© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000

 
UMWELT
Rechtsbruch der Japaner
Volker Kempf

Greenpeace fordert Bundeskanzler Gerhard Schröder auf, Handelssanktionen gegen Japan zu verhängen. Denn Japan breche internationales Recht, indem es die vom Aussterben bedrohten Mink-, Bryde- und Pottwale erlege. Im September wurden insgesamt 89 dieser Tiere getötet, heißt es in der Novemberausgabe des Magazins für Greenpeace-Förderer. Würde diese – nur von zehn Prozent der Japaner selbst befürwortete – Praxis geduldet, bedeute dies eine Aufweichung des internationalen Fangverbotes, und auch die Russen sowie Island könnten dann geneigt sein, wieder in das Walgeschäft einzusteigen.

Die US-Regierung zog bereits die Konsequenz, Sanktionen gegen Japan zu verhängen: Japan werde keine Fischereirechte für amerikanische Gewässer mehr erhalten, hieß es aus den USA. Das habe Japan durchaus getroffen, nun müsse auch die EU Japan unter Druck setzten, so Greenpeace. Wohl wahr, denn wenn Rechtsbruch keine Konsequenzen mit sich bringt, dann braucht man bald keine Rechtsregeln mehr aufzustellen. Greenpeace wird sich daher den japanischenWalfängern vor die Harpunen stellen. Ein neues Schiff, das mit 72 Meter Länge bisher größte und mit 17,5 Knoten auch das schnellste, hat Greenpeace bereits angeschafft.

Das Boot wird nach dem bisherigen Votum der Gäste der Greenpeace-Homepage "Gaia" heißen, also nach einer altgriechischen Erdgöttin benannt werden. Bleibt Greenpeace mit ihrer nächstes Jahr in See stechenden Gaia nur eine gute Fahrt zu wünschen. Der ehemalige Marinekapitän Paul Watson würde den Walfängern allerdings nach ein paar Warnschüssen gleich auf eigene Faust den Krieg erklären, wenn die internationale Rechtsgemeinschaft dazu nicht in der Lage ist.


 
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