© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/01 23. Februar 2001

 
Frisch gepresst

Vegetarismus. Aktueller kann ein Buch kaum sein. Umkränzt von Schlagzeilen über die BSE-Krise, die das Fiasko der von Brüssel subventionierten Agrarindustrie anzeigen, erschien vor kurzem eine gediegene, zudem preiswerte Aufsatzsammlung zur Geschichte und zu den zukünftigen Perspektiven des Vegetarismus. Die von Manuela Linnemann und Claudia Schorcht edierten Studien heben sich wohltuend ab von plakativ-monokausalen Werken wie jenem von Nick Fiddes über "Fleisch als Symbol der Macht" ("Vegetarismus. Zur Geschichte und Zukunft einer Lebensweise". Harald Fischer Verlag, Erlangen 2001, 166 Seiten, 32 Mark).

Grüne Zukunft. Der Hamburger Politologe Joachim Raschke gehört inzwischen fast schon zum Stammpersonal jeder TV-Wahlsendung. Vielleicht genervt durch Mikrofonhalter wie Ulrich Deppendorf & Co., die ihn fortlaufend nur sekundenlang zu Worte kommen lassen, hat der Parteienforscher sich jetzt die Freiheit genommen, ein Thema einmal in epischer Breite abzuhandeln und die erste vertiefende Analyse des rot-grünen Regierungsexperiments in Berlin zu liefern. Eine seiner zentralen Thesen: Nur wenn Fritz Kuhns "radikales Notstandsregime" greife, können die Grünen 2002 gegen die FDP gewinnen ("Die Zukunft der Grünen. ‚So kann man nicht regieren‘." Campus Verlag, Frankfurt/Main 2001, 470 Seiten, 49,80 Mark).

Böll und Warnach. Wie man dem dickleibigen Verzeichnis der Hinterlassenschaft Carl Schmitts im Düsseldorfer Hauptstaatsarchiv entnehmen kann, zählte der katholische Philosoph und Schriftsteller Walter Warnach zu den Briefpartnern, mit denen der Staatsrechtler in seinem Plettenberger Gehäus am fleißigsten briefwechselte. Und zu einem solchen Mann soll Heinrich Böll eine Verbindung gehabt haben? Hatte er – und zwar als Mitarbeiter an der christlich-konservativen Zeitschrift labyrinth, die Warnach mit dem seit 1946 nach "dritten Wegen" für die Adenauer-Republik suchenden Werner von Trott zu Solz seit 1962 herausgab. Wolfgang M. Schwiedrizk hat diese pikanten Konstellationen neu beleuchtet ("Konservativ und rebellisch. Die Zeitschrift ‚labyrinth‘. Gespräche mit Heinrich Böll und Walter Warnach". Edition Mnemosyne, Neckar-gmünd 2000, 144 S., 36 Mark).


 
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