© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/01 09. März 2001

 
Meldungen

Entscheidung über Wagner-Nachfolge

BAYREUTH. Die Richard-Wagner-Stiftung will am 29. März eine Entscheidung über die Nachfolge des 81jährigen Bayreuther Festspielleiters Wolfgang Wagner treffen. Sowohl der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Julian Nida-Rümelin (SPD), als auch Bayerns Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) wollen zu der nichtöffentlichen Sitzung des Stiftungsrates nach Bayreuth kommen. Der Sprecher Zehetmairs, Toni Schmid, geht davon aus, daß die zu erwartende Entscheidung für Wagners 55jährige Tochter Eva Wagner- Pasquier "in großer Einmütigkeit" getroffen wird. Wagner hatte sich mit seinem Beharren auf seine zweite Frau Gudrun (56) im 24köpfigen Stiftungsrat zunehmend isoliert. Zuletzt waren auch die Vertreter der Mäzenaten-Gesellschaft der Freunde Bayreuths, die jahrzehntelang als Hausmacht Wagners galt, auf Distanz zum Festspielleiter gegangen. Wagner hatte der Einleitung des Nachfolgeverfahrens vor nunmehr zwei Jahren zugestimmt. Unter Berufung auf seinen lebenslangen Vertrag weigerte er sich jedoch bislang, einen Termin für seinen Rücktritt zu nennen.

 

Erzgebirge soll Weltkulturerbe werden

FREIBERG.   Das Erzgebirge hat nach Ansicht von Professor Albrecht von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg gute Chancen, in die Unesco-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen zu werden. Albrecht lehrt Technikgeschichte und Industriearchaeologie und leitet eine Projektgruppe, die eine Studie darüber erstellt, unter welchen Bedingungen die "Montanregion Erzgebirge" auf die Unesco-Liste kommen kann. "Die Liste ist aus Sicht des zuständigen Komitees europalastig und von Kunstdenkmälern dominiert", sagte Albrecht. Daher sollen künftig weltweit nur noch 30 Anträge jährlich geprüft werden. Und da es von Kulturlandschaften bisher erst 23 in der Liste gibt und diese künftig den Vorrang haben, stünden die Sterne gut. Zudem hat die Unesco 690 Kultur- und Naturdenkmale zum Welterbe erklärt, darunter 24 aus Deutschland, aber keines aus Sachsen. Zwei Anträge seien mittlerweile in Vorbereitung: Das Projekt "Elbufer" in Dresden und eben die "Montanregion Erzgebirge". Der Aufnahme in die Liste wäre nach Ansicht des Wissenschaftlers von herausragender touristischer und damit auch wirtschaftlicher Bedeutung für die Region.

 

Nachlaß von Thomas Bernhard ausgestellt

WIEN. Die österreichische Nationalbibliothek in Wien zeigt seit Dienstag in der Ausstellung "Thomas Bernhard und seine Lebensmenschen" erstmals Manuskripte und bisher unbekanntes Fotomaterial aus dem Nachlaß des österreichischen Schriftstellers (1931–1989). Dabei ergänzt die Schau die Auswahl an chronologisch geordneten Schriften mit Porträts jener Menschen, die im Leben des Autors eine wichtige Rolle spielten. Zentral ist dabei Bernhards Großvater Johannes Freumbichler, der selbst Schriftsteller war, aber nur kurzzeitig Erfolg hatte. Er lieferte seinem Enkel nicht nur ein Vorbild für das eigene Schriftsteller-Dasein, sondern auch ein Modell für die bei Bernhard oft auftauchende Figur eines scheiternden Künstlers. Umfassend wird auch Bernhards Verhältnis zu seiner jahrzehntelanger Begleiterin und wichtigen Förderin Hedwig Stavianicek beleuchtet. Nach Meinung vieler Experten hat sie dem Autor oft den nötigen inneren Halt und Antrieb gegeben, ohne den sein umfangreiches Werk nicht entstanden wäre. Einblick in die Arbeitsweise Bernhards gibt eine Gegenüberstellung unterschiedlicher Entwicklungsstufen von Texten, die oft mit radikalen Anmerkungen wie "Mistroman! Wie kann sowas passieren?" versehen sind. Die Ausstellung ist bis zum 16. April im Camineum der österreichischen Nationalbibliothek und vom 9. Mai bis zum 14. Juli im Stifterhaus in Linz zu sehen.


 
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