© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/00 01. Dezember 2000

 
Meldungen

Verunglimpfung mit Kunstcharakter

KARLSRUHE. Das Lied "Deutschland muß sterben" der Hamburger Punk-Rock-Gruppe Slime darf öffentlich abgespielt werden. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hat mit Hinweis auf die Kunstfreiheit die Verurteilung eines Versammlungsleiters aufgehoben, der das Lied 1997 auf einer Berliner Kundgebung abspielte und damit gegen ein polizeiliches Verbot verstieß. Das Amtsgericht Tiergarten, das in dem Liedtext eine Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole erkannte, hat nach Ansicht der Verfassungsrichter den Kunstcharakter des Liedes verkannt. Der zu einer Geldstrafe Verurteilte hatte vergeblich beim Landgericht Berlin Berufung eingelegt, und auch sein Revisionsantrag beim Kammergericht Berlin hatte keinen Erfolg. Beim Bundesverfassungsgericht jedoch hatte seine Beschwerde Erfolg (Az: Bundesverfassungsgericht 1 BvR 581/00). Der Versammlungsleiter hatte das provokante Lied auf einer Kundgebung in Berlin-Kreuzberg im September 1997 abgespielt, bei der 50 Teilnehmer gegen die Inhaftierung eines Gesinnungsgenossen protestierten. Der Fall des Versammlungsleiters wurde an das Amtsgericht Berlin-Tiergarten zurückverwiesen.

 

Frank Rennicke erhielt Bewährungsstrafe

BÖBLINGEN. Der nationale Liedermacher Frank Rennicke ist wegen Volksverhetzung zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Damit endete der Prozeß gegen den 35jährigen vor dem Amtsgericht Böblingen bereits am ersten Tag der Hauptverhandlung. Rennickes Frau muß wegen Beihilfe zum Vertrieb volksverhetzender Schriften 1.000 Mark Geldstrafe zahlen. Das Ehepaar muß außerdem 70.450 Mark zahlen, die es durch den Vertrieb der Tonträger eingenommen haben soll.

 

Shakespeare-Bibliothek wiedereröffnet

MÜNCHEN. Die Münchner Shakespeare-Forschungsbibliothek ist wieder zugänglich. Die renommierte Bibliothek wurde in den vergangenen Monaten modernisiert und erheblich erweitert, teilte die Ludwig-Maximilians-Universität mit. Zentrum der Spezialbibliothek ist die systematische Sammlung von Publikationen zu William Shakespeare (1564–1616), seiner Zeit und seiner internationalen Rezeption. Neben einer repräsentativen Auswahl von Texteditionen (Erstausgaben oder Faksimile Reprints) ist vor allem die deutschsprachige Übersetzungstradition und Rezeption vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart umfassend vertreten. Zudem gibt es eine Sammlung von fotokopierten Aufsätzen und Sonderdrucken aus in- und ausländischen Fachzeitschriften. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Archiv zur Bühnengeschichte der Werke Shakespeares im deutschsprachigen Raum seit 1960 umfaßt mehr als 10.000 Theaterrezensionen.

Kishon für Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen

Der Schriftsteller Ephraim Kishon ist für den Literaturnobelpreis 2001 nominiert. 18 Verlage aus aller Welt schlugen ihn der Schwedischen Akademie als Kandidaten vor. Die Initiative dafür war vom Präsidenten des Israelischen Schriftstellerverbandes ausgegangen. Der meistgelesene Satiriker aller Zeiten wurde 1924 in Budapest geboren. Er schrieb bis heute über 50 satirische und humoristische Bücher, die in 37 Sprachen übersetzt wurden und eine Auflage von 42 Millionen Exemplaren erreicht haben.


 
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