinung, daß diese Verbrecher aufgehängt gehören.

Unter anderem wirft man ihm auch vor, ein Diktator gewesen zu sein, der sich nicht an die Gesetze des Landes und an die Verfassung gehalten hat.

Aber was ist das für eine "demokratische" Regierung jetzt, die sich, gleichgültig, wer die Richter benannt hat, über einen Beschluß des Verfassungsgerichtes hinwegsetzt und macht, was sie will?

Milosevic hätte in Serbien bzw. Jugoslawien vor ein Gericht gehört, nicht aber nach Den Haag. Das sieht sehr nach Siegerjustiz aus! Will Europa seine Bürger so überzeugen, daß es sich selbst rechtsstaatlich benimmt, wie es das von anderen einfordert?

Hartmut Körner, Freising

 

 

Zu: JF allgemein

Teilweise Subniveau

Heute hatte ich Gelegenheit, wieder einmal die laufende Ausgabe zu lesen, die ich bislang mehr oder weniger unregelmäßig an einem Kiosk erstanden habe.

Nach der Lektüre des Beitrags des Herrn Hermann Kreutzer über "charakterlose politische Lumpen" (das ist genau die Beschimpfung, die der grölende Freisler Herrn Goerdeler entgegenschleuderte) und dem ganzseitigen unsäglichen Interview mit der ebenso unsäglichen geistigen Blaupause namens Rexrodt ("Achtzehn ist eine gute Zahl ..." u. v. a. m.) darf ich Sie bitten, mir keine Verlagswerbung mehr zukommen zu lassen. Der Umstand, daß jemand dergleichen in meinem Briefkasten findet, könnte nämlich Zweifel aufkommen lassen, die nicht in meinem Sinne sind. Es ist nicht die politische Richtung, sondern das Subniveau solcher Beiträge. 

Herms Koch, per E-Post

abe der Veröffentlichung durch das Verwaltungsgericht Köln ist noch nicht erfolgt.


 
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