© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/00 08. Dezember 2000

 
WIRTSCHAFT
Deutschland verliert, Frankreich gewinnt
Bernd-Thomas Ramb

Über die Kosten des Euro ist ausführlich debattiert worden. Sie sind so vielfältig wie unübersehbar und so hoch wie unvorstellbar. Das meiste an finanzieller Belastung kommt demnächst erst auf die Bevölkerung zu, so daß der Leidensdruck seine Spitze noch nicht erreicht hat. Noch ist die deutsche Brieftasche halbwegs gefüllt. Die Kosten des Euro wirken sich aber nicht nur als künftige Einbußen des laufenden Einkommens aus. Mit der Vergemeinschaftung der Währungen werden auch erhebliche Vermögenswerte in den EU-Eintopf geworfen. Dabei wird klar, daß einige Nationen erheblich mehr, andere kaum etwas einbringen, alle Europäer aber die gleichen Anteile erhalten. Eine gewaltige Umverteilung von Vermögenswerten ist die Folge.

Von einem besonders erschreckenden Ausmaß, wie es auch von den Eurokonstrukteuren nicht vorbedacht war, ist der Vermögenstransfer aufgrund der unterschiedlichen Wertschöpfungspotentiale der beteiligten nationalen Währungen. Darunter ist das Vermögen der nationalen Zentralbanken zu verstehen, aus ihrem Zentralbankgeld Zinserträge zu erwirtschaften. Dieses Potential richtet sich in erster Linie nach der nationalen Wirtschaftskraft, nicht nur der gegenwärtigen, sondern auch in der Vergangenheit. Der wirtschaftliche Fleiß der früheren Jahre war in Europa unterschiedlich ausgeprägt. So konnten die nationalen Zentralbanken Bestände an Wertpapieren mit unterschiedlichen künftigen Zinserträgen anhäufen, die zum 1. Januar 2002 alle zum Einheitspreis an die Europäische Zentralbank abzuliefern sind. Für Deutschland beträgt der Verlust aus dieser Zwangsabgabe 57,4 Milliarden Mark. Frankreich gewinnt dagegen 61,3 Milliarden Mark. Die Ratlosigkeit der Euroschöpfer ist nun groß, wie dieser Skandal noch zu bereinigen ist.


 
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