© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/01 23. März 2001

 
Frisch gepreßt

Finkelstein-Debatte. Ein wohlfeiler, von Ernst Piper herausgegebener Sammelband zum Streit über die Thesen des New Yorker Politologen Norman Finkelstein: Neben dem JF-Kolumnisten Peter Sichrovsky,den dezidierten Finkelstein-Gegnern Salomon Korn, Omer Bartov, Michael Brenner und Iring Fetscher ("Norman Finkelsteins braune Freunde") veröffentlicht hier auch der Heidelberger Historiker Detlef Junker, einer der raren Kenner der deutsch-amerikanischen Wechselbeziehungen zwischen 1914 und 1945, einen fundierten Aufsatz zur "Amerikanisierung des Holocaust" (mit dem spitzzüngigen Untertitel: "Über die Möglichkeit, das Böse zu externalisieren und die eigene Mission fortwährend zu erneuern"). ("Gibt es wirklich eine Holocaust-Industrie? Zur Auseinandersetzung um Norman Finkelstein", Pendo Verlag 2001, 211 Seiten, 24,90 Mark).

Soldatenkönig. Jede Biographie Friedrich Wilhelms I. ist zu messen an den beiden Meisterwerken, die nach 1933 entstanden, als der "Soldatenkönig" im Schatten seines von Otto Gebühr verkörperten Sohnes stand: der romanhaften Verdichtung von Jochen Klepper von 1937 und des wissenschaftlichen Pionierwerks von Carl Hinrichs, das 1941 erschien, als der Verfasser gerade seine akademische Karriere in der preußischen Krönungsstadt Königsberg begann. Die zweite, überarbeitete Neuauflage von Wolfgang Venohrs 1988 erstmals veröffentlichter Darstellung versucht zwischen Klepper und Hinrichs die Mitte zu halten und bietet ein farbig erzähltes, wissenschaftlich fundiertes Lebensbild des Preußenkönigs ("Friedrich Wilhelm I. Preußens Soldatenkönig", Herbig, München 2001, 366 Seiten, 49,90 Mark).

Deutsch-russische Sonderwege. Etwas im Windschatten der deutscher Diskurse über "den Osten" etablierte sich die Katholische Universität Eichstätt als Forum des deutsch-russischen Dialogs. Der Inhaber des historischen Lehrstuhls, Leonid Luks, hat jetzt mit Donald O‘Sullivan eine Aufsatzsammlung ediert, die nach den Ursachen für die deutsche wie für die russischen Sonderentwicklungen seit dem 19. Jahrhundert fragt. Warum wurden von St. Petersburg, Moskau und Berlin aus die westlichen Ideen und "Werte" als fremd und "zersetzend" empfunden? Lassen sich Auschwitz und Archipel Gulag darauf zurückführen, daß die für das neuzeitliche Europa konstitutiven Werte von beiden Nationen nicht tief genug verinnerlicht worden waren? ("Rußland und Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert. Zwei ’Sonderwege‘ im Vergleich", Böhlau Verlag, Köln 2001, 236 Seiten, 49,80 Mark).

Fundamente.Roland Baader, Christa Meves, Manfred Spieker und Klaus Berger – das sind wohl die bekanntesten Autoren, die sich unter dem Herausgeber Ingo Resch versammeln, um überkonfessionell den christlichen Fundamenten in Recht, Wirtschaft und Gesellschaft nachzuspüren ("Mehr als man glaubt", Resch Verlag, Gräfelfing 2000, 316 Seiten, 38 Mark).


 
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