© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/00-01/01 22. Dezember / 29. Dezember 2000

 
Der Aufstand der Antifa-Weihnachtsmänner
Vatikanstadt: Ein Besuch des Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider beim Papst weckte gewalttätige Emotionen
Peter Sichrovsky

Letzten Samstag besuchte der Landeshauptmann von Kärnten, Jörg Haider, den Papst in Rom. Er brachte, wie schon vor vielen Jahren vereinbart, einen Weihnachtsbaum aus dem Gurktal als Geschenk mit, der am Sonntag nachmittag auf dem Petersplatz be- und erleuchtet wurde.

Rund um diese vorweihnachtliche Baumübergabe ereignete sich ein Spektakel, das in seiner Absurdität, Peinlichkeit, Verlogenheit und Absonderlichkeit schwer zu inszenieren gewesen wäre. Solch ein kollektiver Schwachsinn wie der Protest gegen Jörg Haiders Christbaum kann auch nur durch das spontane Chaos entstehen. Schon am Abend vor der Ankunft des Landeshauptmannes schleppte sich ein Zug von Demonstranten durch Rom, an dem laut Berichterstattung Schwule, Lesben, Linke, Gewerkschafter, Juden und Ausländer teilnahmen.

Ob die Journalisten die einzelnen Marschierer durch Befragung so eindeutig identifizieren konnten, oder die Betroffenen, um jede Vermengung und Verwechslung zu vermeiden, deutlich erkennbar waren, bleibt unbeantwortet. Etwaige Überlappungen der antifaschistischen Identitäten wurden ebenfalls nicht aufgeklärt. Ob nun schwule Juden oder linke Ausländer oder ausländische Lesben sich der einen oder anderen Gruppe angeschlossen hatten, blieb allen ein Rätsel. Samstag vormittag empfing der Papst die Delegation aus Kärnten. Er las vom Blatt eine Dankesbotschaft mit vielen Symbolen über die Kraft des Baumes und des Lichtes und enttäuschte all jene Verzweifelten, die schon den Besuch Haiders verhindern wollten und zumindest eine scharfe Botschaft des Papstes an den Landeshauptmann erwarteten.

Doch das schon etwas schwache, aber immer noch sehr helle und aufmerksame Oberhaupt der Katholischen Kirche dachte nicht im geringsten daran, dem Druck der verlogenen Moralisten nachzugeben und diese Feier in eine politische Veranstaltung umzufunktionieren.

Danach übergab Jörg Haider dem Papst ein Zertifikat über den Baum. In den Nachrichtenagenturen, allen voran dpa, stand zu lesen, er hätte seine Rede schriftlich übergeben müssen, da ihn der Papst nicht zu Wort kommen ließ. Eine der vielen Lügen der Medien und Agenturen über diesen Besuch.

So war zum Beispiel in den deutschen Zeitungen nichts davon zu lesen, daß Haider am Abend zuvor durch die Stadt spazierte und einkaufen ging und die Bevölkerung ihm zujubelte, laut klatschte, wenn er aus einem Geschäft kam und viele ihm die Hand schütteln wollten. Auch für seine auf italienisch gehaltene Rede beim Einschalten der Lichter auf dem Petersplatz erhielt er demonstrativen Applaus von einer riesigen Menschenmenge, die mit Begeisterung den Christbaum feierte.

Einen Kilometer entfernt prügelten sich Demonstranten mit Polizisten, die in Haider jene faschistische Gefahr sehen, die sie selbst darstellen. Stolz gaben einige Chaoten den Journalisten Interviews und berichteten, sie seien eben aus Nizza gekommen, wo sie gegen den EU-Gipfel kämpften und natürlich auch schon in Sydney dabei gewesen.

Als Beteiligter wußte man am Abend nach Audienz und Baumerleuchtung nicht mehr, ob man nun weinen oder lachen soll. Da kündigten jüdische Geschäftsleute an, daß sie am Samstag während des Papstempfangs die Lichter in ihren Geschäften ausschalten würden. Wie machen sie das nur? Am Sabbat sollten sie nicht arbeiten und schon gar nicht das Licht auf- und abdrehen. Ist dieser jämmerliche Protest eine Verletzung der Regeln der jüdischen Religion wert?

Was zurückbleibt, ist eine wunderschöne Erinnerung für fast 300 Teilnehmer an eine Reise nach Rom bei herrlichem Sonnenschein, einen rührenden Empfang beim Papst, ein Fest auf dem Petersplatz rund um einen herrlich leuchtenden Christbaum, und angeblich sind in weiter Ferne, abgeschirmt von Polizisten, ein paar hundert antifaschistische Weihnachtsmänner aufmarschiert, um für die sehnsuchtsvoll erwartete Diktatur des linken Mittelmaßes zu trainieren.

Weit weg von Rom – so lesen wir – haben Gesinnungsgenossen dieser vertrottelten Gutmensch-Gemeinschaft in Berlin in jenen Bezirken, in denen Rot- Grün die Mehrheit hat, beschlossen, keine Weihnachtsbäume aus Kärnten zuzulassen.

Hätten doch schon in den dreißiger Jahren so viele anständige Deutsche und Italiener gelebt, wären uns Europäern sicherlich Nationalsozialismus und Faschismus erspart geblieben.

 

"Ich bin traurig über das, was passiert ist. Nie hätten wir uns vorstellen können, daß unser Weihnachtsbaum ein Vorwand für so viele Polemiken und gewaltsame Zusammenstöße werden könnte, die den Frieden des Weihnachtsfestes und des Heiligen Jahres gestört haben. … Es ist nicht gerecht, Herrn Haider und seine Partei zu dämonisieren, auch wenn sie manchmal einen kritikwürdigen Populismus predigen, aber es handelt sich weder um Faschismus noch um Nazismus. Im übrigen ist Österreich ein Land der stabilen Demokratie, und wir stellen keinerlei Phänomene der gewalttätigen Aggression gegen Ausländer und Juden fest, was aber in anderen Ländern Europas geschieht."

Der Kärntner Diözesanbischof Egon Kapellari im "Corriere della Sera" vom 18. Dezember


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen