© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    06/01 02. Februar 2001


LOCKERUNGSÜBUNGEN
Relaunch
Karl Heinzen

Alles ist wieder gut. Boris hat in New York gelächelt. Noch ein wenig mitgenommen sah er aus, noch ein klein wenig leidend an den Verwundungen, die selbst einer Seele wie der seinen zugefügt werden können. Aber man sah auch die Zuversicht. "Ich bin 33 Jahre alt." Wer so viel weiß, kann leicht auf die Idee kommen, daß noch eine Menge vor ihm liegt.

Große Menschen haben große Vermögen. Das muß man akzeptieren. Daran kann man nichts ändern. Da stellt man vor allem besser keinen Vergleich mit dem an, was durch Arbeit zu erreichen ist. Große Menschen haben aber auch große Gefühle. Hier ist man ihnen nah. Wer hat nicht schon mal geliebt? Wer wurde nicht schon mal enttäuscht? Wenn da die Zeitungen dabei gewesen wären! Die hätten was zu berichten gehabt! Es bleibt der Trost, daß Gefühle um so echter sind, je weniger sie von den Mitmenschen bemerkt werden. Diese Selbstüberschätzung der kleinen Leute tut niemandem weh.

Viele Frauen mittleren Alters haben den Lebensweg von Boris verfolgt und sind darüber zu alten Frauen geworden. Sie kennen ihn, wie ihn nur eine Mutter kennen kann, und sagen: Er ist ein Typ, der eine Frau an seiner Seite braucht. Boris selbst sagt von sich: "Ich bin ein Typ, der eine Frau an seiner Seite braucht." Da sage einer, die Medien wüßten nicht, über wen was zu schreiben ist. Was Boris braucht, bekommt er natürlich, das ist nicht bloß eine Ehrensache. Alles ist wieder gut. Sie heißt Sabrina und ist eine Schönheit, an die man sich erst gewöhnen muß. Boris wird beweisen, daß man sich an sie gewöhnen kann. Daß sie so klein ist, läßt ihn richtig erwachsen erscheinen. Was für eine gute Figur er auch in dieser für ihn doch so ungewohnten Lebenssituation wieder abgibt! Wenn er sie mit "Hey girl" begrüßt, macht sie sich ganz lang und gibt ihm einen Kuß. "Mit einer zahmen Frau kann ich auch nichts anfangen. Ich brauche jemanden, der sich auch gegen mich auflehnen kann. Sonst bin ich schnell gelangweilt." Wer frisch verliebt ist, kennt keinerlei Scheu, zu sagen, was er wirklich denkt.

"Ich bin froh, daß das Versteckspiel zu Ende ist", sagt Boris in der Hauptsache. 55 Tage nach den ersten Verdächtigungen dürfen die Menschen wissen, was ihnen zuvor bloß zu ahnen aufgegeben war. Boris macht reinen Tisch. Er hofft, daß Babs eine Arbeit findet. Selbst mutmaßlichen Samenräuberinnen verwehrt er keine Speichelprobe. "Damit es keine Mißverständnisse gibt", stellt er sich schützend vor Sabrina: "Sie ist nicht schwanger." Obwohl ihm alles sehr nahe geht, bleibt Boris auf dem Boden der Tatsachen: "Unsere Beziehung ist eine junge Pflanze, die gegossen werden muß." Sabrina kann ganz schön kraß sein. Mit ihr paßt Boris erst recht in keine Schublade. "Meine Fans haben, glaube ich, erkannt, daß ich doch komplexer bin als gedacht". Auf jeden Fall sind sie alle gemeinsam mit ihm an Lebenserfahrung reicher geworden. Niemand fühlt sich in ihm getäuscht. Boris bleibt Boris. Der Relaunch ist geglückt. Alles ist wieder gut.


 
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