© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/00 17. November 2000

 
"Herr Bissinger ist hierfür nicht verantwortlich"
"Netz gegen Rechts": Hunderte von JF-Lesern protestieren bei deutschen Medien gegen eine Denunziations-Seite im Internet
Hans-Peter Rissmann

Große Empörung und Erschütterung hat ein Rundbrief des Chefredakteurs Dieter Stein an die Abonnenten der JUNGEN FREIHEIT ausgelöst. In diesem Schreiben informierte er über eine kürzlich auf Initiative der linksgerichteten Hamburger Wochenzeitung Die Woche unter der Internetadresse " www.netzgegenrechts.de " eingerichtete "Homepage", in der seriöse Agenturmeldungen mit Nachrichten vermischt werden, die dem linksextremen "Antifa"-Spektrum entstammen. Besonderes Unverständnis löste die Tatsache aus, daß ein Netz, das vorgibt, "gegen Extremismus" engagiert zu sein, sich den Namen "Netz gegen Rechts" gibt und damit die Hälfte des demokratischen Spektrums diskriminiert.

Nun ist es der Woche gelungen, unter zweifelhaften Umständen eine Reihe angesehener Nachrichtenagenturen, Fernsehsender und Zeitungen zur Unterstützung dieser Denunziations-Seite zu gewinnen. Zu den Unterstützern zählen u. a. ARD, ZDF, dpa, Bild, Deutsche Welle, Der Spiegel, Der Tagesspiegel, die WAZ-Gruppe, Berliner Zeitung, Abendzeitung, Frankfurter Rundschau. Die Woche erschlich sich die Unterstützung unter dem Vorwand eines seriösen Engagements gegen politischen Extremismus. Was es nicht ist, sondern Teil einer linksextremen Kampagne gegen Konservative und Rechte.

Das "Netz gegen Rechts" wirft mutwillig Straftäter, Extremisten und Konservative in einen Topf. So wurde unter der Rubrik "Köpfe der Rechten" noch bis vor wenigen Tagen vermeldet: "Wer sind die Köpfe der Rechten? Sie sind Rädelsführer, Einpeitscher, sie betätigen sich als Drahtzieher im Hintergrund oder liefern ihren Anhängern als Deckmäntelchen für Gewalt eine krude politische Ideologie. NetzGegen-Rechts.de nennt die wichtigsten Köpfe und Rädelsführer aus der rechten Szene." Um dann unter der Rubrik "Die Schreibtischtäter" Dieter Stein in seiner Funktion als Chefredakteur der JUNGEN FREIHEIT aufzuführen. Auf ein Protestschreiben von Dieter Stein beim Herausgeber der Woche, Manfred Bissinger, erhielt er zwar keine Antwort, die Rubrik "Schreibtischtäter" wurde aber daraufhin in "Publizisten" abgeändert.

Auf den Aufruf des JF-Chefredakteurs an seine Leser hin brach nun eine wahre Flut von Anrufen, Briefen, Postkarten und E-Mails über die Hamburger Wochenzeitung und den Herausgeber Bissinger herein. Nach den der JF-Redaktion vorliegenden Kopien von Briefen zu schließen, müssen mehrere hundert Protestbriefe und Anrufe getätigt worden sein. Nicht weniger Leser protestierten bei den die Denunziations-Seite "netzgegenrechts" unterstützenden Medien.

Der Protest zeigte Wirkung. Die Telefone der Woche standen nicht still. Völlig entnervt versuchte die Chefsekretärin des Woche-Herausgebers die protestierenden JF-Leser zu beruhigen, Herr Bissinger sei gar nicht für die Internet-Seite verantwortlich, und verwies die Anrufer an einen Redakteur der Woche. Der sei schuld.

Wenige Tage, nachdem die Proteste einsetzten, wurde aber die Internetseite unter Hochdruck überarbeitet. Der Umbau der Seite geschah so hastig, daß für Stunden unter der Rubrik "Wer sind die Köpfe der Rechten" ein ganz anderes Textangebot zu finden war. Der Name Dieter Stein ist jedoch nach wie vor genannt. Inzwischen ist dort nicht mehr von "Rädelsführern, Einpeitschern und Drahtziehern im Hintergrund" die Rede, sondern es heißt: "Das Spektrum rechter Vordenker, Ideologen und ihrer Unterstützer ist weit und reicht vom strammen Parteikader bis zum Publizisten, der der verfassungsgemäßen Freiheit von Schrift und Sprache das Wort redet." Insbesondere der letzte Teil des Satzes ist entlarvend – als ob der Einsatz für verfassungsgemäße Freiheiten Kennzeichen von Extremismus sei.

Inzwischen haben offensichtlich mehrere Medien – auch wegen der Proteste aus den Reihen der JF-Leser – ihre Unterstützung für die umstrittene Woche-Initiative wieder zurückgezogen. Als erstes hatte schon vor kurzem die Tageszeitung Die Welt ihre Unterstützung der linksradikalen Homepage gestoppt. Zu komisch wäre es auch, wenn eine Tageszeitung, die allgemein als rechts verschrien wird, ein "Netz gegen Rechts" fördert. Nun sind aber auch auf einen Schlag die "Links" (Verbindungen) der evangelischen Nachrichtenagentur epd und der Badischen Zeitung verschwunden. Die Proteste haben ihre Wirkung getan.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen