© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/01 30. März 2001

 
Zeitschriftenkritik: Alaska
Sendungsbewusst
Werner Olles

Geographisch und meteorologisch gesehen gehört Alaska zu den kältesten aller Klimazonen. Als sechsmal pro Jahr erscheinende "Zeitschrift für Internationalismus" ist Alaska allerdings nur eines der langweiligsten und unoriginellsten Periodika der extremen Linken. Mit der moralischen Aufgeregtheit eines antifaschistischen Veteranenclubs versucht ein sogenannter "Verein für Internationalismus und Kommunikation" als Herausgeber einigermaßen vergeblich den Eindruck zu erwecken, als könnten extremistische Positionen in Deutschland irgendwie und irgendwann doch noch einmal von Erfolg gekrönt sein.

Als Zeitschrift der "entwicklungspolitischen und internationalistischen Aktionsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland, die sich im Rahmen des Bundeskongreß (BUKO) organisieren" (!) ist es Alaska jedoch durchaus zuzutrauen, daß sie auch weiterhin noch ein paar Jährchen in ihrer realtiven Bedeutungslosigkeit verharrt, ohne dabei wesentliche Elemente ihres Sendungsbewußtseins zu verlieren. Das ist natürlich auch irgendwie rührend, perpetuiert eine derartige Struktur doch ganz ungemein den unaufhaltsamen Weg in die politische Impotenz.

Dabei sind manche Texte nicht einmal so dumm. Was man beispielsweise zur "Remaskulinisierung" des "Postfeminismus in der Gleichberechtigungsgesellschaft" oder zur "Selbst-Orientalisierung" des Kosovo hier liest, ist durchaus diskussionwürdig, wäre da nicht letztlich die Furcht, sich ernsthaft auf die politische Realität der Bundesrepublik einzulassen. Aber Evidenzverweigerung bedeutet eben auch immer, zu seinen alten Illusionen zurückzukehren, wenn es gefährlich wird, und sich wieder auf das Innenleben des eigenen Weltbildes zu konzentrieren. Solch eine resignative Haltung beschäftigt aber heute nicht einmal mehr – wie noch vor ein paar Jahrzehnten – die Schlapphüte vom Verfassungsschutz.

Wenn man jedoch nur bereit ist, über die Kriminalisierung des Gesellschaftlichen in Serbien zu diskutieren, aber den fortwährenden Kompromißhandel der politischen Klasse in Deutschland beharrlich ignoriert, bekämpft man die herrschende Technokratie nur scheinbar, und die eigene radikale Allüre ist nichts weiter als ein Simulakrum oder eine etwas weniger militante Variante rot-grüner Verdummungspolitik. Löblich an Alaska ist hingegen, daß in Zeiten des flotten Dahinschmelzens beträchtlicher Teile linksradikaler Ideologie hier noch eine – wenn auch durchs lange Absingen der "Internationale"inzwischen stark geschwächte – Stimme vernehmbar ist, die offenbar immer noch erwartet, daß sich das Duo Schröder/Fischer irgendwann in naher Zukunft einmal als Hitler/Ribbentrop entpuppt. So verschlingen sich Naivität, politische Korrektheit und frevlerischer Aberglaube mit einem ungebrochenen Subjektivismus, und was dabei herauskommt, ist eine Zeitschrift, die leider so staubtrocken ist, daß der Leser schon nach kurzer Lektüre nur allzu gern wieder bereit ist, mit der kaum weniger schönen bundesrepublikanischen Realität vorliebzunehmen.

"Alaska". Bernhardstr. 12, 28203 Bremen. Das Jahresabo kostet DM 48,– Mark


 
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