© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/01 27. April 2001

 
"Political Correctness" und Konservative
Feigheit undUnterwerfung
Dieter Stein

Dienstagmittag. Überraschender Besuch im Verlag. Drei Leser stehen strahlend in der Tür, sie wollen Solidarität ausdrücken und Mut zum Durchhalten wünschen. Es ist Redaktionsschluß, leider keine Zeit für ausführliche Gespräche. Eine Spende wird überreicht. Dann erzählen sie zum Abschied eine Geschichte, die bezeichnend ist für das totalitäre Klima in unserem Land: Ein Kreis von konservativen Bürgern, die sich noch vor einiger Zeit unter dem Dach der nationalliberalen Partei "Bund Freier Bürger" (BFB) kennengelernt hatten, trifft sich regelmäßig monatlich in einem Ausflugslokal in Berlin-Zehlendorf. Ich habe selbst dort einmal in diesem Kreis gesprochen. Inzwischen hat sich der BFB aufgelöst, der Kreis arbeitet wacker unter dem Dach der "Deutschen Partei" (DP) weiter. Es sind einfach Bürger, die sich regelmäßig sehen, miteinander diskutieren und sich politisch engagieren wollen.

Beim letzten Treffen (die JF berichtete) – es sprach der österreichische Politiker und JF-Autor Peter Sichrovsky – zog ein Trupp "Antifaschisten" auf, randalierte, nachts zuvor warfen Linksextremisten sogar die Scheiben des Lokals ein. Ein Aufstand der Anständigen? Natürlich nicht. Übergang zur Tagesordnung.

Nun erzählen mir die Überraschungsgäste, daß sie der Wirt nicht mehr beherbergen will, sie müssen in einem anderen Lokal tagen und laden Gäste nur noch persönlich ein, es sind keine öffentlichen Veranstaltungen mehr. Die Antifa-Chaoten haben ihr Ziel also voll erreicht, der konservative Kreis tritt den Weg in die Konspiration an, verschwindet in den Augen der Öffentlichkeit also von der Bildfläche: ausradiert, ausgeschaltet, politisch vernichtet.

Wer sich eine Weile im "konservativen Milieu" in Deutschland bewegt, kennt das Schema. Formalrechtlich zwar illegale Attacken sind soweit öffentlich opportun, daß keine Autorität gegen Praktiken dieser Art aufbegehrt und die Täter isoliert. Die Steinewerfer können sich der klammheimlichen Zustimmung eines linksliberalen Establishment sicher sein. Es kommt dann aber etwas entscheidendes hinzu: Die demoralisierende Feigheit und Gleichgültigkeit der Bürgerlichen, die sich so lange nicht einmischen, bis sie selbst eines Abends den Faustschlag eines "Antifaschisten" abkriegen oder das eigene Auto in Flammen aufgeht.

Da erntet zum Beispiel ein JU-Funktionär Kritik für ein Interview in der JF. Und? Da fordert jemand seinen Rücktritt. Na und? Man will, daß er sich vom Interview mit der JF distanziert. Leider hat er nicht den Schneid, mit Verachtung dem politischen Gegner zu spotten. Er läßt sich in die Enge treiben. Während ein Staatsminister im Auswärtigen Amt, Christoph Zöpel, (SPD) kein Jota zurückweicht, als er für sein JF-Interview gescholten wird, windet sich der feine "Konservative" und bedauert das Interview, weil er nicht geahnt habe, welche Kritik er dafür ernten würde.

Wenn Konservative in Deutschland in der Defensive sind, dann in erster Linie wegen ihrer Servilität und der opportunistischen Feigheit ihres Umfeldes. Wir wissen, daß es auch anders geht ...


 
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