© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000

 
Sehnsüchte
Kino III: "Superstar"
Claus-M. Wolfschlag

Egal ob die Menschen dick, dünn, schwarz, weiß, klug oder beknackt sind – die Sehnsucht nach Zärtlichkeit ist allen immanent. So geht es auch der Schülerin Mary Katherine Gallagher (Molly Shannon), die sich wünscht, endlich vom schmalzigen Schulschönling Sky (Will Ferrell) in den Arm genommen und geküßt zu werden. Mary hat bei diesem Vorhaben allerdings enorme Hürden zu überwinden. Sie ist nicht gerade mit weiblichem Charme und körperlichen Reizen gesegnet, trägt eine altertümliche Fünfziger-Jahre Brille, bewegt sich äußerst ungelenk und besitzt einen untrüglichen Instinkt dafür, jedes Fettnäpfchen aufzuspüren, in das man sich nur setzen kann. Zudem hat der angebetete Sky eine Freundin, die ebenso hübsche wie bösartige Blondine Evian (Elaine Hendrix). Neben Skys Küssen träumt Mary von einer Karriere im Showbusiness. Zahlreiche Demütigungen und Enttäuschungen muß das Mädchen auf dem Weg dorthin erleben. Doch sie bleibt ihrem Traum treu, einmal ein "Superstar" zu werden, bewundert und geliebt. Mit Hilfe ihrer Großmutter und des sie heimlich verehrenden schweigsamen Außenseiters Slater (Harland Williams) bekommt sie schließlich bei einem Talent-Wettbewerb ihrer Schule Gelegenheit, ihr Können vorzuführen.

"Superstar" behandelt die keinesfalls neue Geschichte des Mauerblümchens, das sich auf den steinigen Weg zu Ruhm, Anerkennung und Zuneigung macht. Indes aus dem häßlichen Entlein wird in der etwas ironischen Bearbeitung von Bruce McCulloch auch am Ende des Streifens kein schöner Schwan. Statt dessen kommt immerhin noch ein Tanz-Starlet heraus. Vielleicht ist in unserer Mediengesellschaft die Erkenntnis wertvoll, daß man durch Medienruhm zwar nicht schöner wird, aber dafür immerhin jedes pummelige Schulmädchen und jeder von Akne geplagte Pubertierende davon träumen kann, später einmal einen Platz im Showbusiness zu finden. Es ist der spezifisch amerikanische Traum von den ungeahnten Möglichkeiten, den McCulloch keinesfalls unsympathisch in Szene gesetzt hat. Das mag vielen Jugendlichen Hoffnung geben, wenngleich das Leben wahrlich nicht so relativ einfach verläuft wie in Filmmärchen.

"Superstar" ist eine weitere Variante jener seichten Komödien, die im spezifisch amerikanischen High-School- und College-Milieu spielen. Schuluniformen, gepflegte Studentenwohnheime und High-School-Bälle spiegeln allerdings kaum die Situation oder die Probleme der hiesigen deutschen Altersklientel wider. Ein kommerzieller Erfolg dürfte deshalb hierzulande fraglich bleiben.


 
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