© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/01 15. Juni 2001

 
Deutschland muß sich selbst genug sein
Burschenschaften: Erfolgreicher Burschentag in Eisenach / "United gegen Burschis" zündelt gegen Rechts
Stephan Greiner

Etwa 800 Burschenschafter der Deutschen Burschenschaft (DB) trafen sich vergangenes Wochenende im thüringischen Eisenach zum ersten Burschentag des neuen Jahrtausends. Bereits vor einigen Monaten war ein außerordentlicher Burschentag in Marburg abgehalten worden, der sich mit der prekären finanziellen Situation des Verbandes befaßte (JF berichtete). Nach Aussage der Vorsitzenden Burschenschaft Rheinfranken-Marburg konnten die finanziellen Probleme mittlerweile durch einen Sanierungsplan sowie großzügige Spenden gelöst werden, so daß nun wieder die übliche Verbandspolitik auf der Tagesordnung stand. Im Laufe des Burschentages wechselte der Vorsitz der DB von Rheinfranken-Marburg zur Burschenschaft Teutonia-Prag zu Regensburg, die alte Vorsitzende wurde mit größtem Lob entlastet.

Im Anschluß an organisatorische Beratungen fand eine Podiumsdiskussion zum Thema "Westbindung der BRD" statt. Teilnehmer waren der Initiator und Vorsitzende der "Deutschland-Bewegung", Alfred Mechtersheimer, der österreichische Publizist und Haider-Berater Andreas Mölzer, der Historiker Harald Lönnecker sowie der Sprecher der DB, Marc Natusch. Es herrschte Einigkeit, daß die Anerkennung unbeschränkter amerikanischer Führungsansprüche nicht im Interesse Deutschlands liegen könne. "Deutschland muß sich selbst genug sein", meinte Mechtersheimer. Auch in kultureller Hinsicht müsse sich Deutschland wieder auf seine eigenen Wurzeln zurückbesinnen. Mölzer pflichtete bei: "Unsere Kinder dürfen nicht schon in jungen Jahren durch amerikanische Einflüsse geprägt werden."

In einer kurzen Ansprache anläßlich eines Festakts auf der Wartburg, dem Schauplatz des bekannten Freiheitsfestes von 1817, gratulierte Corpsstudent Mölzer der DB zu ihrer "Pionierarbeit in Sachen Demokratie" und forderte sie auf, wieder mehr Einfluß auf die Politik zu nehmen. Er erinnerte an die enge Verbundenheit der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland, die auch in der gemeinsamen Mitgliedschaft bundesdeutscher und österreichischer Burschenschaften in der DB ihren Ausdruck finde. Scharf kritisierte er in diesem Zusammenhang die gescheiterten Sanktionen der EU gegenüber Österreich und das beleidigende Verhalten des deutschen Bundeskanzlers Schröder bei seinem jüngsten Besuch in der Alpenrepublik.

Nach dem Festakt auf der Wartburg fand ein Totengedenken am Burschenschafterdenkmal auf der Göpelskuppe über Eisenach statt. Das Burschenschafterdenkmal wurde 1902 errichtet und befindet sich seit 1991 wieder im Besitz der DB. Mit einem Fackelzug und der Ansprache eines Kriegsteilnehmers wurde der Gefallenen der Weltkriege gedacht und all jener, die sich um die Einheit Deutschlands verdient gemacht haben. Zum Festkommers in Eisenach sprach abermals Alfred Mechtersheimer. Dabei kritisierte er demokratische Defizite in der EU und forderte eine Volksabstimmung über die Einführung des Euro. Deutschland dürfe nicht weiter stillschweigend den Ausverkauf seiner nationalen Interessen in Kauf nehmen.

Der Oberbürgermeister der Stadt Eisenach, Gerhard Schneider (CDU), unterstrich in seinem Grußwort das gute Verhältnis zwischen der Stadt Eisenach und der Deutschen Burschenschaft. Schneider würdigte die Verdienste der Burschenschaft um die Wartburgstadt. Mit dem Kauf und der Renovierung des Burschenschafterdenkmals trage die DB zum Erhalt eines der Wahrzeichen der Stadt bei. Der Bürgermeister bekräftigte, Burschenschafter seien in Eisenach gern gesehen.

Dagegen hatte auch in diesem Jahr ein linksradikales Aktionsbündnis "United against Burschis – Burschenschaften zerschlagen" zu teilweise illegalen Aktionen gegen den Burschentag aufgerufen. Unbekannte beschmierte Häuserwände in der Innenstadt. Einige wenige Chaoten warfen Bierdosen auf Burschenschafter, zu handfesten Auseinandersetzungen kam es jedoch nicht. Am Samstag blockierten linksgerichtete Autonome die Zufahrtstraße zur Wartburg mit Holzpaletten, brennenden Autoreifen und Metallkrallen.

Diese angereisten Burschenschafter erschreckte diese Aktionen jedoch nicht besonders. Spöttisch wurde das Treiben der "Antifa" als "Basteln und Zündeln gegen Rechts" bezeichnet. Eisenacher Bürger distanzierten sich von den linken Protesten. Wie es ein Gastwirt ausdrückte: "Bei uns sind sie immer willkommen!" Gemeint waren die Burschenschafter.


 
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