© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/00 24. November 2000

 
Meldungen

Historiker bleiben bei alter Rechtschreibung

KIEL. Die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (GSHG), einer der ältesten Geschichtsvereine in deutschen Landen, hat bekräftigt, in ihren Veröffentlichungen die sogenannte "Rechtschreibreform" zu ignorie- ren.Wie der Kieler Historiker Henning Unverhau, ein Vorstandmitglied, schreibt (Mitteilungen der GSHG, Heft 58/00), sei es im herrschenden Durcheinander von Reformen der Reform das Sinnvollste, "die Schriften der Gesellschaft weiterhin in der alten, herkömmlichen Rechtsschreibung erscheinen zu lassen". Man bewege sich damit auf der Linie der FAZ und des Deutschen Hochschulverbandes. Allein "die Obrigkeit" halte "tapfer an der Urfassung des Unfugs fest, so daß die Schüler eine Orthographie lernen müssen, die außerhalb der Schule niemand anwendet".

 

US-Sozialforscher im Kriegseinsatz

HAMBURG. Während sie in ihren Studien zum Thema "Wissenschaft im Dritten Reich" regelmäßig ein maximales moralisches Entrüstungspotential entbinden wollen, behandeln deutsche Historiker die Intellektuellen-Mobilisierung im Lager der Anti-Hitler-Koalition erstaunlich "wertfrei". So fördert jetzt Ulrich Bröckling (Konstanz), rühmlichst bekannt durch seine Monographie zur "Geschichte militärischer Gehorsamsproduktion" (1997), in einer Studie über "Schlachtfeldforschung" zutage (Mittelweg 36, 5/00), wie seit 1940 in der US-Armee empirische Sozialforschung betrieben wurde. Gut 150 Sozialwissenschaftler sammelten Informationen über Einstellungen und das kollektive Verhalten von 500.000 GIs, um der Armeeführung ihr "Kontingenzmanagement", d.h. die Steuerung des das militärische Handeln bestimmenden Zufalls zu erleichtern. Dabei stellten sie die Bedeutung des Zusammenhalts kleiner Gruppen besonders heraus. Diese Orientierung an den primary groups entspreche einer Gesellschaft von Immigranten, die sich auch in der Armee nie auf jene Homogenisierungskraft "nationalistischer oder gar völkischer Imaginationen" verlassen konnte, die europäischen Nationen zur Verfügung stand.


 
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