© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001

 
Widersprüchliches ist politisch nicht genehm
Chemnitzer Museum weist Kritik an Buchheim-Ausstellung zurück
Andreas M. Daniel

Das Chemnitzer Schloßbergmuseum wehrt sich gegen den Vorwurf, mit einer geplanten Ausstellung von Gemälden Lothar-Günther Buchheims Kriegsverherrlichung zu betreiben. In der ARD-Sendung "Titel Thesen Temperamente" war dem Museum vorgeworfen worden, es könne damit zum Anziehungspunkt für Rechtsextremisten werden.

Die Ausstellung mit etwa 70 Bildern Buchheims soll am 21. Januar in Anwesenheit des 83jährigen eröffnet werden und bis zum 18. März zu sehen sein. "Unsere Absicht ist es, einen zeitgeschichtlichen Abschnitt einer öffentlichen Biografie zu zeigen", erläutert der stellvertretende Museumsdirektor Uwe Fiedler. Das Museum stelle sich damit gegen die Tendenz, politisch ungenehme Teile von Biografien auszusparen. Immerhin gehöre Buchheim zu den meistgelesenen Autoren in Deutschland und sei als Künstler hoch geehrt worden.

Die umstrittenen Bilder machen nur einen geringen Teil der Ausstellung aus. Lediglich sieben Werke der Schau gehörten zu den sogenannte Kommandantenbildern. Die übrigen seien Eindrücke aus französischen Häfen und Landschaften, wie sie Buchheim als Kriegsberichterstatter erlebte, sagte Fiedler. Die Bilder stünden im direkten Dialog mit Passagen aus Buchheims Büchern, in denen er sich gegen den Krieg äußere. Diesen widersprüchlichen Aspekt im Leben Buchheims, der seine Kinder- und Jugendjahre in Chemnitz verbrachte und heute Ehrenbürger der Stadt ist, wolle das Museum thematisieren.

Im Zweiten Weltkrieg war Lothar-Günther Buchheim Marine-Leutnant und Kriegsberichterstatter vornehmlich über U-Boot-Operationen im Atlantik. Seine Erlebnisse verarbeitete er 1973 in seinem Bestseller "Das Boot", der 1981 von Wolfgang Petersen verfilmt wurde. Im Frühjahr 1995 veröffentlichte Buchheim einen zweiten, fast 1.500 Seiten umfassenden Kriegsroman unter dem Titel "Die Festung".


 
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