© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/01 09. Februar 2001

 
WIRTSCHAFT
Rindfleisch zu Marktpreisen
Bernd-Thomas Ramb

Rinderwahnsinn führt auch ohne Rindfleischverzehr zu Wahnsinn. Nur so läßt sich das Vorhaben der Bundesregierung zur Abschlachtung von 400.000 Rinder kommentieren. Argumentiert wird, dies sei zur Stützung des Marktes notwendig. Wer die Kosten für die Massenschlachtung in Höhe von 2,1 Milliarden Mark zu übernehmen hat, ist ungeklärt. Zyniker könnten darauf hinweisen, daß Tiermehl – zu dem die Massengeschlachteten Rinder zunächst verarbeitet werden – den gleichen Heizwert wie Braunkohle besitzt und deshalb das Programm der Braunkohlesubventionierung heranzuziehen sei. Dies würde den völligen Verlust der ethischen Grundlagen bei der Massentierhaltung der EU-Agrarindustrie adäquat dokumentieren.

Manche Kritiker des zynischen Tiertötungsvorhabens sind im Rahmen des BSE-Skandals geneigt, dem alten Vorurteil der herzlosen Marktwirtschaft wieder einmal das Wort zu reden. Mit Marktwirtschaft hat jedoch weder der BSE-Skandal noch die geplante Massenschlachtung zum Zwecke der "Marktstützung" etwas gemein, ganz im Gegenteil. Eine marktwirtschaftliche Lösung des BSE-Problems würde aus einer extremen Preissenkung bestehen, verbunden mit einer entsprechenden Informationskampagne. Nur, welcher Fleischverkäufer ist schon bereit – und wird in die Lage versetzt –, Rindfleisch nicht mehr zu einem Kilopreis von 40 Mark, sondern zu 4 Mark oder gar zu 40 Pfennigen anzubieten? Zu hohe Verluste, wird gejammert. Einfacher ist es, nach staatlichen Subventionen zu rufen. Doch warum ausgerechnet für unethische Markteingriffe? Nur weil es den Agrarsektor betrifft? Wer ersetzt denn der Firma Apple die nicht absetzbaren Computer oder Opel die nicht verkaufbaren Autos? Sollen die auch mit staatlicher Unterstützung verbrannt werden?


 
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