© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/01 20. April 2001

 
Petersburger Dialog
von Bernhard Knapstein

Der Petersburger Dialog soll zu einer "dauerhaften Einrichtung der deutsch-russischen Beziehungen" werden, betonte Kanzler Schröder vor seinem Besuch in St. Petersburg. Er pries damit das von ihm und dem russischen Präsidenten Putin initiierte Diskussionsforum an, welches das Verhältnis der beiden Staaten auf ein stabiles Fundament stellen soll. Ein solches Fundament hat das wegen der russischen Transferrubel-Schulden, der immer noch nicht ausgehändigten Beutekunst, und der offenen Königsbergfrage gebeutelte Verhältnis der beiden Staaten auch nötig. Der institutionalisierte Dialog könnte hierbei ein gutes Werkzeug sein. "Wir wollen die deutsch-russischen Beziehungen vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung und der europäischen Sicherheit gründlich analysieren", so Oleg Morow vom Forum Petersburger Dialog in einem Internetinterview. "Es wird kein Tabu geben."

Königsberg als zukünftige Enklave in der um Polen und Litauen erweiterten EU ist damit eigentlich Hauptthema des Dialoges, zumal die Klärung der Schuldenfrage vor dem Abschluß steht. Da aber Berlin – die vertriebenen Ostpreußen ignorierend – ausdrücklich kein eigenes Interesse an Königsberg hat, kristallisiert sich dieser Komplex zu einem großen weißen Fleck in der tabufreien Zone. Dies ist beachtlich, da der Beitritt des wirtschaftlich eher schwachen Litauens in die EU noch in weiter Ferne liegt und Brüssel außer einem schwachen Diskussionspapier noch kein klares Konzept vorweisen kann. Berlin bleibt damit am Zug, auch wenn es nicht mitspielen mag.


 
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