© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/01 16. Februar 2001

 
"Freiheit muß ertrotzt werden"
Franz Alt über die Repression gegen die JF, seinen Kampf für Pressefreiheit und die Gefahr der "ideologiefreien Gesellschaft"
Moritz Schwarz

Herr Dr. Alt, Sie waren von 1972 bis 1992 Leiter des TV-Polit-Magazins "Report", heute moderieren Sie das 3-sat-Magazin "Grenzenlos". Haben Sie Versuche erlebt, Ihre Arbeit zu behindern?

Alt: Ja, ich habe acht Arbeitsgerichtsprozesse geführt – gegen meinen Sender! –, um so arbeiten zu können, wie ich es vor meinen Gewissen verantworten kann.

Gegen den eigenen Sender? Das heißt, es wurde Druck ausgeübt:Wer steckte dahinter?

Alt: Das Kanzleramt in Bonn hat in den achtziger Jahren über meinen Intendanten versucht, mir einen Maulkorb umzuhängen. Der eigentliche Hauptgegner war aber die Atomlobby; außerdem waren da noch diverse Interessenvertreter der Wirtschaft. Ich weiß also wovon ich rede, wenn es um Pressefreiheit geht. Deshalb engagiere ich mich da und reagiere sensibel, wenn es zu solchen Maßnahmen wie jüngst gegen die JUNGE FREIHEIT kommt. Was sich die Postbank da geleistet hat, nenne ich einen Anschlag auf die Pressefreiheit – und außerdem einen Akt der Dummheit. So etwas ist nicht hinzunehmen. Die Pressefreiheit ist ein so wichtiges Gut: Sie ist Vorausetzung für Demokratie. Deshalb finde ich es gut, daß sich Kollegen und Kolleginnen – und auch der deutsche Journalistenverband – aller politischer Couleur zusammengetan und gegen diesen Schwachsinn protestiert haben.

Inzwischen hat die Postbank die Kündigung unseres Hauptgeschäftskontos aus politischen Gründen ja sang- und klanglos zurückgenommen, ohne ihre Position zu verteidigen, die sie gerade noch als notwendiges Engagement für unsere Demokratie zu verkaufen versucht hatte.

Alt: Das sagt ja auch einiges.

Wie reagierten Ihre Kollegen auf Ihr Engagement?

Alt: Irgendein alberner Kollege hat mir geschrieben, wie ich als aufgeklärter Journalist, der sich für die Friedens- und Ökobewegung engagiert, mich nur für "so eine rechte Zeitung" einsetzen könne? Da merkt man eben wie primitiv in Deutschland – fernab von einer wirklichen politischen Kultur – solche Auseinandersetzungen geführt werden. Mich interessiert nicht, ob eine Zeitung links oder rechts ist. Da geht es ums Prinzip, da geht es um die Freiheit. Mir gefällt in der Tat vieles nicht, was in der JUNGEN FREIHEIT publiziert wird: ich halte manches für dumm, anderes für naiv, manches für nationalistisch und einiges auch für ausländerfeindlich. Aber darüber muß man streiten können! Daß sie nicht meine Lieblingszeitung ist, darf keine Rolle spielen, wenn es um Pressefreiheit geht. Deshalb habe ich unterschrieben.

Sie werden verstehen, daß wir Ihre Kritik für nicht gerechtfertigt halten. Darüber sollten wir aber einmal gesondert streiten. Warum ist nun nicht-linker Journalismus in Deutschland, anders als im übrigen Europa, struktureller Gewalt ausgesetzt?

Alt: Deutschland leidet an dieser zwanghaften Feindbildprojektion. Die Linken wollen das Rechte in sich nicht wahrhaben, die Rechten wollen das Linke in sich nicht wahrhaben, und so kommt es zu dieser gefährlichen Vehärtung. Denn Feindbilder haben etwas mit Verdrängung zu tun. Es ist aber albern, zu glauben, man sei der bessere Mensch, nur weil man das Linke oder Rechte für sich gepachtet hat. Natürlich habe ich mich auch gefragt, was passiert, wenn ich jetzt den Appell der JUNGEN FREIHEIT unterschreibe: dann kriege ich Prügel von der Linken. Na und, dann kriege ich eben Prügel. Wenn ein Journalist keine Vorwürfe bekommt, dann muß er sich fragen, was er falsch macht. Früher habe ich Prügel von der anderen Seite bekommen, da hieß es von CDU-Parteifreunden: "Du kannst doch nicht im Spiegel schreiben!" Alles albern. Schließlich hat meine eigene Partei ja sogar den Druck gegen meine Sendung "Report" ausgeübt. Wenn man mit Fällen, wie ich sie erlebt habe, konfrontiert wird, dann versteht man, daß es nicht um links oder rechts geht, sondern um die Pressefreiheit.

Können Sie einen solchen Angriff auf die Pressefreiheit einmal beispielhaft darstellen?

Alt: Ja, wir hatten einen Fall, wo insgesamt 110.000 Menschen für mein Magazin protestiert haben. Viertausend Menschen haben in der Zeit über vier Seiten Anzeigen gekauft, um uns gegen den politischen Druck, der auf "Report" ausgeübt wurde, beizustehen. Ich weiß, wie wichtig es, ist Solidarität zu organisieren. Es ging damals zum einen um die Nachrüstung, denn die hielt ich vor meinem Gewissen für ein Verbrechen, für einen Anschlag auf die ganze Menschheit. Zum anderen – das war nach Tschernobyl – um die Atomenergie, auch die halte ich für einen Anschlag auf das Leben der ganzen Menschheit, besonders derer, die nach uns kommen, denn der Müll strahlt schließlich hunderttausend Jahre. Dagegen habe ich Sendungen gemacht. Wir haben aufgeklärt, was es bedeutet, wenn man so eine Technologie betreibt. Das hat vielen Herrschenden nicht gefallen, und mein damaliger Intendant ging leider in die Knie vor den Mächtigen. Er hat mir die Protesttelegramme gezeigt, von Herrn Stoiber bis zur Atomlobby.

Wie haben Sie reagiert?

Alt: Ich habe geantwortet, diese Proteste seien für einen Journalisten unmaßgeblich. Entscheidend ist zu tun, was man für richtig hält: Die Wahrheit und das, was man vor seinem Gewissen verantworten kann, auch zu sagen.

Konnten Sie sich mit dieser Argumentation durchsetzen?

Alt: Nein, zunächst nicht, so kam es zum Krach, weil er Dinge von mir wollte, die ich nicht verantworten konnte.

Zum Beispiel?

Alt: Ich sollte der Versetzung der Kollegen zustimmen, die die Filme gemacht haben. Etwa Wolfgang Moser. Hier muß man Flagge zeigen als Journalist, und im Zweifelsfall muß die Wahrheit wichtiger sein als die Karriere. Das könnte man als journalistischen Grundsatz formulieren. Wenn man das erlebt hat, versteht man, daß die Pressefreiheit nicht nur ein schönes Sonntagswort ist, sondern ein sehr hohes Gut – eines der höchsten der Demokratie.

Das heißt, daß die politische Berichterstattung in der Bundesrepublik einem dauernden Versuch der Repression ausgesetzt ist?

Alt: Aber sicher – das darf uns aber nicht überraschen. Und zwar hauptsächlich aus politischen und ökonomischen Gründen. Kein Grund zu lamentieren! Da haben wir durchzugehen. Wir jammern gerne über die schlechte Welt, verweisen darauf, wir hätten es ja anders gewollt und beugen uns am Ende scheinbar notgedrungen doch. Aber gerade Euer Fall zeigt, wenn man ein bißchen Rückgrat zeigt, geht es doch. Das ist ermutigend.

Der durchschnittliche Deutsche lebt in dem Gefühl "Pressefreiheit? Bei uns ist alles in Ordnung." Daß man auch bei uns darum kämpfen muß, können sich die meisten nicht vorstellen.

Alt: Weil sie eine äußerst simple Vorstellung von Freiheit haben. Freiheit ist immer ein Kampf. Da geht es um Interessen. Bei uns wird alltäglich versucht zu unterdrücken und kaputt zu machen. Was meinen Sie, was es bedeutet, wenn Sie nach einem Fernsehbericht mit Millionenklagen konfrontiert werden! Freiheit ist ein hohes Gut, das immer ertrotzt werden muß, es fällt niemals in den Schoß oder steht öffentlich bereit. Ich finde es seltsam, wenn sogar Journalisten so tun, als sei Freiheit selbstverständlich. Von dieser Naivität her rührt wohl auch die ein oder andere dieser Reaktion auf meine Unterstützung der JUNGEN FREIHEIT im Fall Postbank. Als Konservativer bin ich verliebt in die Freiheit, und diese ist zunächst einmal grenzenlos oder es gibt sie gar nicht.

War Ihnen das von Anfang an klar, oder mußten auch Sie dies erst ernüchtert erkennen?

Alt: Das habe auch ich schmerzhaft erfahren müssen. Ich war ja 26 Jahre braves CDU-Mitglied. In den ersten zehn Jahren meiner Arbeit bei "Report" hatte ich viel zu viel Angst vor Konflikten. Ich hatte Angst vor Prozessen, vor der öffentlichen Auseinandersetzung und habe zu viele Kompromisse gemacht. Das ist mir aber erst später klar geworden. Ich wollte mir meine Angst nicht eingestehen. Heute weiß ich, die Angst vor der Angst ist unser eigentliches Problem. Deshalb gibt es so viele Duckmäuser, Obrigkeitshörige und Rückgratlose in unserer Gesellschaft. Wir haben formal eine Demokratie in Deutschland: Formal! In Wirklichkeit muß man die Demokratie immer wieder aufs Neue erkämpfen, jeden Tag, und das tun zu wenige. Die Vorstellung, mit einer formal verfaßten Demokratie sei alles erreicht, die Verhältnisse in Ordnung, ist naiv. Wer ein realistisches Menschenbild hat, gewinnt auch einen realistischen Freiheitsbegriff.

Es ist berechtigt, auch nach den Inhalten zu fragen, aber ist es nicht eine unmoralische, wenn auch erfolgreiche Methode, die Pressefreiheit gegen die Inhalte auszuspielen?

Alt: Natürlich muß es auch Grenzen geben, müssen Gesetze beachtet werden, vor allem das Grundgesetz. Ich kann zum Beispiel nicht einfach wahllos Menschen beleidigen. Aber Streiten in der Sache? – Da darf es für meine Begriffe überhaupt keine Grenzen geben. Nehmen Sie das Ausländerthema: Ich habe da eine ganz andere Position als Ihre Zeitung, aber da muß man streiten können. Ich halte das, was da artikuliert wird, überwiegend für Ängste. Aber gerade Ängste müssen artikuliert werden dürfen. Sicher ärgere ich mich auch manchmal über die Oberflächlichkeit, ja gar Menschenverachtung mit der über dieses Thema geschrieben wird, aber dann muß ich eben einen Gegenartikel schreiben – vielleicht sogar bei Euch. Es gibt eben links und rechts, wieso soll man das per Unterdrückung ignorieren? Ich bin wirklich kein Freund von Herrn Haider, dennoch habe ich auf Einladung der FPÖ-Stiftung dort einen Vortrag über erneuerbaren Energie gehalten. Warum sollen nicht auch dort Menschen sein, die in der Überlebensfrage der Menschheit, der Energiefrage, vernünftige Positionen haben. Ein guter Freund von mir, er ist ein Streiter für erneuerbare Energien, ist für die FPÖ im Europäischen Parlament. Ich könnte so etwas nicht, aber absurd zu sagen, deshalb kann er kein Freund von mir sein. Wirkliche Freiheit ist immer auch die Freiheit des Andersdenkenden.

Dennoch ist eine Diskussion über die Pressefreiheit nur redlich, wenn man auch über ihre Grenzen spricht. Ist die totale Pressefreiheit nicht eine naive Utopie?

Alt: Die Grenze ist das eigene Gewissen: Pressefreiheit hat etwas mit Gewissen zu tun! Das muß man aber von Fall zu Fall einzeln prüfen. Wissen Sie, der Franz Schönhuber war mal Mitglied der "Report"-Redaktion, vor etwa 25 Jahren. Er hat als freier Mitarbeiter einige Filme für uns gemacht. Ich würde keine Parteiveranstaltungen mit ihm machen, aber ich könnte mit Franz Schönhuber ein Bier trinken. Und auch die JUNGE FREIHEIT steht ganz gewiß nicht außerhalb der Grenze.

Was ist mit der Publizistik Ihrer "Hauptgegner", Atomlobby und damals der Nachrüstung?

Alt: Ich werde gelegentlich von der alten Energiewirtschaft eingeladen. Da habe ich keine Berührungsängste. Die sollen ein anständiges Honorar bezahlen, dann erzähle ich denen etwas über die Energie der Zukunft. Ganz pragmatisch. Immer dieses typisch deutsche Trennen in Gut und Böse, das regt mich wirklich auf!

Wie sehen Sie den Fall "Bild"-Zeitung, die ihre Berichterstattung in nicht mehr vertretbarem Maße mit wüsten Erfindungen und wilder Spekulation mischt?

Alt: Die Bild-Zeitung betreibt meist nicht Aufklärung im eigentlichen Sinne. Doch, auch solche Zeitungen gehören zur Freiheit. Bild ist nicht zufällig Deutschlands meistgekaufte Zeitung. Das sagt viel über uns Deutsche.

Was betrachten sie als die eigentliche Aufgabe der Presse?

Alt: Das Aufklären! Und genau das tun wir in Deutschland eben nicht richtig. Denn wir sind gegenwartsversessen: Wir klären auf, über das Tagesaktuelle. Weiterhin klären wir akribisch die Vergangenheit auf. Und dabei sind wir fast völlig zukunftsvergessen: wir thematisieren nicht die Probleme der Zukunft. Wenn uns aber erst einmal die Themen der Zukunft als Tagesaktuelles wiederbegegen, dann ist es meist zu spät. Wir haben in Deutschland 1.492 Institute, die sich mit der Vergangenheit, aber nur sechs, die sich mit der Zukunft beschäftigen. Unser Land ist nicht zukunftsfähig – und das ist ganz wesentlich die Mitschuld von uns Journalisten. Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden, durch Bilder einer Zukunft, die wir wollen. Wir klären nicht wirklich über die Alternativen auf: etwa, daß die Sonne uns täglich und bis in alle Ewigkeit mehr als fünfzehntausendmal soviel Energie schickt, wie wir brauchen. Wenn das einmal wirklich klar gemacht würde, dann hätten diese energiepolitischen Irrwege, in die wir ständig gelotst werden und die wir heute allen Ernstes als vernünftig betrachten, ganz schnell ein Ende. Das Hauptproblem sind nicht böse Menschen oder die böse Atomlobby, sondern wir Journalisten, die ihrer Aufklärungspflicht nicht nachkommen.

Sie reklamieren eine "Aufklärung" im Sinne einer Berichterstattung für sich. Tatsächlich aber bauen Sie doch darauf, daß den Fakten bestimmte Einsichten und Handlungen folgen. Eigentlich sind Sie also an Meinungsbildung interessiert.

Alt: Es fehlt an Fakten: Nämlich, daß die Solarenergie nichts kostete, daß das aber der Stoff ist, den es für alle Zeiten umsonst gibt. Die Meinung soll sich dann jede und jeder selbst bilden. Machen Sie diese Fakten einfach nur deutlich, dann wäre der Spuk der Atomenergie bald vorbei. Statt dessen tragen wir mit dazu bei einzulullen. "Unsere Atomkraftwerke sind sicher!" oder "Deutschland ist BSE-frei!" Diesen Unsinn verbreiten wir mit. Hätten wir Journalisten richtig aufgeklärt, dann hätte das BSE-Problem viel früher Eingang in die Debatte gefunden und die gegenwärtige Emtwicklung hätte vielleicht verhindert werden können. Als ich vor fünf Jahren in der ARD eine Sendung "Biofleisch statt Rinderwahn" gemacht habe, haben viele Kollegen nur gesagt: "Typisch, der Alt!" Jetzt haben wir den Salat, BSE in Deutschland. Das Beispiel dieser Sendung zeigt, man kann so etwas schon vorzeitig erkennen und darüber berichten, wenn man nur will. Immerhin ist es damals gelungen, diese Sendung zu machen, doch mit welchen Widerständen in den Chefredaktionen, die sich eben nur an der laufenden Politik orientieren.

Die Situation ist aber noch schlimmer, denken Sie daran, daß in der Bundesrepublik nicht nur Themen "vergessen", sondern offen stigmatisiert und unterdrückt werden – eigentlich völlig unmöglich in einer Demokratie, sollte man meinen.

Alt: Mir fällt auf, daß es keine intensive Debatte über den Kosovo-Krieg gibt. Ein klein wenig findet sie in der taz statt, aber ansonsten Funkstille. Haben wir damals die richtigen Informationen bekommen? Wie sich herausgestellt hat nicht. Heute kann man in Ruhe recherchieren, es gibt aber keine Debatte mehr. Für die meisten Kollegen ist das heute kein Thema mehr. Ein Teil der Grünen hat ihr pazifistisches Erbe ebenso verraten wie die CDU ihr "C". Ich war einmal bei Helmut Kohl, damals war er noch Oppositionsführer. Ich sagte zu ihm: "Dieser Helmut Schmidt macht atomare Nachrüstung. Sie, als Vorsitzender einer Partei mit dem ’C‘ im Namen müßten an der Spitze der Friedensbewegung stehen!" Er erwiderte: "Alt, ich gebe Ihnen in der Sache völlig recht: Jesus und Atombomben, das geht eigentlich nicht. Aber in der Politik läuft das eben ganz anders: Helmut Schmidt ist ein Linker" – ich habe mir das Lachen kaum verkneifen können – "und ich bin ein Konservativer. Ich kann also nur rechts von ihm argumentieren. Wenn er nun auch die Atombomben will, kann ich nicht einfach die Gegenposition formulieren, denn dann würde ich links von ihm argumentieren. Wenn Helmut Schmidt schon als Linker für die Atombomben ist, muß ich als Konservativer erst recht dafür sein." Ich dachte nur: "Mein Gott ist das dumm. Wenn das so läuft, kannst du solche Positionen nie mehr auch nur halbwegs ernst nehmen." Aber so läuft es eben, bis heute. Deshalb bin ich dann schließlich auch aus der Union ausgetreten. Es ist in Deutschland immer viel zu viel Ideologie im Spiel. Und wenn Ideologie im Spiel ist, fehlt es an Selbstreflexion.

Die Rechtfertigung dafür, in einer Demokratie gewisse Fragen nicht zu thematisieren, ist die These von der "endlich ideologisch befriedeten Gesellschaft". Dieser Friede – so erst jüngst Florian Illies in der "FAZ" – dürfe nicht durch die Diskussion gewisser Fragen oder der Aufarbeitung der Vergangenheit, gemeint war die Gewalt von ’68, verantwortungslos gefährdet werden. Ist das nicht der Weg aus der lebendigen Demokratie in die Friedhofsruhe der "political correctness"?

Alt: Was sie da eben beschrieben haben, ist die primitivste und gefährlichste Ideologie überhaupt. Die Idee von einer "ideologisch befriedeten Gesellschaft" ist der blanke Unsinn, etwa von der Qualität des "Ende der Geschichte" von 1989. Das ist selbst ein geschlossenes Weltbild. Gerade wenn die ideologiefreie Gesellschaft ausgerufen wird, zeigt das schon, wie wenig ideologiefrei die Gesellschaft tatsächlich ist. Gerade bei der FAZ gibt es da Meister dieser Kunst, die geistig gesättigt und vor lauter Selbstzufriedenheit nur noch rumalbern können. Journalisten haben zu wenig geistigen Hunger.

 

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