© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/01 29. Juni 2001


Angelas Girlscamp
von Ronald Gläser

Neben Oscars, Bären oder Palmen werden auch immer mehr Negativ-Awards für den "größten Macho" oder die "schlechteste Internetseite" vergeben. Gäbe es einen Preis für die "unfähigste Parteiführung", müßte man die CDU dafür nominieren. Angela Merkel vereint den Charme einer unverheirateten Biologielehrerin in einem Mädchenpensionat mit dem Kampfgeist eines Kaninchens.

Erst drängt sie ihre Berliner Parteifreunde zu einem frühen Wahltermin, was für diese denkbar ungünstig ist. Als ihr Wunschkandidat Wolfgang Schäuble scheitert, schiebt sie die Schuld auf Helmut Kohl und läßt überall verlautbaren, sie habe ihm jetzt einen "Maulkorb" umgehängt. Der Streit wird dann durch ein "geheimes" Vier-Augen-Gespräch mit dem Altkanzler beigelegt, was in jeder Tageszeitung stand.

Vielleicht hat Kohl seiner Erbin seine Erfolgsstrategie noch einmal erklärt. Diese bestand darin, konkurrierende CDU-Landesfürsten möglichst klein zu halten. Sie geht aber nur auf, wenn man selbst im Bund die Macht hat. Als Oppositionschefin braucht man Verbündete. Hoffentlich nehmen sich Merkel und ihr Girlscamp (CDU-intern für ihren Beraterkreis) die Lektion des Übervaters zu Herzen. Die Lage könnte für die CDU besser kaum sein: Die SPD offenbart in Berlin, daß die "neue Mitte" in Wirklichkeit die alte Linke ist. Die Konjunkturprognosen fallen. Die vor drei Jahren von Schröder angekündigte Halbierung der Arbeitslosenzahlen wird durch eine Verdoppelung der Benzinpreise ersetzt. Eine Partei, die das alles nicht nutzen kann, ist nur zu bedauern.


 
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