© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/01 13. Juli 2001

 
Zeitschriftenkritik: Zeitschrift für Internationale Beziehungen
Umbrüche
Werner Olles

Im siebten Jahrgang wird die halbjährlich erscheinende Zeitschrift für internationale Beziehungen im Auftrag der Sektion internationale Politik an der Deutschen Vereinigung für politische Wissenschaft "DVPW" herausgegeben. Die ZIB soll der Zusammenführung der vielfältigen wissenschaftlichen Diskussionsstränge und Forschungsergebnisse dienen. Dabei möchte sie Theorie und Empirie verknüpfen und ein Diskussionsforum im deutschsprachigen Raum für alle bieten, die an der wissenschaftlichen Auseinandersetzung über Grundsatzfragen der internationalen Beziehungen interessiert sind.

Die einzelnen Themenhefte analysieren und diskutieren recht unterschiedliche Vorgänge, wie beispielsweise die israelisch-palästinensischen Geheimverhandlungen von Oslo 1923, den Wohlfahrtsstaat im Steuerwettbewerb, die konzeptionellen Anforderungen an die politikwissenschaftliche Analyse von Globalisierungsprozessen, das Regieren in transnationalen Politiknetzwerken oder machtpolitische institutionelle und politische Faktoren im Vergleich postnationaler Politik. Breiten Raum widmet die ZIB auch der Entstehung von kollektiven Identitäten und untersucht, ob in einer Gruppe von Staaten ein Gemeinschaftsgefühl entstehen kann. Da sich an der Jahrtausendwende erhebliche Veränderungen im politischen System, insbesondere auch in den Räumen, die sehr stark von der Dominanz der Nationalstaaten geprägt wurden, zeigen, beschreibt die Zeitschrift auch den Wandel politischer Institutionen in den grenzüberschreitenden Regionen in Europa und Nordamerika im Laufe des 20. Jahrhunderts.

Die Globalisierung als größte ökonomische und soziale Herausforderung dieses Jahrhunderts wird von zahlreichen Beobachtern als ein sich beschleunigender und krisenhafter Umbruchprozeß moderner Gesellschaften beschrieben. Diese Perspektive wird auch von den verschiedenen Autoren der Zeitschrift geteilt, unabhängig von ihrer disziplinären Verortung in der Soziologie, der Politik-, Rechts- oder Wirtschaftswissenschaft. Vor allem im deutschen Sprachraum sind empirische Untersuchungen zu den politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen der weltwirtschaftlichen Integration trotz der erheblichen öffentlichen Aufmerksamkeit bislang noch selten. Die ZIB will auch dieses Defizit beheben.

Daher vereinigt sie Beiträge von Autoren, die Methoden der komparativen und internationalen politischen Ökonomie nutzen, um die Krisenszenarien der Globalisierungliteratur zu überprüfen. Dabei gelangen diese zu dem Schluß, daß sich zwar durchaus Veränderungen der nationalstaatlichen Handlungspolitik feststellen lassen, daß jedoch das von vielen kritischen Beobachtern prognostizierte Ende der politischen Handlungsfähigkeit oder gar der Nationalstaaten selbst keineswegs droht. Eine Aussage, die gewiß nicht jeder Leser teilt.

Nomos Verlagsgesellschaft, Postfach 10 03 10. 76484 Baden-Baden. Das Einzelheft kostet 54 Mark, das Jahresabo 98 Mark, für Studenten 58 Mark.


 
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