© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/00 01. Dezember 2000

 
Tanz auf dem Vulkan
von Petra Straub

Die Uno-Klimakonferenz in Den Haag ist gescheitert. Ratifiziert werden sollte das unmögliche, bereits 1992 in Rio de Janeiro auf den Weg gebrachte Ziel, Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum mit der Senkung des CO2-Ausstoßes zu verbinden. Sündenbock des desaströs gescheiterten Gipfels sind nun die USA, weil sie ehrlich genug waren, gar nicht erst so zu tun, als könnte das von ihnen angestrebte Wirtschaftswachstum mit einer Senkung des CO2-Ausstoßes einhergehen.

Das mußte Al Gore als US-Vizepräsident und Bestsellerautor von "Wege zum Gleichgewicht" ob der wirtschaftlichen Sachzwänge eingestehen. Denn auch Gore versprach im US-Wahlkampf, den Ölhahn weiter aufzudrehen. Die EU will zwar auch mehr Wirtschaftswachstum, senkt aber – zuvorderst in Frankreich – die Mineralölsteuer und tut so, als könnte sie Öl verbrennen, ohne Treibhausgase freizusetzen. Das widerspricht den Naturgesetzen. Nein, wer es ernst meint, muß schon tiefer ansetzen und dafür sorgen, daß die Staaten, die am meisten CO2 ausstoßen, möglichst eine schrumpfende Bevölkerungszahl aufweisen. Wie wäre es also mit einer Bevölkerungskonferenz? Und wenn die unterschiedlichsten Widersprüche schon nicht unter einen Hut gebracht werden können, dann muß man sich eben überlegen, was man im Ernstfall zu tun gedenkt. Schon nach Rio hieß es, die letzte Ausfahrt wurde verpaßt. Da ist es ratsam, sich wenigstens nicht vorzumachen, als sei man auf dem richtigen Weg, wenn man den ins Stocken geratenen Wagen nächstes Jahr nur wieder in Gang kriegt.


 
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