© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    23/01 01. Juni 2001


Fall für den Staatsanwalt
von Ronald Gläser 

Mit guter Miene zum bösen Spiel werteten Eberhard Diepgens Gegner das Ausscheiden seines Kampfgefährten Landowsky als einen "Befreiungsschlag". Jetzt ist Landowsky weg, und die wirkliche Krise ist da. Dem Langzeit-Bürgermeister wird jetzt zum Verhängnis, was schon vor dem Mauerfall als seine Achillesferse galt: die Verknüpfung politischer Macht mit finanziellen Interessen – symbolisiert durch die Schieberei von Aufsichtsrats- und Vorstandsposten.

Früher war das nicht so schlimm, weil die Exklave West-Berlin ohnehin am Tropf des Bundes hing. Außerdem regierte in Bonn damals der Parteifreund Helmut Kohl. Jetzt muß die Stadt den ökonomischen Unfug seiner Regierung selbst bezahlen. Nach der Garantie, die das Land Berlin für die Geschäfte der Bankgesellschaft Berlin abgegeben hat, braucht der Senat sechs Milliarden Mark. Dabei hat sich die Stadt solche Mühe gegeben, durch "Mammutreformen" wie Bezirksfusion und Lehrer-Mehrarbeit hier und da einige Hundert Millionen Mark einzusparen. Alles war umsonst. Es war umsonst, weil eine Landesbank zum politischen Erfüllungsgehilfen einer verfilzten Administration gemacht werden konnte.

Eigentlich müßte sich die Staatsanwaltschaft der Sache annehmen. Denn die Frage, wo die Milliarden im einzelnen geblieben sind, ist nach wie vor nicht eindeutig geklärt. Die Staatsanwaltschaft aber untersteht dem Justizsenator. Und den hat die Stadt Berlin auch längst eingespart – das Ressort wird nebenbei vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen geleitet.


 
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