© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
Agrarfabrik statt Familienbetrieb
Bäuerliche Landwirtschaft: Bei einem Wegfall der Agrarsubventionen droht vielen Betrieben der Ruin
Harald Kiefer

Wenn heute irgendwo über Globalisierung oder Europa debattiert wird, dann kann man mit schöner Regelmäßigkeit feststellen, daß sich die Argumente unweigerlich beim Thema Agrarsubventionen festfahren. Immer ist man sich dann schnell einig, daß diese Gelder für die Landwirtschaft nicht wünschenswert seien, daß diese den größten finanziellen Posten im Brüsseler Haushalt darstellen und deshalb gekürzt oder gar ganz abgeschafft werden sollten. Und schlimmer noch ist, daß heute überhaupt noch niemand eine Idee hat, wie man einmal den ungeheuren Subventionsbedarf der mittel- und osteuropäischen EU-Beitrittskandidaten aufbringen soll. Wer dann wirklich glänzen möchte, der erschlägt seine Diskussionspartner mit langer Keule und kurzer Hand, indem er statt Agrarsubventionen Zukunfts-Investitionen fordert, das geht dann runter wie "Kinder statt Inder" bei einem Konservativen oder die "Schuld und Scham"-Betroffenheit bei einem Linksliberalen.

Tatsache ist: Die deutsche Landwirtschaft erhält etwa fünf Milliarden Mark pro Jahr von Bund und Länder an Subventionen, dazu, wie man meint, reichlich Euros aus Brüssel – nochmal rund 20 Milliarden Mark. Das ist sehr viel Geld, auch auf den einzelnen Betrieb umgerechnet – zumal die "Bruttowertschöpfung" in der Landwirtschaft nur etwa 40 Milliarden Mark beträgt.

Bisher hat noch niemand den Gedanken zu Ende gebracht, wie die Welt aussähe, falls es tatsächlich gelingen sollte, alle Subventionen an die Landwirtschaft zu eliminieren. Erstaunlich! Denn inzwischen – nach den doch wohl recht erfolgreichen Privatisierungen von Bahn, Post, Telekommunikation, Stromversorgung, Wasserversorgung und Abwasserwirtschaft (in Frankreich und England auch der Steinkohlenbergbau) – wäre es durchaus denkbar und auch durchsetzbar, die Landwirtschaft von der Infusionskanüle des Staates abzuhängen. In Neuseeland hat man ähnliches –abrupt – vor 15 Jahren gewagt.

In Westdeutschland (auch in Frankreich südlich der Loire und weiten Teilen von Skandinavien) gilt ein Hundert-Hektar-Betrieb schon als recht groß. Vernünftig verdienen kann man aber nur, wenn man eine sogenannte Milch- oder eine Zuckerrübenquote hat. "Vernünftig" heißt: Einkünfte in der Größenordnung eines Automobilarbeiters oder eines kleinen Beamten. Zum Geldverdienen in der Landwirtschaft ist viel Technik nötig: Typische Schlepperleistungen liegen heute bei 120 Pferdestärken, Mähdrescherschnittbreiten bei drei bis vier Meter, Feldspritzen-Spannweiten unter 30 Meter. Diese Zahlen sind ein direktes Maß für den Mechanisierungsgrad des Ackerbaues. Größere Geräte in einem 50 –100-Hektar-Betrieb einzusetzen wäre vollkommen unwirtschaftlich, denn man könnte diese niemals vernünftig abschreiben.

Fünf Milliarden aus Berlin, zwanzig aus Brüssel

Ein Beispiel: Wenn ich auf meinem eigenen 195-Hektar-Betrieb einen 250-PS-Schlepper einsetzen wollte, wäre dieser höchstens 200 bis 300 Stunden im Jahr beschäftigt. Dieser Auslastungsgrad langt keineswegs, um die Abschreibungen zu erwirtschaften. Ein moderner Sieben-Meter-Mähdrescher würde die Getreidefläche in zehn bis 15 Stunden abmähen. Was macht man danach mit diesem Mähdrescher, der ja 350.000 Mark gekostet hat? Bei der Feldspritze, heute fast die wichtigste Maschine des Landwirtes, sieht es noch ungünstiger aus. Auf Großbetrieben (größer 400 Hektar) entwickelt sich der Standard hin zu 48-Meter-Spritzbreite. Mein eigener Betrieb wurde von einem landwirtschaftlichen Lohnunternehmer bequem in acht Stunden einmal komplett behandelt – fünf bis sechs Behandlungen pro Jahr, je nach angebauter Kultur, dürften ausreichen. Auch hier besteht wieder das Abschreibungsproblem, doch der Lohnunternehmer hat es gelöst. Jedoch: die 48-Meter-Feldspritze kommt im zersiedelten Westdeutschland praktisch nicht zum Einsatz und wird es wohl auch nie kommen, die Schläge (Feldgrößen) sind praktisch viel zu klein. Wer eine große Feldspritze in den Mittelgebirgen einsetzt, der stößt garantiert schon nach hundert Metern an den nächsten Zwetschgenbaum oder Telegraphenmast.

In der norddeutschen Tiefebene und in Mittel- und Nordfrankreich sieht es schon erheblich besser aus. Dort könnte man die Subventionen teilweise streichen, meinen viele, auch Insider. Nur: Alle Menschen sind gleich, auch bei den Bauern. Man stelle sich einmal vor, es würde jemand die Steinkohle-Subventionen für die Saar streichen und für die Ruhr beibehalten wollen.

In Frankreich kommt – in echt sozialistischer Manier – alle drei Tage jemand auf die gloriose Idee, die landwirtschaftlichen Flächensubventionen nur noch den kleinen Betrieben zu zahlen. So hat man dieses Jahr zum ersten Mal eine sogenannte Modulation eingeführt, auch meine eigene Subvention wurde so um zehn Prozent gekürzt.

Großbetriebe im Nordosten, Kleinbauern im Süden

Wie soll aber ein 60-Hektar-Bauer in Süd- und Westdeutschland noch weitere notwendige Flächen erwerben, woher soll die Geldmittel kommen, um sich zu vergrößern? Aus Abschreibungen? Sein Maschinenpark ist heute bereits unzureichend ausgelastet, da helfen auch keine Maschinenringe oder landwirtschaftlichen Lohnunternehmer weiter. Und Land kann man ja bekanntlich nicht abschreiben. Das hört sich gut an, sollte man meinen, denn der wichtigste Faktor der Getreideerzeugung – der Ackerboden – verschleißt nicht. Darüber hinaus – im Gegensatz zu Maschinenkapital – können unter Umständen sogar noch Wert-Zuwächse erwartet werden.

Aber genau hier liegt der Denkfehler: Eine Generation dauert auch in der Landwirtschaft 25 Jahre, und dann sind mal wieder Geschwister auszuzahlen – das heißt der Hof-Übernehmer muß mal wieder zum Bankdirektor, muß sich verschulden, jetzt ist er für zehn Jahre der "Fronknecht" der Bank – und das auf seinem betriebswirtschaftlich kerngesunden Hof. Die Gelder, die so aus der Landwirtschaft permanent abfließen, dürften beträchtlich sein, von der absoluten Größe her als auch vom prozentualen Anteil, etwa am Umsatz. Und die bei Erbteilungen aus der Landwirtschaft abfließenden Mittel dürften in ihrer Höhe nicht viel geringer sein als die Subventionen aus Brüssel.

Ohne staatliche Beihilfen wird sich Ackerbau nur noch in Gegenden abspielen, die mindestens den Einsatz von folgendem Gerät erlauben: 250–350 PS- Raupenschlepper, Mähdrescher mit sieben bis zehn Meter Schnittbreite, Feldspritzen mit etwa 50 Meter Spannweite und größer. Damit scheiden weite Gegenden der alten Bundesrepublik für eine konkurrenzfähige Getreideerzeugung aus. In Frankreich sieht es schon besser aus, ebenso in den nördlichen deutschen Bundesländern.

Das betrifft aber nicht die Eier-, Geflügel- und Schweinefabriken, denn die sind heute schon weitestgehend vom bäuerlichen Familienbetrieb abgekoppelt. Industrielle Milch- und Rindfleischerzeugung wird man am kostengünstigsten in trockenes Wüstenklima verlagern, schon aus Hygienegründen, aber auch weil der Transport von Futtermitteln aus ferneren Gegenden immer kostengünstiger wird. In den USA gibt es schon derartige Milchvieh-Farmen mit über 10.000 Tieren Besatz! Derartige Milchfabriken können natürlich einen Melkroboter, der gute 300.000 Mark kostet, spielend erwirtschaften, das heißt abschreiben.

In den USA, in Argentinien, in Kanada, in Neuseeland oder Australien, aber auch in Ungarn hat diese Zukunft schon angefangen, teilweise auch in (den aus den DDR-LPGs entstandenen) Agrar AGs in den neuen Bundesländern und in Nordostfrankreich. Und gegen diese Agrarunternehmen sollen nun die "kleinen" EU-Landwirte konkurrieren? Auf Höfen zwischen 30 und 60 Hektar, in Ost- und Mittel-Polen noch sehr viel kleiner?

Grundsätzlich geht die Entwicklung dahin, daß Bauern schleichend zu Rohstoff-Erzeugern für die Lebensmittelindustrie degradiert werden. Zu groß ist die Marktmacht des Handels, zu technologieaufwendig ist die Lebensmittelindustrie geworden, als daß unser "Bäuerlein" die komplette Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher abdecken könnte. Mögen auch hochmotivierte Biobauern ihre Mitmenschen vom Gegenteil zu überzeugen versuchen: In der harten Realität des kommerziellen Alltages ist die "biologische" Landwirtschaft chancenlos – dank Aldi & Co.

Das mag man bedauern, aber es gilt nun mal auch für die Lebensmittelerzeugung das eherne Gesetz der betrieblichen Arbeitsteilung. Um es deutlich zu machen: Der Verbraucher zahlt drei bis vier Mark pro Kilo Brot, aus einem Kilo Weizen backt man rund ein Kilo Brot. Aber der Weizenproduzent erhält weniger für seinen Weizen, als der Staat Mehrwertsteuer für das Brot erhält.

Ich erhalte als Landwirt an Subventionen etwa den gleichen Betrag, wie die Schaufenster-Beleuchtung in der Bäckerei kostet, oder weniger als drei Prozent der Brotkosten. Zwar kommen meine Betriebskosten (ohne Zinskosten) grob gerechnet durch die Verkaufserlöse wieder rein. Aber: In einem guten Jahr entspricht mein Betriebsgewinn ungefähr dem Betrag der Subventionen aus Brüssel. In einem schlechten Jahr ist er gleich Null. Ich rechne auf zehn Jahre zwei gute, zwei schlechte und sechs mittlere Ernten.

Betriebsgewinn in Höhe der Subventionen

Die untenstehende Tabelle enthält die wichtigsten Zahlen für meinen eigenen (inzwischen veräußerten) Ackerbau-Betrieb zur Verdeutlichung. Er umfaßte 195 Hektar, davon wurden 173 Hektar bewirtschaftet, der Rest war durch EU-Verordnungen zwangsweise stillgelegt bzw. Unland und Gestrüpp.

Mehr oder weniger sind die folgenden Zahlen auf alle mittelgroßen Betriebe in der EG übertragbar: Der Weizenertrag pro Hektar beträgt im Mittel 7.000 Kilogramm pro Jahr, Verkauferlös dieses Weizens ca. 1.200 Mark. Die Subventionen aus Brüssel betragen knapp 600 Mark pro Hektar pro Jahr – das macht acht Pfennig pro Kilo verkauftem Weizen. Allerdings gibt es noch allerlei nationale "Wohltaten" für die Landwirte, etwa steuerliche Präferenzen, Befreiung von der Buchführungspflicht, Hilfen für Junglandwirte oder Wiedereinrichter in der Ex-DDR. Diese fallen aber weitaus weniger ins Gewicht als die "schweren Barbeträge" aus Brüssel.

173 Hektar Weizen, Ernte 1.290 Tonnen, gar nicht so übel, jedoch von miserabler Qualität wegen des verregneten Sommers: Am Ende blieb ein Gewinn von 52.000 Mark übrig.

Wenn aus 1,6 Millionen Mark Kapital nur 52.000 Mark erwirtschaftet werden, versteht man, warum ein Bankier oder Fondsmanager unter den heutigen Umständen kein Interesse daran haben kann, in der Landwirtschaft zu investieren. Wie man leicht erkennt, ist aber alles nur eine Frage der Hektare, die man bewirtschaftet – und der Zinsen, die man an die Bank zahlen muß. Viele Bauern rackern sich die besten Jahre ihres Lebens für den Bankdirektor ab, gute Kunden sind das dort in den Augen der Bankdirektoren, fleißige Leute, äußerst selten – fast nie – geht einer pleite, vorher hat er einen krummen Buckel, aber nicht vom Dienern, nein vom Arbeiten. Beklagenswert sind vor allem die Klein- und Kümmerbetriebe und die jungen Leute, die sich bei der Hofübernahme verschuldet haben um die Geschwister auszubezahlen.

Das angeführte Beispiel gilt freilich nicht für reine Milchviehbetriebe und Mastbetriebe, dort ist der Anteil der zu mechanisierenden Arbeiten wesentlich geringer, Handarbeit lohnt sich dort also noch etwas mehr als im Ackerbau, auch dürften die diversen Prämien insgesamt etwas höher sein, als in reinen Ackerbaubetrieben.

Zu hoch sind sie aber nicht, denn in der "Spaßgesellschaft" ist es nicht jedermanns Sache, von morgens früh bis abends sehr spät mit Gummistiefeln im Kuhmist zu stehen, und das sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr. So findet denn die stärkste Abwanderung aus der Landwirtschaft aus den Milchviehbetrieben statt. Aber jetzt gibt es ja vollautomatische computergesteuerte Melkstände, wenn die Kühe nur nicht so dumm wären ...

Eine europäische Landwirtschaftspolitik, die mit den USA nebst argentinischem, neuseeländischem, australischem und kanadischem Anhang konkurrieren will, wird Europa noch viel tiefer in ein US-amerikanisches Protektorat verwandeln, als es jemals gewesen ist. Wenn erst mal die bäuerlichen Familienbetriebe verschwunden sind, dann wird es nahezu unmöglich sein, diese im Falle einer Wirtschaftskrise mal so ruck-zuck wiederaufleben zu lassen. Man weiß ja inzwischen, warum Rußland und die Ukraine zu Hungerleidern geworden sind, dort hat man ja auch einmal die traditionellen Strukturen zerstört, wenn auch aus völlig anderen Gründen.

Was passiert eigentlich, wenn die Subventionen wegfallen würden? Eine Voraussetzung wäre, daß bei freiem Welthandel alle Staaten das tun. Aber die USA sind das bei weitem wichtigste Erzeugerland und subventionieren ihren eigenen Getreideanbau massiv, schon seit den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Getreide-Export ist eine politische Waffe der Amerikaner, die sie wahrscheinlich nicht aus der Hand geben werden. Zum Beispiel war eine wesentliche Bedingung des ägyptischen Friedenschlusses mit Israel die amerikanische Zusage, ägyptisches Papiergeld als Zahlungsmittel für die massiven Weizenimporte zu akzeptieren. Das hat zu der grotesken Situation geführt, daß in Ägypten Brot wesentlich billiger als Weizen ist, aber das war ja in der alten DDR auch nicht viel anders. Es wäre also vollkommen sinnlos, nur in Europa auf Subventionen zu verzichten, das würde nur die politische Vormacht der USA verstärken.

Ohne Subventionen würden die meisten Ackerbauern in den Mittel- und Hochgebirgen aufgeben. 150.000 weitere Arbeitslose oder Sozialhilfeempfänger in Deutschland wären zunächst die Folge – die IT-Branche braucht keine Landwirte. Aber schlimmer noch, die Landpreise würden wohl auf südfranzösisches Niveau absacken, wo ein ähnlicher Prozeß der Entvölkerung schon seit 50 Jahren vor sich geht, also irgendwo zwischen zehn und fünfzig Pfennig pro Quadratmeter. Es würde wohl eine nicht unbeträchtliche Anzahl Selbstmorde geben, nicht zuletzt auch bei den kreditvergebenden Bankdirektoren.

Die Milchwirtschaft würde sich, wie schon oben erwähnt , in Wüstengegenden – küstennah – verlegen. Vielleicht an die nordafrikanische Küste, große semi-aride Flächen in Spanien bekämen plötzlich eine Chance ...

Der Gemüseanbau würde sich zum Teil in subtropische Gegenden, zum anderen Teil unter Glas verlagern, dorthin, wo Erdgas billig und reichlich verfügbar ist: England, Norwegen, Niederlande, Rußland. Die Eier-, Geflügel- und Schweine-Erzeugung ist heute schon praktisch voll industrialisiert. Nur sie würde wohl in Deutschland bleiben. Nur, was macht man mit der Gülle, wenn kein Ackerland zum Unterpflügen mehr da ist? Vielleicht in den Gully einleiten? Ist jemand schon mal durch Holland durchgefahren?

Und das wichtigste: Die landwirtschaftliche Produktion weltweit würde sinken, und die Preise würden steigen, sie würden sich auf einem höheren Niveau einpendeln. Um wieviel? Zehn, zwanzig, fünfzig Prozent – kein seriöser Wissenschaftler kann die Zahlen voraussagen. Die sich durch die Preiserhöhungen ergebenden politischen Folgen wären nicht abzusehen. Das Beispiel Rußland, wo seit zehn Jahren die landwirtschaftliche Produktion gesunken ist, könnte Schule machen.

Mit Sicherheit würden die Ärmsten in der Welt noch ärmer werden, die 85 und mehr Prozent ihres Einkommens dazu brauchen, um Grundnahrungsmittel zu kaufen.

Preisanstiege und "Armutsaufstände"

Es ist eine Tatsache, daß die deutsche Industrie heute zum große Gewinner der Europäischen Union geworden ist, absolut und relativ. Das wissen aber auch die anderen, besonders die Franzosen, die haben nämlich außer "la gloire (dem Ruhm)", Exocet-Raketen, Airbussen, Champagnerwein und Blaukäse nicht mehr vieles mit Gewinn zu exportieren. Sie müssen aber ungeheure Weizenüberschüsse loswerden, Produktivität und Technik in der Landwirtschaft haben sie überrollt. Frankreich ist bei weitem das fruchtbarste landwirtschaftliche Land in Europa, war es eigentlich immer schon. Aufforsten will man nicht oder nur halbherzig – es gibt ein paar magere Aufforst-Prämien, die sind aber uninteressant für einen wirtschaftlich denkenden Bauern. Die Ursache ist wohl, daß Paris den Weizen genauso als politische Waffe in Afrika einsetzen will wie Washington. Der springende Punkt ist nun, daß die wirtschaftliche Kraft Frankreichs nicht ausreicht, um den USA Paroli zu bieten. Man bemühte sich daher fast verzweifelt um politische Unterstützung bei den Deutschen – 20 Jahre lang – diese aber ließen die Franzosen hierbei im Stich – und sangen das hohe Lied der deutsch-französischen Freundschaft für die Medien, "mit Händchen halten" u.ä. – und verfolgten knallhart ihre eigene Industriepolitik. Heute sind die Deutschen inzwischen – trotz aller Probleme beim Aufbau der neuen Bundesländer – wirtschaftlich gesehen wieder die allerstärksten in Europa.

Noch nie waren sie so stark in Friedenszeiten, und das bei gesicherten Grenzen.
Und trotzdem wollen sie plötzlich nicht mehr für die EU-Osterweiterung zahlen? Es wird noch spannend werden.

Betriebsergebnis für das Jahr 2000:

Verkaufserlös 220.000,–

Subvention aus Brüssel 113.000,–

Umsatz also 333.000,–

Kosten für Saatgut, Dünger und Spritzmittel 130.000,–

Kosten für landwirtschaftlichen Lohnunternehmer (einschließlich Bodenbearbeitung, Aussaat, Behandlungen, Mähdrusch, Abfahrt der Ernte) 106.000,–

Versicherungen 9.000,–

Abschreibungen auf Gebäude und Gerät   15.000,–

sonstige Kosten (Telefon, Strom, PKW, Wasser)     8.000,–

Strafe wegen Unkrautbewuchs auf Brachfläche     3.000,–

Konventional-Strafe wegen Nichtverfügbarkeit von Backweizen (ich hatte im Juni bereits Backweizen zum Festpreis verkauft, die Qualität aber nur Viehfutterqualität)   10.000,–

Gesamtkosten ohne Zinskosten und ohne Wert der eigenen Arbeit 281.000,–

Umsatz minus Kosten 52.000,–

Anmerkungen: Mein eigener Einsatz betrug etwa 1.000 Arbeitsstunden, kein Fremdkapital, keine Bankzinsen. Der Wert des Ackerbodens und des Betriebes beträgt rund 1,6 Millionen Mark. Alle Arbeiten wurden im wesentlichen von einem landwirtschaftlichen Lohnunternehmer durchgeführt.

 

Harald Kiefer ist Diplomingenieur und war bis Ende vergangenen Jahres selbständiger Landwirt in Lothringen.


 
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