© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    26/01 22. Juni 2001

 
Blick in die Medien
Schizophren
Ronald Gläser

Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel nannte das Scheitern "der Rechten" bei der letzten Landtagswahl als einen der beiden wichtigsten Gründe zum Feiern (neben der absoluten CDU-Mehrheit). Ein wenig schizophren ist er schon, der Landesvater, pumpt er doch seit Jahren die extreme rechte Szene Thüringens mit Geld voll. Thüringen liefert das Schema, wie der Kampf gegen Rechts organisiert ist. Der Lokalpresse sei dank, denn diese veröffentlichte die Hintergrunddetails. Erstens: Der Verfassungsschutz hebt eine extreme rechte Szene aus der Taufe, die er finanziert. Der NPD-Funktionär Tino Brandt und der Neonazi Thomas Dienel erhalten ansehnliche Beträge bis hin zu staatlichen Zuschüssen für die Löhne der Angestellten eines Verlags. Zweitens: Die bezahlten Provokateure werden mit internen Details anderer Behörden versorgt. So werden sie beispielsweise vor polizeilichen Hausdurchsuchungen gewarnt. Drittens: Zeitgleich startet der Staatsfunk MDR eine mediale Bewältigungskampagne. Die dreiteilige Serie Nach Hitler – Radikale Rechte rüsten auf (donnerstags, ARD 21:45 Uhr) soll "in der Gesellschaft Widerstand gegen Rechts" mobilisieren, so der Sprecher der Bundesregierung Uwe Karsten Heye. Die Zuschauer wird der Fernsehunsinn immer weniger beeindrucken. Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach hat gerade ergeben, daß auch die Zahl der Deutschen, die noch an Ufos glauben, seit Mitte der neunziger Jahre um die Hälfte gefallen ist.


 
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