© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/01 12. Januar 2001


Die CSU macht Druck
von Dieter Stein

In knapp anderthalb Jahren ist Bundestagswahl. Langsam gruppieren sich die Kräfte für den Wahlkampf. Bei der größten Oppositionskraft, der CDU/CSU, ist nach wie vor die Frage des Kanzlerkandidaten offen. Zur Diskussion stehen Angela Merkel als CDU-Chefin und Friedrich Merz als Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Doch beide gelten nicht als stark genug, Kanzler Gerhard Schröder ernsthaft herauszufordern. Friedrich Merz wirkt neben dem sich Kohlscher Statur annähernden Schröder wie ein politischer Strich in der Landschaft – es fehlt noch die politische Feuertaufe. Ebenso Angela Merkel, die sich zwar in der Parteispendenaffäre politische Sporen verdient hat, der aber ebenfalls nicht Kanzlerreife zugetraut wird.

Üblicherweise haben Kanzlerkandidaten zuvor wenigstens als Ministerpräsidenten eines Bundeslandes Führungskraft unter Beweis stelen müssen. Neben dem Kanzlerbonus Schröders würde dies einen Unionskandidaten Merz oder eine Kandidatin Merkel erheblich schwächen. Schließlich ist die Bundestagswahl zwischen den großen Parteien auch eine auf Persönlichkeiten zugespitzte Wahl. Deshalb ist es konsequent, daß die CSU – allen Dementis des Vorsitzenden zum Trotz – den bayerischen Landesvater Stoiber auf der Klausurtagung in Kreuth ins Spiel brachte. Allein die Option eines Kanzlerkandidaten Stoiber stärkt die Verhandlungsmasse und den Einfluß der CSU auf Bundesebene. Dies unterstrich auch der vernünftige Vorschlag Stoibers für ein Familiengeld. Mit der CSU und mit Stoiber muß man künftig rechnen.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen