© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/00 01. Dezember 2000

 
WIRTSCHAFT
Marktwirtschaftliche Spielkonsolen
Bernd-Thomas Ramb

Zwei zeitgleiche Meldungen, beide aus derselben Branche und dort dieselbe Produktart betreffend, jedoch grundverschieden, beschreiben beispielhaft die Kräfte der Marktwirtschaft zur Aufdeckung der Verbraucherwünsche. Da ist die Meldung des Medienkonzerns Sony über den deutschen Verkaufsstart der neuen Videospielkonsole "Playstation 2". Trotz des hohen Preises wurden die Geräte den Händlern förmlich aus der Hand gerissen – innerhalb von einigen Stunden waren 50 Prozent des Bestandes bereits verkauft. Bis Weihnachten kann Sony insgesamt 120.000 Geräte für den deutschen Raum ausliefern, mehr schaffen die Produktionskapazitäten nicht. Doch die Nachfrage dürfte größer sein. Auf der anderen Seite steht die Meldung über hohe Verluste des Konkurrenten Sega, der eine ähnliche Spielkonsole einige Zeit vorher angeboten hatte. Nun wird bei Sega befürchtet, daß der geringe Absatz von "Dreamcast" die hohen Entwicklungskosten nicht mehr decken kann.

Beide Geräte unterscheidet technisch eigentlich wenig. Dieses wenige scheint aber für den Verbraucher essentiell zu sein. Der Faktor des "Eher-auf-dem-Markt-gewesen-sein" spielte keine große Rolle. Die Playstation-Käufer waren bereit zu warten. Der Preis kann es auch nicht gewesen sein: Die Playstation kostet fast das Doppelte. Ebenso bleibt die Anzahl der verfügbaren Spiele außer acht. Segas Dreamcast bietet 400 Spiele, Sonys Playstation dagegen bislang nur 50 Spiele. War es etwa der schnellere Prozessor, der bei Sony mit 295 Megaherz arbeitet, bei Sega dagegen nur mit 200? Tatsache ist, daß Sony mit fast monopolistischer Preisbildung die Konsumenten abschöpfen kann und Sega nicht. Im Frühjahr kommen weitere Spielkonsolen auf den Markt – und die Karten des Marktspiels werden neu gemischt.


 
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