© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/01 06. April 2001

 
Blick in die Medien
Gesunder Geist
Ronald Gläser

In Köln ereignet sich gerade ein mediales Feuerwerk um den örtlichen Drogenstrich. Der Rechtsstaat kapituliert in der Rheinmetropole – wieder einmal – vor der Straßenprostitution und dem unvermeidlichen Drogenhandel. Das Stadtplanungsamt will die Ansammlung aus Dealern, Freiern und Huren "umsiedeln". Am neuen Standort sollen dann für eine Million Mark "Anbahnungs- und Verrichtungszonen" entstehen. Der Haken an der betroffenen Stelle ist ein Sportplatz. Dort trainieren Hunderte von Jugendlichen und Kindern. Sie werden demnächst regelmäßig mit Spritzen, Kondomen und vielleicht sogar mit Freiern konfrontiert werden. Köln konnte keinen anderen Platz finden. Denn zu den Voraussetzungen gehörte die schnelle Anbindung zum Bahnhof, wodurch die "Stoff"-Versorgung sichergestellt wird. Dem Verein, der den Sportplatz betreibt, wurde der Nutzungsvertrag gekündigt. Köln bewirbt sich übrigens auch um die Olympiade! Soweit die Fakten. Erstaunlich ist, daß die Kölner Presse dem Thema so viel Aufmerksamkeit widmet. Der CDU-Bürgermeister, Fritz Schramma, ist im Kreuzfeuer der Kritik. Sein Fehlverhalten muß er jetzt teuer bezahlen. Kostproben: "OB Schramma als Zuhälter beleidigt" (Bild Köln, 5. März 2001), "Drogenstrich am Sportplatz – befohlen vom OB" (Sportbild, 13/2001), "Vorsicht Freier, hier gibt’s was geklebt!" (Kölner Express, 2. März 2001). Die Journalisten der örtlichen Presse scheinen dem Prinzip mens sana in corpore sano nicht abgeneigt zu sein.


 
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