© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/01 05. Januar 2001

 
Frisch gepreßt

Ostpolitik. Im DDR-Braunbuch figurierte der Deutschbalte Boris Meissner als Exponent der "illegalen faschistischen Bewegung in Estland", der sich nach 1945 gradlinig zu einem Wortführer des "Bonner Revanchismus" entwickelt habe. Diese Pankower Polemik verschwendete sich nicht an einer Randfigur. Meissner, Ordinarius in Köln, war der politisch wohl einflußreichste bundesdeutsche "Ostforscher". Das Büchlein zu Ehren seines 85. Geburtstages enthält einen informativen Überblick über die deutsch-sowjetischen Beziehungen zwischen Jalta und "Kaukasus". Und leider auch ein Vorwort von Horst Teltschick, der geschichtsklitternd eine Kontinuität christdemokratischer Wiedervereinigungspolitik seit Adenauers Zeiten behauptet ("Auf dem Wege zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Normalisierung der deutsch-russischen Beziehungen. Ausgewählte Beiträge", Berlin Verlag, Berlin 2000, 135 Seiten, 39 Mark).

Literarische Provinzen. Im Auftrag der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen bringt Frank-Lothar Kroll in schneller Folge seine Reihe "Literarische Landschaften" heraus.Nach dem Band über Schlesien (JF 18/00) ist nun eine Aufsatzsammlung über böhmische Autoren erschienen, die sich u.a. mit Franz Fühmann und sudetendeutschen Schriftstellern im Dritten Reich befaßt. Kompendiös mutet Krolls dritter Band über ostdeutsche Autoren an, die nach 1933 mindestens "kulturelle Renitenz" zeigten. Neben Autoren der "Inneren Emigration" wie Wiechert oder Loerke werden auch "Grenzfälle" (Rauschning, Niekisch, Ernst Kantorowicz) gewürdigt ("Böhmen. Vielfalt und Einheit einer literarischen Provinz", Duncker & Humblot, Berlin 2000, 179 S., und: "Deutsche Autoren des Ostens als Gegner und Opfer des Nationalsozialismus. Beiträge zur Widerstandsproblematik", ebd., 518 Seiten, 48 bzw. 78 Mark).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen