© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/01 16. Februar 2001

 
WIRTSCHAFT
Wir lieben die EU und den Euro doch alle
Bernd-Thomas Ramb

Die jüngste Umfrage des EU-eigenen "Eurobarometer" bie-tet ein erschreckendes Bild. Erschreckend deshalb, weil die Interpretation der Ergebnisse aus der Sicht der EU-Kommission ein Zerrbild der Wirklichkeit abgeben. Negative Zahlen werden positiv verstanden, die geringe Akzeptanz der europäischen Entwicklung in der Bevölkerung ignoriert oder ins Gegenteil verkehrt. Fast alle relevanten Felder haben sich gegenüber den Vorjahreswerten kaum oder nicht verbessert oder sind, wie im Falle der Beurteilung des Euro, sogar zurückgefallen. Mehr noch als die EU-weite Stagnation einer positiven Beurteilung der EU erschüttert das niedrige Niveau der Akzeptanz europäischer Grundpositionen und Gemeinsamkeiten.

Da wäre zunächst die grundsätzliche Beurteilung der EU-Mitgliedschaft. Nur die Hälfte der Europäer hält sie für eine gute Sache. Die stolze Vermeldung, nur 14 Prozent hätten ein eindeutig negatives Befinden geäußert, ist keineswegs hilfreich. Die Zustimmung erreicht noch nicht einmal eine absolute Mehrheit. In einem bemerkenswerten Kontrast steht dazu die Einschätzung, eine Mitgliedschaft in der EU wäre nützlich. Dies empfinden nur 47 Prozent der Europäer. Damit wird die EU offensichtlich von einigen Millionen Bürgern als notwendig, wenn auch nicht als nützlich eingestuft. Vielleicht kann das geringe Ansehen der EU-Kommission, die bei nur 46 Prozent der EU-Bürger als positiv eingestuft wird, durch medienwirksame Bekundungen wie "Wir lieben euch doch alle" gesteigert werden. Immer weniger beliebt ist der Euro. Nur noch 55 Prozent sind EU-weit dafür – und das ein Jahr vor der Abschaffung der nationalen Banknoten und Münzen. Mit deren Wahrnehmung könnte diese Zahl beim nächsten Eurobarometer noch einmal kräftig nach unten rutschen.


 
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