© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/01 06. Juli 2001

 
Meldungen

Kunstkritiker wollen Mahnmal schützen

BERLIN. Nach Meinung des Internationalen Kunstkritikerverbands (AICA) darf das Mahnmal zum Gedenken an die Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten in Berlin nicht angetastet werden. Der Berliner Senat hatte zuletzt über Pläne diskutiert, unter dem Bebelplatz im Herzen der Hauptstadt eine Tiefgarage zu bauen (JF 24/01). Hier befindet sich das in den Boden eingelassene Mahnmal "Bibliothek" des israelischen Künstlers Micha Ullmann. Es zeigt eine imaginäre Bibliothek mit leeren Bücherregalen. Die deutsche AICA-Sektion sagte, sie verfolge die Baupläne des Berliner Senats "mit Sorge". Der Ort der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 "sollte ein Ort der Ruhe und des Gedenkens inmitten der flutenden Hauptstadt bleiben", sagte der Präsident des deutschen Kunstkritikerverbandes, Vitt. Das Mahnmal sei nicht allein Angelegenheit Berlins, sondern ein zentraler Ort der Erinnerung des ganzen Landes. Der Verband forderte die Verantwortlichen in Berlin auf, das Werk Ull-manns zu achten und nach einer einvernehmlichen Lösung mit dem Künstler zu suchen. Ullman war in den letzten Wochen in seinem Widerstand gegen die Tiefgarage auch von der Berliner Akademie der Künste und von der Humboldt-Universität unterstützt worden.

 

Forscher verlassen Büchner-Gesellschaft

MARBURG. Im Streit um die wissenschaftliche Linie der Georg-Büchner-Gesellschaft in Marburg sind mehrere Forscher aus der Gesellschaft ausgetreten. Nach dem Herausgeber der Büchner-Gesamtausgabe im Deutschen Klassiker Verlag, Henri Poschmann, und dem Saarbrücker Büchner-Spezialisten Herbert Wender hat nun auch der Düsseldorfer Büchner-Biograph Jan-Christoph Hauschild seine Kündigung eingereicht. Die Forscher kritisieren eine zu enge Verquickung der Büchner-Gesellschaft mit der Büchner-Forschungsstelle an der Marburger Philipps-Universität. Die Forschungsstelle arbeite an einer eigenen historisch-kritischen Büchner-Edition, daher torpediere die Büchner-Gesellschaft die Veröffentlichungen anderer Forscher, kritisierte Wender. "Was von der Konkurrenz kommt, wird entweder ignoriert oder schlecht gemacht." Von "verletzten wissenschaftlichen Eitelkeiten" sprach dagegen der Vorsitzende der Büchner-Gesellschaft, Burghard Dedner. Von den 350 Mitgliedern der Gesellschaft seien bisher nur fünf aus Protest ausgetreten. Dedner, der zugleich Leiter der Uni-Forschungsstelle ist, wies die Vorwürfe zurück. Das "Kesseltreiben gegen uns" erklärt sich Dedner mit Profilierungsstreben und der Konkurrenz um Forschungsgelder.

 

Kulturkanal arte erhält Carlo-Schmid-Preis

MANNHEIM. Der deutsch-französische Kulturkanal arte erhält den diesjährigen Carlo-Schmid-Preis. Die mit 10.000 Mark dotierte Auszeichnung wird am Freitag dieser Woche im Mannheimer Schloß von Siegmar Mosdorf überreicht, dem Vorsitzenden der Carlo-Schmid-Stiftung und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Die Auszeichnung wird von arte-Präsident Jobst Plog und dessen Stellvertreter Jerome Clement entgegengenommen.

 

Museumsquartier in Wien eröffnet

WIEN. Das Museumsquartier Wien, ein Ensemble aus historischen und modernen Museums- und Kulturbauten, ist am vergangenen Freitag in einem offiziellen Festakt eröffnet worden. Bundespräsident Thomas Klestil würdigte das Projekt in seiner Verbindung von Barock und Moderne als "Kunst- und Kulturbezirk für das 21. Jahrhundert". Mit seinen rund 60.000 Quadratmetern Nutzfläche ist das neue Museumsquartier eines der zehn größten Kulturareale weltweit.


 
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