© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/01 19. Januar 2001

 
Frisch gepreßt

DDR-Opposition. Der SED-Staat aus der Gegnerperspektive: Gut 350 Sachartikel (von "Ausreisebewegung" zu "Zwangsumsiedlungen") und Kurzbiographien (von Thomas Auerbach über Rudolf Bahro und Oskar Brüsewitz zu Wolfgang Ullmann und Konrad Weiß) enthält ein Standardwerk, das, finanziert von der Konrad-Adenauer-Stiftung, unter der Ägide des Herausgebers Hans-Joachim Veen von Historikern erstellt wurde, die selbst der DDR-Opposition angehörten. Sie haben ein unentbehrliches Nachschlagewerk zur Geschichte des anderen deutschen Staates entstehen lassen, dem in dieser Zeitung noch eine eingehende Würdigung zuteil werden wird ("Lexikon Opposition und Widerstand in der DDR-Diktatur", Propyläen, Berlin 2000, 455 S., Abb., 78 Mark).

Putin. Trotz der augenblicklich scheinbar familiären Beziehungen zwischen Kanzler Schröder und Rußlands Präsidenten Wladimir Putin beurteilt der Kieler Völkerrechtler Wolfgang Seiffert Deutschlands Beziehung zu Rußland eher vorsichtig: Berlin werde im Verhältnis zu Moskau keine Sonderrolle, allenfalls einen "beachtlichen Platz" einnehmen. Dies ist jedoch nur ein Aspekt des neuen Buches von Seiffert, das sich eingehend mit Putins Programm des "starken Staates" und seiner außenpolitischen Konzeption des "Eurasismus" beschäftigt! ("Wladimir W. Putin, Wiedergeburt einer Weltmacht?" Langen Müller, München 2000, 190 Seiten, 39,80 Mark)

Grenzerfahrungen. Im August 1944 standen sieben deutsche Marinesoldaten von U 615 vor einem US-Militärgericht. Sie wurden des gemeinschaftlichen Mordes angeklagt, begangen an einem Kameraden, den sie im Gefangenenlager als Spitzel der Amerikaner enttarnt hatten, der mit dem Verrat militärischer Geheimnisse den Tod von Hunderten deutscher Soldaten mitverschuldete. Die Verteidigung der Deutschen übernahm ein Anwalt jüdischer Abstammung. Der Autor dieses Tatsachenromans, der Psychotherapeut Matthias Engelhardt, der sich selbst ostentativ als "deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens" bezeichnet, hat eine spannende, wenn auch mitunter quälend psychologisierende Studie über Menschen in Grenzsituation verfaßt ("Das Recht zu töten. Report einer Extremstudie", Universitas, München 2000, 270 S., 39,90 Mark)


 
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