© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Jubiläum: Einhundert Jahre Johann Weck und das "Einmachen"
"Weck hoch! Hoch Weck!"
Klaus Bruske

Im Januar 1906 fühlten sich Deutschlands Dichter berufen, mit dem Ruf "Weck hoch! Hoch Weck!" einem ein Ständchen zu singen, dessen Namen wenige Jahre zuvor noch keiner im Kaiserreich kannte – und den übrigens heute wieder kaum ein Lexikon namentlich zu erwähnen bereits ist: Johann Weck (1841 – 1914). Der "Vater" unseres Verbs und Kulturbegriffes "einwecken" sowie indirekt der stehenden Wendung "ans Eingemachte gehen" beging am 27. des Monats seinen 65. Geburtstag.

Der Gehuldigte hatte sechs Jahre zuvor eine – wie es in einem hauseigenen Werbeprospekt von 1906 heißt – "Umwälzung in der Küche aller Länder" herbeigeführt. Er hatte anno 1900, gemeinsam mit Kompagnon Georg van Eyck (1869 – 1951) in Öflingen in Baden nahe Säckingen die Firma "J. Weck & Co. – Einkochgläser und Einkochgeräte" ins Leben gerufen.

Wecks Gründung "blüht" immer noch an selber Stelle: als "J. Weck GmbH & Co. KG". Das 100jährige Unternehmen mit 400 Mitarbeitern produziert und exportiert in alle Welt weiterhin und variantenreich Einweckgläser und Zubehör, dazu Verpackungsglas und Glassteine. Auch betreibt man den Verlag "Ratgeber", in dem u. a. die Monatszeitschrift Ratgeber Frau und Familie erscheint. Sie steht in Nachfolge der gleichfalls vor knapp 100 Jahren – am 1. Mai 1901 – von Johann Weck begründeten Zeitschrift Die Frischhaltung. Zum kulturhistorischen Exkurs lädt das Archiv des Öflinger Weltunternehmens. Weck-Gläser und Saftflaschen unterschiedlichsten Inhalts füllen dort mehrere Räume. Etwa Deutschlands älteste – und nach Aussage der Firma noch voll genießbare – Glaskonserve mit der Aufschrift "Ananas 1897". Oder eine Probe Löwenfleisch, eingeweckt am 2. Oktober 1913. Auch andere lebenswichtige Dinge wie etwa Verbandszeug konservierte man – ja, behandelte sogar Papiergeld auf Wecksche Art und vergrub es in Kriegs- und Notzeiten.

Zwar geht die Hausfrau oder der Hausmann heute nicht mehr wie einst Groß- und Urgroßmutter um Weihnachten und Neujahr automatisch in den Keller oder die kühle Speisekammer und dort "ans Eingemachte". Dennoch: Trotz einer schier unüberschaubaren Fülle an Industriekonserven und der Dominanz der Tiefkühlkost sei Selbsteinkochen im 100. Gründungsjahr der Firma in Deutschland nach wie vor beliebt, ist aus Öflingen zu erfahren. Die badischen Weck-Jünger berufen sich auf Repräsentativ-Umfragen der "Centrale Marketing-Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft" (CMA) in Bonn. Danach gehört für fast 40 Prozent aller Hausfrauen und -männer das Selbsteinwecken von Marmelade oder Kompott immer noch zur Selbstverständlichkeit. Gar 20 Prozent aber machen daraus ein echtes Hobby.


 
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